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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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214 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

b) Im Verlauf der SN1-Reaktion geht das zentrale Kohlenstoffatom des Substrates RX aus der<br />

vierbindigen, tetraedrischen Form in die dreibindige des Carbeniumions über, das ein<br />

ebenes Dreieck mit dem Kohlenstoff in der Mitte darstellt. An diese Zwischenstufe kann<br />

der im zweiten Schritt reagierende Partner Nu mit gleicher Wahrscheinlichkeit von jeder<br />

Seite herantreten, wobei zwei spiegelbildlich gleiche tetraedrische Reaktionsprodukte RNu<br />

entstehen [2.8]. Optisch aktive Verbindungen werden deshalb im Verlauf der SN1-Reaktion<br />

racemisiert.<br />

Nu 0 Nu<br />

i<br />

Nu<br />

SN l-Reaktionen über sehr reaktionsfähige Carbeniumionen und in weniger polaren<br />

Lösungsmitteln verlaufen meist überwiegend unter Inversion der Konfiguration (wie SN2-<br />

Reaktionen, vgl. [2.9]). In diesen Fällen bleibt während der Reaktion die Abgangsgruppe<br />

X - mit dem intermediären Carbeniumion als lonenpaar verbunden, so daß das Reagens Nu<br />

nur von der durch X - nicht abgeschirmten Seite an das Carbeniumion herantreten kann.<br />

c) Bei SN1-Reaktionen treten im allgemeinen Olefine bzw. umgelagerte Verbindungen als<br />

Nebenprodukte auf. Olefine bilden nicht selten sogar den Hauptanteil der Reaktionsprodukte<br />

(über das Verhältnis von Eliminierung zu Substitution vgl. D.3.1.1.).<br />

d) Da im geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der SN l-Reaktion Ionen entstehen, die solvatisiert<br />

werden, hat das Solvatationsvermögen des Lösungsmittels einen großen Einfluß auf<br />

die Reaktionsgeschwindigkeit (vgl. D.2.2.I.).<br />

e) Die Aktivierungsentropien von SNl-Reaktionen liegen meist um O, weil das intermediäre Carbeniumkation<br />

ohne hohe sterische Anforderungen gebildet werden kann (vgl. dazu C.2.).<br />

2.1.2. Bimolekulare nucleophile Substitution (SN2)<br />

Bei diesem Reaktionstyp erfolgen Bindungsbruch und Bindungsbildung gleichzeitig (konzertiert):<br />

Der Reaktionspartner Nu nähert sich dem polarisierten Molekül R-X von der dem Substituenten<br />

X entgegengesetzten Seite her und tritt mit R in Wechselwirkung. Synchron mit der<br />

Bildung der R-Nu-Bindung vergrößert sich der Bindungsabstand zwischen R und X. Dabei<br />

wird ein Übergangszustand durchlaufen, in dem Nu noch nicht sehr fest gebunden und X noch<br />

nicht völlig vom Rest gelöst ist:<br />

NuI + C-X<br />

^ i<br />

\ • *<br />

[2.8]<br />

Nu-p—X | Nu-C^ + Xl [2.9]<br />

Dieser Übergangszustand ist der Zustand höchster Energie auf der Reaktionskoordinate<br />

(vgl. Abb. C.12).<br />

SN2-Reaktionen zeigen folgende charakteristische Merkmale:<br />

a) Da sich die beiden Reaktionspartner Nu und RX in einem einzigen Reaktionsschritt zu den<br />

Produkten RNu und X umsetzen, gehorcht die SN2-Reaktion einem Geschwindigkeitsgesetz<br />

zweiter Ordnung:<br />

dt<br />

= Jk2[RX][Y] [2.10]

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