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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 367<br />

säure bildet. Man kühlt im Eis-Kochsalz-Bad auf O 0 C und läßt bei dieser Temperatur unter<br />

Rühren 50%ige Mischsäure, bestehend aus 2 mol Salpetersäure (D = 1,5) und der gleichen<br />

Gewichtsmenge konz. Schwefelsäure, langsam zutropfen. Die Mischung bleibt über Nacht bei<br />

Raumtemperatur stehen und wird dann l Stunde auf 30 0 C erwärmt, danach langsam auf 45 0 C.<br />

Zur Vervollständigung der Reaktion erhitzt man nun einen Teil des Reaktionsgemisches 1 )<br />

(etwa 50 ml) auf dem siedenden Wasserbad und gibt unter Rühren den Rest so zu der vorgewärmten<br />

Lösung, daß die Lösung nicht stark schäumt und keine stärkere Entwicklung nitroser<br />

Gase zu beobachten ist. Danach erhitzt man noch 2 Stunden auf dem siedenden Wasserbad,<br />

fügt vorsichtig 500 ml Wasser zu und kühlt im Eisbad. Die ausgefallenen Kristalle werden<br />

abgesaugt, gut mit kaltem Wasser gewaschen und aus verd. Alkohol (l Vol. Alkohol, 2 Vol.<br />

Wasser) umkristallisiert. F 122 0 C; Ausbeute 90% d. Th.<br />

Die Präparation eignet sich für den Halbmikromaßstab.<br />

Eine Reihe aromatischer Sulfonsäuren besitzt technische Bedeutung. Höhere Alkylbenzensulfonate mit<br />

einem Alkylrest von 12 bis 15 Kohlenstoffatomen werden als Wasch- und Reinigungsmittel verwendet (vgl.<br />

Tab. 5.43). Niedere Alkylnaphthalensulfonate, vor allem die Butylverbindungen, stellen viel gebrauchte<br />

Netz-, Emulgier- und Flotationsmittel dar (Nekale). Da sich die Sulfonsäuregruppe durch Schmelzen mit<br />

Natriumhydroxid gegen die Hydroxylgruppe austauschen läßt (vgl. D.5.2.2.), gewinnt man z. B. Phenol,<br />

Resorcinol, Naphthole, Alizarin über die entsprechenden Sulfonsäuren. Sulfanilsäure und eine große<br />

Anzahl sulfonierter Naphthole und Naphthylamine sind wichtige Zwischenprodukte für wasserlösliche<br />

Azofarbstoffe. Die Sulfonierung von vernetzten Polystyren führt zu stark sauren Kationenaustauscherharzen.<br />

Auch die Chlorsulfonierung wird technisch z. B. zur Darstellung von Sulfonsäurechloriden für Arzneimittel<br />

und Pflanzenschutzmittel (SuIfonamide, Sulfonylharnstoffe, s. D.8.5.) und o-Toluensulfochlorid (für Saccharin,<br />

s. D.6.2.1.) durchgeführt.<br />

In der analytischen Chemie wird die Chlorsulfonierung zur Identifizierung von alkylierten und<br />

halogenierten aromatischen Verbindungen herangezogen. Im Laboratorium dienen Sulfochloride<br />

darüber hinaus als Ausgangsprodukte für die Darstellung von Sulfinsäuren, Thiophenolen u. a. und<br />

zur Identifizierung von Hydroxyl- und Aminoverbindungen (vgl. D.8.5. und E.2.1.1.2.).<br />

5.1.5. Halogenierung<br />

Als Halogenierungsmittel dienen in erster Linie die molekularen Halogene. Durch Fluor werden<br />

allerdings auch die C-C-Bindungen angegriffen, und der Aromat wird abgebaut. Definierte<br />

Fluoraromaten können daher durch direkte Fluorierung nicht erhalten werden.<br />

In unpolaren Lösungsmitteln reagieren Chlor, Brom und lod nur sehr langsam. Durch Einwirkung<br />

eines stark polaren Lösungsmittels oder sog. „Halogenüberträger" (Lewis-Säuren, wie<br />

Aluminiumchlorid und Eisen(III)-chlorid, auch metallisches Eisen) wird das Halogen polarisiert<br />

und erhält dadurch die Eigenschaften einer Lewis-Säure (vgl. DAl.1.). Die elektrophile<br />

Substitution wird dadurch außerordentlich erleichert:<br />

+ CI-CI + FeCI3 ; © | + Cl--FeCI3 I T + HCI + FeCI3 [5.26]<br />

Die stark negativen Aktivierungsentropien solcher Halogenierungen deuten darauf hin, daß<br />

der Katalysator, wie in [5.26] formuliert, spezifisch in den Übergangszustand verwickelt ist.<br />

Die Reaktivität der Halogene steigt vom lod zum Chlor an.<br />

) Unter diesen Bedingungen lassen sich auch größere Ansätze gefahrlos bewältigen. Bei kleinen Ansätzen<br />

von 0,2 mol und weniger kann man gleich die gesamte Reaktionsmischung vorsichtig auf dem Wasserbad<br />

erwärmen.

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