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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 5.1. Elektrophile aromatische Substitution 359<br />

rem Maße Alkylaromaten unterliegen unter Umständen der Oxidation. Phenole lassen sich<br />

aus dem gleichen Grunde nur in verdünnter Salpetersäure einigermaßen glatt nitrieren, wobei<br />

die Mononitroprodukte entstehen. Die direkte Nitrierung zu Polynitrophenolen ist so nicht<br />

möglich. Man geht in diesem Fall einen Umweg, indem man zunächst sulfoniert und dann die<br />

Sulfogruppen gegen Nitrogruppen austauscht (z. B. bei der Darstellung von Pikrinsäure und<br />

2,4-Dinitro-naphth-l-ol-7-sulfonsäure (Naphtholgelb S); vgl. dazu D.5.I.4.).<br />

Da die Nitrogruppe die Reaktionsfähigkeit des Aromaten gegenüber elektrophilen Substitutionen<br />

stark herabsetzt, besteht die Gefahr der Zweitnitrierung nur bei sehr reaktionsfähigen<br />

Aromaten.<br />

Der schwierigste Teil der Präparation ist häufig die Trennung von Isomerengemischen, vor<br />

allem der o- und p-Isomeren, die oft in fast gleicher Menge entstehen. Vielfach angewandte<br />

Trennmethoden sind: Ausfrieren, Umkristallisieren, fraktionierte Destillation, Wasserdampfdestillation.<br />

(So sind z. B. o-Nitro-phenole im Gegensatz zu den p-Verbindungen mit Wasserdampf<br />

flüchtig.) Oft müssen diese Methoden kombiniert werden.<br />

In die Arbeitsvorschrift wurden nur solche Beispiele aufgenommen, bei denen weitgehend<br />

einheitliche Produkte entstehen bzw. die Trennung der isomeren Substitutionsprodukte relativ<br />

leicht möglich ist.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Nitrierung von Aromaten (Tab. 5.16)<br />

I<br />

Achtung! Vorsicht beim Arbeiten mit Salpeter- und Schwefelsäure, Schutzbrille, Abzug!<br />

(s. auch Reagenzienanhang). Di- und Polynitroverbindungen dürfen nicht destilliert werden,<br />

da hierbei Explosionen möglich sind.<br />

Zur Herstellung der Nitriersäure legt man die Salpetersäure vor und fügt unter Kühlen mit<br />

Eiswasser und Rühren die Schwefelsäure langsam zu.<br />

Die Zusammensetzung der Nitriersäure richtet sich nach der Reaktivität des zu nitrierenden<br />

Aromaten. Für einen Ansatz von 0,1 mol Aromat nimmt man:<br />

Variante A: bei reaktionsträgen Aromaten. 10 ml (0,23 mol) 100%ige Salpetersäure (D = 1,5),<br />

14 ml konz. Schwefelsäure;<br />

Variante B: bei Aromaten mittlerer Reaktivität. 10 ml (0,15 mol) konz. Salpetersäure (68%ig;<br />

D = 1,41), 12 ml konz. Schwefelsäure;<br />

Variante C: bei reaktionsfähigen Aromaten. 33 ml (0,3 mol) 40%ige wäßrige Salpetersäure.<br />

In einem 250-ml-Dreihalskolben mit Rührer, Tropftrichter und Innenthermometer (Lüftung<br />

lassen!) legt man 0,1 mol Aromat vor. Dann gibt man unter gutem Rühren und Kühlen die vorher<br />

auf mindestens 1O 0 C gekühlte Nitriersäure langsam aus dem Tropftrichter zu, wobei man<br />

die Temperatur auf 5 bis 1O 0 C hält (Eisbad). Bei den reaktionsfähigen Aromaten (Variante C)<br />

wird nach beendeter Zugabe noch 30 Minuten bei Zimmertemperatur gerührt, bei den anderen<br />

(Varianten A und B) 2 bis 3 Stunden.<br />

Danach gießt man die Reaktionsmischung vorsichtig in etwa 300 ml Eiswasser und rührt gut<br />

durch. Feste Nitroprodukte werden abgesaugt, gründlich mit Wasser gewaschen und weiter<br />

gereinigt (meist umkristallisiert). Flüssige Nitroverbindungen trennt man im Scheidetrichter<br />

ab, die wäßrige Lösung wird einmal ausgeethert, die vereinigten organischen Phasen werden<br />

mit Wasser, bis zur Neutralität mit Natriumhydrogencarbonatlösung und nochmals mit Wasser<br />

gewaschen, über Calciumchlorid getrocknet und destillativ aufgearbeitet.<br />

Die Methode ist gut für Halbmikropräparationen geeignet. Man kann dabei auf Rührer,<br />

Tropftrichter und Kontrolle der Innentemperatur verzichten. Die Nitriersäure wird langsam<br />

unter Schütteln zugesetzt, wobei man gut kühlt.

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