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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 1.6. Weitere radikalische Substitutionsreaktionen 209<br />

gelingt auch mit einem NO/Cl2-Gemisch bzw. mit Nitrosylchlorid, NOCl, unter Bestrahlung mit UV-Licht,<br />

wobei HCl als Nebenprodukt entsteht. Unter seinem Einfluß lagern sich zunächst gebildete primäre und<br />

secundäre Nitrosoverbindungen in Oxime um. Auf diese Weise wird Cyclohexanonoxim (Vorprodukt für<br />

6-CaproIactam, s. oben) durch Photonitrosierung von Cyclohexan technisch hergestellt. Man formuliere die<br />

entsprechenden Reaktionsgleichungen!<br />

Die bisher behandelten radikalischen Substitutionen betrafen ausschließlich den Ersatz von<br />

Wasserstoff durch verschiedene funktionelle Gruppen. Es ist umgekehrt auch möglich, funktionelle<br />

Gruppen in organischen Verbindungen durch Wasserstoff zu substituieren. Solche radikalischen<br />

Reduktionen gelingen mit gewissen Metallhydriden, wie Stannanen R3SnH, Germanen<br />

R3GeH und Silanen R3SiH, z. B.:<br />

R-X + Bu3Sn-H R-H + Bu3Sn-CI [1.51]<br />

Sie verlaufen nach einem Radikalkettenmechanismus und werden durch die üblichen Initiatoren<br />

(Azoverbindungen, Peroxide, UV-Licht) gestartet:<br />

Initiator - 2 R 1 - Kettenstart<br />

R'« + Bu3SnH R 1 H + Bu3Sn- Kettenfortpflanzung<br />

RX + Bu3Sn- - R- + Bu3SnX<br />

R- + Bu3SnH - RH + Bu3Sn-<br />

[1.52]<br />

Mit Tri-n-butylzinnhydrid, das meist verwendet wird, lassen sich auf diese Weise Nitroverbindungen<br />

(R-NO2), Halogenverbindungen (R-Cl, R-Br, R-I) und Ester anderer anorganischer<br />

und organischer Säuren, wie p-Toluensulfonsäurealkylester (R-OSO2C6H4CH3) und Dithiokohlensäureester<br />

(R-OCS2CH3) zu den entsprechenden Kohlenwasserstoffen reduzieren 1 ).<br />

Die beiden zuletzt genannten Reaktionen sind auch gut zur Überführung von Alkoholen in<br />

Kohlenwasserstoffe geeignet:<br />

R-OH R-X R-H [1.53]<br />

Man stellt, wie in den Kapiteln D.3.2. und D.8.5. beschrieben, aus den Alkoholen zunächst die<br />

genannten Ester her und reduziert diese dann mit Tributylzinnhydrid.<br />

In allen Fällen findet man in Abhängigkeit von der Natur von R folgende Abstufung der<br />

Reaktivität:<br />

Allyl, Benzyl > tert-Alkyl > sec-Alkyl > prim-Alkyl > Aiyl [1-54]<br />

(warum?). Sterisch gehinderte Verbindungen RX, die nach ionischen Mechanismen schwer<br />

oder gar nicht reagieren, lassen sich daher leicht reduzieren. Außerdem ist die Reaktion mit<br />

Vinyl-X und unter Umständen auch mit Aryl-X möglich.<br />

l-Chlor-2-methyl-2-phenyl-cyclopropan aus 1,1 -Dichlor-2-methyl-2-phenyl-cyclopropan:<br />

McKiNNEY, M. A.; NAGARAJAN, S. C: J. Org. Chem. 44 (1979), 2233.<br />

7-Chlor-bicyclo[4.LO]heptan aus 7,7-Dichlor-bicyclo[4.1.0]heptan: SEYFERTH, D.; YMAZAKI,<br />

H.; ALLESTON, D. L.: J. Org. Chem. 28 (1963), 703.<br />

3-Desoxy-l,2:5,6-di-O-isopropyliden-(x-D-ribo-hexofuranose aus Isopropyliden-glucofuranose:<br />

IACONO, S.; RASMUSSEN, J. R.: Org. Synth. 64 (1986), 57.<br />

! ) Auch andere Methallhydride, z. B. LiAlH4 oder NaBH4 (vgl. 0.7.3.LL), sind zur Reduktion der genannten<br />

Verbindungen befähigt. Sie reagieren jedoch nach ionischen Mechanismen (nucleophile Substitutionen)<br />

und daher mit anderer Selektivität.

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