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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 7.2.1. Reaktionen von Carbonylverbindungen mit CH-aciden Verbindungen 523<br />

10-Methyl-A J , 9 -octahydronaphthalen-2,5-dion aus 2-Methyl-2-(3-oxo-butyl)cyclohexan-l,3dion:<br />

NAZAROV, I. N, u. a., Zh. Obshch. Khim. 26 (88) (1956), 441.<br />

Piperin aus Piperonal und Crotonsäurepiperidid unter Phasentransferkatalyse: SCHULZE, A.;<br />

OEDIGER, H., Liebigs Ann. Chem. 1981,1725.<br />

Bei der Aldolreaktion von prochiralen Ausgangskomponenten, z. B. einem Aldehyd und einem unsymmetrischen<br />

Keton, entstehen Produkte mit zwei asymmetrischen Kohlenstoffatomen, die in vier stereoisomeren<br />

Formen (zwei Diastereomeren in jeweils enantiomeren Formen) vorkommen können (vgl. C.7.3.2.).<br />

Die gebildeten diastereomeren Ketole bezeichnet man mit syn oder erythro bzw. anti oder threo:<br />

R 1<br />

O<br />

R"<br />

H R<br />

O OH<br />

R 1 " Y ^ R<br />

R"<br />

O OH<br />

R^ Y R<br />

R"<br />

syn-Ketol<br />

R (erythro)<br />

anfi-Ketol<br />

R,/ Y ^R (threo)<br />

R"<br />

[7.124]<br />

Aus achiralen Ausgangsverbindungen werden die beiden enantiomeren Formen jedes Diastereomeren<br />

im gleichen Verhältnis gebildet, also als racemisches Gemisch.<br />

Die beiden diastereomeren Ketole entstehen jedoch nicht in gleichen Mengen, sondern eins davon wird<br />

bevorzugt gebiltet. Welches das ist, hängt vor allem von der Größe der Reste R, R' und R" und von den<br />

Reaktionsbedingungen ab.<br />

Die Diastereoselektivität der Reaktion läßt sich verstehen, wenn man berücksichtigt, daß das durch<br />

Deprotonierung mit der Base (MB) aus der Methylenkomponente gebildete Enolat in zwei stereoisomeren<br />

Formen als (E)- und (Z)-Verbindung vorkommen kann. Es reagiert mit der Carbonylkomponente über<br />

einen sechsgliedrigen, sesselförmigen cyclischen Übergangszustand, in dem das Metallion M® mit dem<br />

Enolat- und dem Carbonylsauerstoff koordiniert ist.<br />

Verläuft die Reaktion thermodynamisch kontrolliert (vgl. C.3.2.), d. h. (E)- und (Z)-Enolat stehen miteinander<br />

im Gleichgewicht, wird vorrangig das thermodynamisch stabilere (E)-Enolat gebildet. Das ist vor<br />

allem bei höheren Temperaturen und langen Reaktionszeiten der Fall. Der energieärmste, am wenigsten<br />

sterisch gespannte Übergangszustand ist dann der, in dem der Rest R der Carbonylverbindung äquatorial<br />

angeordnet ist. Es ergibt sich das anti-(threo )-Keto\.<br />

+ MB<br />

-HB.<br />

R 1<br />

R"<br />

+ MB<br />

-HB•\<br />

R"<br />

R'<br />

(Z)-Enolat<br />

H<br />

R 1<br />

(£)-Enolat<br />

O 0 M 0<br />

O 0 M 0<br />

RCHO<br />

RCHO<br />

0 M©<br />

/^o-, M<br />

o ; v<br />

O, ©<br />

R 1<br />

OH<br />

O OH<br />

R"<br />

anti (threo)<br />

[7.125]<br />

Unter kinetischer Kontrolle der Reaktion, d.h. wenn das Enolat irreversibel gebildet wird, entsteht<br />

dagegen bevorzugt das (Z)-Enolat, das mit der Carbonylkomponente zum syn-feryt/zroJ-Ketol reagiert.<br />

Dies geschieht z. B. mit starken Basen, wie Lithiumdiisopropylamid (LDA), bei niedrigen Temperaturen<br />

und kurzen Reaktionszeiten.

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