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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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1.4.2. Bromierung<br />

D. l .4. Radikalische Halogenierungen 203<br />

Für präparative Arbeiten ist die Bromierung mit elementarem Brom der Chlorierung wegen<br />

der leichteren Dosierbarkeit des Halogenienmgsmittels und der größeren Selektivität häufig<br />

überlegen. Für technische Zwecke ist Brom allerdings zu teuer.<br />

Aus den gleichen Gründen, die bei der Chlorierung besprochen wurden, findet die Bromierung<br />

präparativ hauptsächlich zur Darstellung der Benzyl- und Benzylidendibromide Anwendung.<br />

Kernsubstituierte Alkylaromaten reagieren ebenso wie unsubstituierte recht glatt. Die<br />

Geschwindigkeit, mit der ein zweites Bromatom in die Seitenkette eintritt (Bildung der Benzylidendibromide),<br />

ist meist deutlich geringer als die Bildung des entsprechenden Benzylbromids.<br />

Tribrommethylbenzene werden nicht mehr gebildet.<br />

Die kinetische Kettenlänge radikalischer Bromierungen ist klein, da die Reaktionen nur<br />

noch schwach exotherm sind. So beträgt z. B. die Quantenausbeute der Bromierung von Cyclohexan<br />

bei Zimmertemperatur ~ 2. Sichtbares Licht ist zur Initiierung gut geeignet.<br />

Allgemeine Arbeitsvorschrift für die Photobromierung von Alkylaromaten in der Seitenkette<br />

(Tab.1.38)<br />

Achtung! Benzylbromide und ähnliche Bromalkylaromaten sind meist stark haut- und tränenreizende<br />

Stoffe. Man arbeite deshalb stets im Abzug und trage beim Ausschütteln usw.<br />

Gummihandschuhe und Schutzbrille (vgl. auch D.I.4.1., Photochlorierung). Bei Verätzungen<br />

der Haut stets erst mit Alkohol waschen und nicht mit Wasser! Solange nicht alle Substanzen<br />

von den betroffenen Stellen entfernt sind, darf keine Salbe angewandt werden, da<br />

diese lediglich die Resorption fördern würde. Bei Verätzungen der Augen mit schwach basischem<br />

Wasser spülen (stark verd. Natriumhydrogencarbonatlösung).<br />

0,2 mol des Alkylaromaten werden in der fünffachen Menge trockenem Tetrachlorkohlenstoff<br />

(vgl. Reagenzienanhang) gelöst und in einen Zweihalskolben mit Rückflußkühler und gut eingespanntem<br />

1 ) Tropftrichter gegeben. Das Auslaufrohr des Tropftrichters soll in die Flüssigkeit<br />

eintauchen, um Verluste an Brom einzuschränken. Man erhitzt zum Sieden und tropft 0,205 mol<br />

vorher durch Ausschütteln mit konz. Schwefelsäure getrocknetes Brom (Br2!) zu. Sollen zwei bzw.<br />

vier Wasserstoffatome ersetzt werden, verwendet man die zwei- bzw. vierfache Menge an Brom.<br />

Während des Zutropfens wird mit einer 500-Watt-Photolampe bestrahlt. Die Geschwindigkeit der<br />

Bromzugabe ist so zu regeln, daß der vom Rückflußkühler abtropfende Tetrachlorkohlenstoff<br />

immer nahezu farblos bleibt. Bei den Monobromverbindungen sind hierzu etwa 30 Minuten bis<br />

2 Stunden, bei den DibromVerbindungen 2 bis 10 Stunden erforderlich.<br />

Den entweichenden Bromwasserstoff leitet man durch den Rückflußkühler, der einen durchbohrten<br />

Stopfen mit einem Glasrohr und Gummischlauch (besser PVC-Schlauch) trägt, in einen zur Hälfte mit<br />

Wasser gefüllten Erlenmeyer-Kolben. Das Einleitungsrohr soll dabei nicht eintauchen, sondern etwa l cm<br />

über der Wasseroberfläche enden (warum?). Die entstehende verdünnte Brom Wasserstoff säure wird durch<br />

Destillation über eine kurze Kolonne gewonnen: Man fängt die bei Kp 126 0 C azeotrop siedende 48%ige<br />

Bromwasserstoffsäure auf (Verwendung für Veresterungen und Etherspaltungen, vgl. D.2.5.2.).<br />

Nach Beendigung der Reaktion unterbricht man die Bestrahlung. Sofern ein festes Produkt<br />

zu erwarten ist, gießt man die heiße Lösung sofort in einen Erlenmeyer-Kolben (Vorsicht!<br />

Abzug, Gummihandschuhe, Schutzbrille), läßt auskristallisieren (wenn nötig, im Kühlschrank)<br />

und reinigt durch Umkristallisation.<br />

Bei festen Produkten, die nicht oder nur in ungenügender Menge aus der Reaktionslösung<br />

auskristallisieren, und bei Flüssigkeiten wäscht man die abgekühlte Lösung rasch mit Eiswasser,<br />

sodann mit eiskalter wäßriger Natriumhydrogencarbonatlösung und nochmals mit Eiswas-<br />

I Brom hat die Dichte 3,14 g-cm- 3 ! Tropftrichter und Kolben am selben Stativ einspannen!

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