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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 2.2. Faktoren, die den Verlauf nucleophiler Substitutionen beeinflussen 215<br />

Eine Erhöhung der Konzentration an Nu bewirkt also auch eine Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit.<br />

b) Da das Reagens Nu von der X gegenüberliegenden Seite an das zentrale Kohlenstoffatom<br />

herantritt [2.9], bleibt die optische Aktivität asymmetrischer Kohlenstoffatome voll erhalten,<br />

und es entsteht ein der Ausgangsverbindung spiegelbildlich analoges Molekül (Umkehr<br />

der Konfiguration, „Inversion"). Dieser Vorgang, der dem Umstülpen eines Regenschirmes<br />

vergleichbar ist, wird als Waiden-Umkehr bezeichnet.<br />

c) Bei SN2-Reaktionen läßt sich im Gegensatz zu SN1-Reaktionen die Bildung von Olefinen<br />

und Umlagerungsprodukten durch geeignete Wahl der Reaktionsbedingungen vermeiden.<br />

d) Die Aktivierungsentropie von SN2-Reaktionen ist meist stark negativ, weil der Übergangszustand<br />

ein Gebilde hohen Ordnungsgrades darstellt, bei dessen Bildung hohe sterische<br />

Anforderungen gestellt werden.<br />

2.2. Faktoren, die den Verlauf nucleophiler Substitutionen<br />

beeinflussen<br />

Reaktionen vom reinen SN1- bzw. SN2-Typ sind Grenzfälle, zwischen denen es ein kontinuierliches<br />

Spektrum von Übergängen gibt. Inwieweit eine Substitution mehr nach einem SN1- oder<br />

SN2-Mechanismus verläuft, hängt in erster Linie von der Struktur des Substrates RX und von<br />

den Reaktionsbedingungen (vor allem vom Lösungsmittel und von Katalysatoren) ab und läßt<br />

sich in gewissem Umfang voraussagen (s. D.2.2.I.).<br />

Für die präparative Praxis ist wichtig, daß man Reaktionen, die im Grenzgebiet zwischen<br />

SN! und SN2 verlaufen, durch geeignete Wahl der Reaktionsbedingungen in Richtung auf den<br />

SN!- bzw. SN2-Typ verschieben kann, da die Art der Reaktionsprodukte vom Reaktionstyp<br />

abhängt: Während bei der SN2-Reaktion sowohl Eliminierungs- als auch Umlagerungsprodukte<br />

bei geeigneter Wahl der Reaktionsbedingungen meist vermieden werden können, ist das<br />

beim SNl-Typ normalerweise nicht möglich (vgl. D.3.1.1.).<br />

Aber auch die Substitution selbst führt bei Konkurrenzreaktionen verschiedener nucleophiler<br />

Reagenzien bzw. bei Reaktionen bifunktioneller Nucleophile je nach dem Substitutionstyp<br />

zu verschiedenen Reaktionsprodukten. Darauf wird in Abschnitt D.2.3. näher eingegangen.<br />

2.2.1. Reaktivität des Substrates RX<br />

Substituenten am zentralen Kohlenstoffatom beeinflussen ausgeprägt die Reaktivität des Substrates<br />

RX sowohl in SN1- als auch in SN2-Reaktionen.<br />

So steigt die Reaktivität von RX in SN l-Reaktionen an, wenn die positive Ladung des im<br />

geschwindigkeitsbestimmenden Schritt sich bildenden Carbeniumions R® durch Substituenten<br />

mit +1- und/oder +M-Effekt stabilisiert (delokalisiert) werden kann. Aus diesem Grunde<br />

erhöht sich die Tendenz zu SN1-Reaktionen von der Methyl- zur tert-Butylverbindung:<br />

H3C H3C<br />

H3C-X < H3C-CH2-X < CH-X « H3C-C-X [2.11]<br />

H3C H3C<br />

In der gleichen Richtung wirken sich die sterischen Substituenteneffekte der Alkylgruppen<br />

aus. Beim Übergang der tetraedrischen Ausgangsverbindung RX in das trigonal-planare Carbeniumion<br />

rücken die Substituenten weiter auseinander, so daß sterische Spannungen zwischen<br />

ihnen abgebaut werden. Das ist bei den voluminösen tertiären Alkylresten stärker ausgeprägt<br />

als bei den secundären und am wenigsten bei den primären, so daß auch dadurch die

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