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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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OH<br />

D. 6.2. Oxidation von Methyl- und Methylengruppen 419<br />

^ R> + R^^ R> M<br />

(H3BO3/KMnO4) « K T<br />

OH<br />

Die zunächst entstehenden Borsäureester werden hydrolysiert. Bei niedrigem Umsatz (warum?) entsteht<br />

so ein Gemisch der möglichen secundären Alkohole, die z.B. für die Waschmittelherstellung (vgl. [2.53])<br />

eingesetzt werden können.<br />

In der Technik nimmt man jedoch auch andere Produktgemische in Kauf und stellt so z. B. durch Oxidation<br />

von Butan mit Sauerstoff und Cobaltacetat als Katalysator bei 165 0 C und unter Druck Ethylmethylketon,<br />

Essigsäure und Methyl- und Ethylacetat her, die dabei ungefähr im Verhältnis 1:15:3 gebildet werden.<br />

Auch Cyclohexan wird technisch mit Luft in Gegenwart von Cobaltacetat zu einem Gemisch von<br />

Cyclohexanol und Cyclohexanon oxidiert (vgl. Tab. 4.103).<br />

Methyl- oder Methylengruppen werden wesentlich leichter oxidiert, wenn sie an eine Doppelbindung<br />

bzw. einen Aromaten gebunden sind, weil das Oxidationspotential der Verbindung<br />

durch die Doppelbindung herabgesetzt wird und dadurch Elektronen-Übertragung möglich<br />

wird, vgl. Tab. 6.5, bzw. weil in der Autoxidation energieärmere Radikale vom Allyltyp entstehen<br />

können. Die Oxidation ist dann außerdem selektiver, und bei geeigneten Reaktionsbedingungen<br />

können auch Alkohole oder mitunter sogar Aldehyde erhalten werden.<br />

Die Aktivierung einer Methyl- oder Methylengruppe durch eine Doppelbindung läßt sich jedoch nicht<br />

immer zur Darstellung ungesättigter Carbonylverbindungen ausnutzen, da die C=C-Bindung durch Chromsäure<br />

und Kaliumpermanganat und andere Oxidationsmittel im allgemeinen schneller unter Hydroxylierung<br />

und C-C-Spaltung angegriffen wird als die Alkylgruppen (vgl. D.4.1.6 und D.6.5.1). Dagegen ist die<br />

Autoxidation oder die Oxydation mit Selendioxid (D.6.2.3) oder bestimmten lod(III)-Verbindungen für<br />

die selektive Oxidation von Alkylgruppen in Nachbarschaft zu Doppelbindungen geeignet.<br />

Von großer Bedeutung sind Oxidationen mit Sauerstoff im technischen Maßstab: So stellt man beispielsweise<br />

technisch Acrolein aus Propen mit Sauerstoff in der Gasphase bei 350 bis 400 0 C an einem Kupferoxid-Katalysator<br />

her. Das Acrolein wird über Allylalkohol zu Glycerol weiterverarbeitet (vgl. D.l.4.6).<br />

Durch Autoxidation von Propen an einem Molybdänsalz-Katalysator bei 200 bis 500 0 C und l MPa wird<br />

Acrylsäure und nach einem ähnlichen Verfahren aus Isobuten Methacrylsäure hergestellt. Aus But-2-en,<br />

auch aus dem Gemisch mit But-l-en, wird mit Luftsauerstoff in Gegenwart von V2O5 Maleinsäureanhydrid<br />

(vgl. D.6.5.1.) gewonnen, als Nebenprodukte müssen Essig-, Acryl-, Croton- und Fumarsäure in Kauf<br />

genommen werden.<br />

Von großem technischen Interesse ist die katalytische Oxidation von Kohlenwasserstoffen mit Luft in<br />

Gegenwart von Ammoniak, z. B. von Methan zu Blausäure (Andrussow-Verfahren), von Toluen und anderen<br />

Methylaromaten zu Benzonitril und dessen Derivaten und vor allem von Propylen zu Acrylonitril<br />

(Tab. 6.9). Die letztgenannte Reaktion, die in der Gasphase bei 400 bis 45O 0 C über einem Bi2O3/MoO3-<br />

Katalysator ausgeführt wird, stellt die technisch wichtigste Synthese von Acrylonitril dar. Nebenprodukte<br />

sind u. a. Acetonitril und Blausäure. Analog wird aus Isobuten Methacrylonitril hergestellt.<br />

(Zur autothermen Dehydrierung vgl. D.6.3.1)<br />

— r\2^J<br />

Tabelle 6.9<br />

Nitrile, die technisch durch Ammoxidation hergestellt werden<br />

Produkt Ausgangs- Verwendung<br />

Verbindung<br />

Blausäure Methan -» zu Synthesen (vgl. D.5.L8.2, D.7.2. 1 .l),<br />

Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

Acrylonitril Propen —> Polyacrylonitril (PAN), Acrylamid(polymere)<br />

Benzonitril Toluen Quellmittel für PAN<br />

Phthalonitril o-Xylen -> Phthalocyanine<br />

Methacrylonitril Isobuten wie Methacrylsäureester (vgl. Tab 3.37)<br />

[6.8]

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