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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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216 D. 2. Nucleophile Substitution am gesättigten Kohlenstoffatom<br />

Tendenz zur heterolytischen Spaltung der R-X-Bindung, die geschwindigkeitsbestimmend in<br />

der SN l-Reaktion ist, von primären über secundäre zu tertiären RX zunimmt (Tab.2.12)<br />

Tabelle 2./2<br />

Solvolyse 1 ) von Alkylbromiden in 80%igem Ethanol bei 55 0 C<br />

Mechanismus<br />

SN1<br />

SN2<br />

Reaktionsgeschwindigkeitskonstante<br />

lOSk^s- 1<br />

105k2/l-mol -1 -s- 1<br />

k2/k!<br />

CH3Br<br />

0,35<br />

2040<br />

5840<br />

CH3CH2Br<br />

0,14<br />

171<br />

1230<br />

(CH3)2CHBr<br />

0,24<br />

5,0<br />

21<br />

!) Solvolyse: Reaktion, bei der das Lösungsmittel gleichzeitig das nucleophile Reagens ist<br />

(CH3)3CBr<br />

1010<br />

sehr klein<br />

O<br />

Die Reaktivität von RX in einer SN2-Reaktion dagegen wird durch die sterischen Effekte<br />

von Alkylgruppen gerade in umgekehrter Reihe verändert. Die Alkylgruppen im Ethyl-, Isopropyl-<br />

und tert-Butylhalogenid erschweren zunehmend den Angriff eines Nucleophils auf das<br />

zentrale Kohlenstoffatom „von der Rückseite" der C-X-Bindung [2.9] und verlangsamen deshalb<br />

die SN2-Reaktion (Tab.2.12).<br />

Es gilt demzufolge allgemein: Tertiäre Alkylverbindungen reagieren in nucleophilen Substitutionen<br />

normalerweise monomolekular (SN1), primäre Verbindungen dagegen bimolekular (SN2).<br />

Secundäre Alkylverbindungen stellen häufig „Grenzgebietsfälle" dar, die sowohl Merkmale der<br />

SN2- wie der SNl-Reaktion zeigen. In diesem Fall kann durch ein geeignetes Lösungsmittel, vgl.<br />

D.2.2.I., häufig der gewünschte Verlauf nach SN1 oder SN2 erzwungen werden.<br />

Ganz ähnlich wie bei den Alkylsystemen gibt es einen Übergang vom SN2- zum SNl-Typ in der<br />

Reihe Benzyl-, Diphenylmethyl- und Triphenylmethylhalogenid bzw. Benzyl-, 2-Methoxy-benzyl-,<br />

2,4-Dimethoxy-benzylhalogenid. In diesen Fällen kann ein Carbeniumion durch die +M-Effekte<br />

der Arylgruppen bzw. der Methoxygruppen stabilisiert werden. Man formuliere dies!<br />

Auch der SN2-Übergangszustand kann durch Mesomerieeffekte stabilisiert werden. Aus diesem<br />

Grunde reagieren Benzyl- und Allylsysteme ca. 100- bis 200mal schneller als die entsprechenden<br />

Alkylverbindungen, jedoch ebenfalls nach SN2. Diese Stabilisierung beruht auf einer<br />

Überlappung der rc-Orbitale mit den sich im Übergangszustand der SN2-Reaktion entwickelnden<br />

quasi-p-Orbitalen, wie die nachstehende Formulierung zeigt:<br />

NuI 0 +<br />

/\<br />

+ xr [2.13]<br />

Für derartige Verbindungen ergeben sich auf diese Weise hohe Reaktionsgeschwindigkeiten,<br />

z. B. für die Umsetzung mit KI in Aceton bei 60 0 C:<br />

H3C-CH2-CH2-CI H2C=CH-CH2-CI Ph-CH2-CI EtOOC-CH2-CI<br />

1<br />

NEC-CH2-CI<br />

2800<br />

90 250<br />

Ph-CO-CH2-CI<br />

32 000 (75 0 C)<br />

1600<br />

[2.14]<br />

Man nützt diese hohe Reaktivität bei der selektiven Umsetzung von Chloressigsäureestern zu<br />

Aminoessigsäureestern, zur Darstellung „aktivierter Ester" aus dem Salz einer Carbonsäure<br />

und z. B. Chloracetonitril und von Phenacylestern, vgl. D.2.6.3.

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