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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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382 D. 5. Substitutionen an Aromaten<br />

Durch Friedel-Crafts-Reaktion dargestellte Ketone sind technisch wichtige Zwischenprodukte für Arzneimittel,<br />

z. B. Propiophenon für Ephedrin und Benzophenon für Methadon (das ein stärkeres Analgeticum<br />

als Morphin ist und als Ersatzdroge für Heroin in Suchtbekämpfungsprogrammen verwendet wird).<br />

Über die Struktur dieser Verbindungen informiere man sich in einem Lehrbuch. Substituierte Benzophenone,<br />

wie Michlers Keton u. a., dienen als Ausgangsprodukte für Triphenylmethanfarbstoffe. Durch OH-<br />

Gruppen substituierte Benzophenone finden als UV-Absorber (Lichtstabilisatoren für Kunststoffe, Sonnenschutzmittel)<br />

Verwendung.<br />

5.1.8.2. Gattermann-Synthesen<br />

Durch Friedel-Crafts-Acylierung mit Ameisensäurehalogeniden sollten sich aromatische Aldehyde<br />

darstellen lassen, was mit Formylfluorid auch gelingt (formulieren!). An Stelle des nicht<br />

beständigen Formylchlorids läßt sich ein Gemisch von Chlorwasserstoff und Kohlenmonoxid<br />

in Gegenwart von Aluminiumchlorid und Kupfer(I)-chlorid einsetzen (Gattermann-Koch-Synthese).<br />

Die katalysierende Funktion des Kupfer(I)-chlorids besteht vermutlich darin, daß es Kohlenmonoxid zu<br />

einem lockeren Komplex anlagern kann. Beim Arbeiten unter hohem Druck ist es entbehrlich.<br />

Darstellung von p-Toluylaldehyd: COLEMAN, G. H.; CRAIG, D., Org. Synth., CoIl. Vol. II<br />

(1943), 583.<br />

Die nach der Gattermann-Koch-Synthese nicht erhältlichen Aldehyde der Phenole und Phenolether<br />

lassen sich nach GATTERMANN häufig glatt mit Blausäure und Chlorwasserstoff in<br />

Gegenwart von Aluminiumchlorid oder Zinkchlorid darstellen:<br />

H-C=N + HCI ^=^ H-C -* H-Cx [5.52]<br />

Cl Cl<br />

Das eigentliche elektrophile Reagens ist der Komplex aus Katalysator und Formimidchlorid.<br />

Demzufolge entsteht bei der Synthese das Hydrocnlorid des Aldimins» das durch Einwirkung<br />

von verdünnten Säuren oder Basen in der Hitze leicht zum Aldehyd hydrolysiert werden<br />

kann:<br />

ArH + HCN + HCI -^. AK)H=NH2CI 0 ^^ü A|CHO<br />

[5.53]<br />

Analog verläuft die Ketonsynthese nach HOUBEN-HOESCH unter Verwendung von Nitrilen<br />

statt Blausäure.<br />

Die Modifikation der Gattermann-Synthese nach ADAMS vermeidet das Arbeiten mit wasserfreier<br />

Blausäure. Diese wird aus Zinkcyanid durch Einwirkung von Chlorwasserstoff während<br />

der Reaktion in Freiheit gesetzt. Gleichzeitig entsteht dabei Zinkchlorid, dessen Aktivität<br />

als Katalysator bei der Umsetzung reaktionsfähigerer Phenole ausreicht. In anderen Fällen<br />

muß zusätzlich Aluminiumchlorid zugesetzt werden.<br />

Die Gattermann-Synthese ist außer auf Phenole und Phenolether auch auf einzelne Kohlenwasserstoffe<br />

sowie Heterocyclen, wie Furan-, Pyrrol- und Indolderivate (die unsubstituierten<br />

Verbindungen reagieren nicht) und Thiophen, anwendbar. Sind Substituenten vorhanden, die<br />

den Kern desaktivieren, so tritt keine Reaktion ein. Für aromatische Amine ist die Synthese<br />

nicht zu verwenden (warum?).<br />

Die Aldehydgruppe tritt mit beachtlicher Selektivität stets in die p-Stellung zur aktivierenden<br />

Gruppe und nur dann in die o-Stellung, wenn die p-Position besetzt ist.<br />

Eine allgemeine Arbeitsvorschrift und weitere präparative Beispiele für die Gattermann-<br />

Adams-Synthese findet man im <strong>Organikum</strong>, 15. Auflage, S. 407.

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