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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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474 D. 7. Reaktionen von Carbony!Verbindungen<br />

Es ist vorauszusehen, daß bevorzugt das energieärmere, d. h. in der Reaktivitätsreihe [7.3]<br />

weiter links stehende Carboxylderivat gebildet wird.<br />

So läßt sich im allgemeinen ein Carbonsäureester mit Aminen in Carbonsäureamide überführen,<br />

während die Reaktion von Carbonsäureamiden mit Alkoholen bedeutend schwerer<br />

gelingt.<br />

Bei den Umsetzungen der besonders reaktionsfähigen, energiereichen Carbonsäurechloride<br />

und -anhydride mit Wasser, Alkoholen und Aminen liegt das Gleichgewicht so weit auf der<br />

rechten Seite, daß unter normalen Bedingungen keine Rückreaktion beobachtet wird. Es<br />

gelingt also sehr leicht und mit hoher Ausbeute, etwa ein Säurechlorid in den Ester überzuführen,<br />

dagegen läßt sich die Umsetzung eines Carbonsäureesters oder -amids mit Chlorwasserstoff<br />

zu einem Säurechlorid nicht bewerkstelligen.<br />

Sind die Reaktivitätsunterschiede von Ausgangsprodukt ([7.38], I) und Endprodukt (III)<br />

geringer, wie z.B. zwischen Carbonsäureestern, -amiden und Carbonsäuren, so liegt das<br />

Gleichgewicht nicht so ausgeprägt auf der einen Seite. Man kann dann auf die übliche Weise,<br />

z. B. durch Entfernen eines Reaktionsproduktes oder durch einen großen Überschuß des Reagens,<br />

das erwünschte Carboxylderivat in hohen Ausbeuten erhalten.<br />

7.1.4.1. Darstellung von Estern durch Alkoholyse von Carbonsäuren<br />

und Carbonsäurederivaten<br />

Die wichtigste Methode zur Darstellung von Carbonsäureestern ist die direkte Veresterung<br />

der freien Säuren (Alkoholyse von Carbonsäuren). Infolge der geringen Carbonylaktivität<br />

reagieren Carbonsäuren im allgemeinen nur langsam mit Alkoholen. Durch Zusatz starker<br />

Säuren (Schwefelsäure, wasserfreier Chlorwasserstoff, Sulfonsäuren, saure Ionenaustauscher)<br />

kann die Veresterung erheblich beschleunigt werden:<br />

R'-Ö-H + R-C; + H^ — R-C-OH ^==- R-C [7.39]<br />

X -__^ X OH<br />

Weshalb ist eine basische Katalyse nicht möglich?<br />

Die Veresterungsgeschwindigkeit einer Carbonsäure ist erwartungsgemäß um so höher, je stärker<br />

positiviert ihr Carbonylkohlenstoff ist, d. h., je höher ihre Acidität ist. So reagieren Ameisensäure,<br />

Oxalsäure, Brenztraubensäure auch ohne zusätzlichen Katalysator hinreichend rasch.<br />

Sterische Verhältnisse haben auf die Veresterung einen starken Einfluß. Mit steigender Raumfüllung<br />

des mit der Carboxylgruppe verbundenen Alkylrests und mit steigender Raumfüllung des<br />

zu veresternden Alkohols sinkt die Veresterungsgeschwindigkeit. Aus diesem Grunde lassen sich<br />

in «-Stellung verzweigte aliphatische und in o-Stellung substituierte aromatische Carbonsäuren<br />

nur langsam und mit schlechten Ausbeuten umsetzen. Auch die Alkohole reagieren vom primären<br />

zum tertiären zunehmend schwerer; darüber hinaus steigt unter den Reaktionsbedingungen (stark<br />

saures Medium) die Tendenz zur Bildung von Ethern bzw. Olefinen aus dem Alkohol in derselben<br />

Reihe an (vgl. D.2.5. und D.3.1.1.1.). Es gelingt daher allenfalls nur mit sehr niedrigen Ausbeuten,<br />

Ester tertiärer Alkohole durch direkte Veresterung darzustellen.<br />

Nach den obigen Ausführungen ist es verständlich, daß das Veresterungsgleichgewicht<br />

[7.39] von vornherein nicht besonders günstig liegt. Es kann nach rechts verschoben werden,<br />

indem man eine Ausgangskomponente, meist den billigeren Alkohol, in 5- bis 10-fachem Überschuß<br />

einsetzt oder indem man dem Reaktionsgemisch die Umsetzungsprodukte Wasser oder<br />

Ester ständig entzieht.

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