26.01.2013 Aufrufe

Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

D. 1.3. Reaktivität und Selektivität bei radikalischen Substitutionen 195<br />

Tabelle 1.21<br />

Relative Reaktivität der C-H-Bindungen in Butan bzw. Isobutan gegenüber Halogenatomen (Gasphase;<br />

27 0 C)<br />

Radikal<br />

F-<br />

Cl-<br />

Br- 1 )<br />

i) bei 127 0 C<br />

Primäre<br />

C-H-Bindung<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Secundäre<br />

C-H-Bindung<br />

1,2<br />

3,9<br />

32<br />

Tertiäre<br />

C-H-Bindung<br />

1,4<br />

5,1<br />

1600<br />

Als weiteres wichtiges Ergebnis läßt sich aus Tabelle 1.21 entnehmen, daß die relativen<br />

Reaktivitäten der drei Typen von C-H-Bindungen nicht für alle Reaktionen konstant sind. Sie<br />

unterscheiden sich beispielsweise bei der Fluorierung nur ganz wenig voneinander, sind dagegen<br />

bei der Bromierung um Größenordnungen verschieden.<br />

Das läßt sich mit Hilfe des Hammond-Postulats (s. C.2.) erklären: Das reaktive F-Atom reagiert<br />

mit einer R-H-Bindung in exothermer Reaktion, der Übergangszustand ist reaktandähnlich<br />

(Kurve 3 in Abb. C.28). Die Reaktionen des weniger reaktiven Br-Atoms dagegen sind<br />

(meist) endotherm, und der aktivierte Komplex ist produktähnlich (Kurve l in Abb.C.28). Im<br />

Übergangszustand R-H-F ist daher die R-H-Bindung nur wenig gedehnt, im R-H-Br dagegen<br />

schon weitgehend gespalten. Unterschiedlich starke R-H-Bindungen wirken sich daher<br />

auf die Geschwindigkeit der Reaktion mit dem hoch reaktiven F- nur wenig aus, die Selektivität<br />

ist gering. Mit dem weniger reaktiven Br- dagegen reagieren diese R-H-Bindungen mit<br />

stark unterschiedlichen Reaktionsgeschwindigkeiten (hoher Selektivität).<br />

Häufig gilt: Große Reaktivität bedingt eine geringe Selektivität und umgekehrt. In Übereinstimmung<br />

damit nimmt die Selektivität von Radikalreaktionen bei Temperaturerhöhung ab, da<br />

die Reaktivität der Radikale mit der Temperatur ansteigt. Allerdings ist dieser Einfluß nicht<br />

groß. Man findet z. B. für die relativen Reaktivitäten der C-H-Bindungen (1°: 2°: 3°) in gesättigten<br />

Kohlenwasserstoffen gegenüber Chloratomen in flüssiger Phase bei -50 0 C das Verhältnis<br />

l: 7,2:11,8, während es bei +50 0 C l: 2,9:4,5 beträgt.<br />

In der Technik bedient man sich solcher Radikalreaktionen in großem Umfange (Pyrolysen, Crackprozesse,<br />

Halogenierungen, Oxidationen), da man sich hier vielfach mit Isomerengemischen begnügen kann.<br />

Die bisher angestellten Betrachtungen sind häufig nicht ausreichend, den Verlauf von Radikalreaktionen<br />

hinreichend zu erklären. Vor allem sind oft polare Einflüsse auf die Reaktivität<br />

der Radikale und auch auf die relativen Reaktivitäten der anzugreifenden C-H-Bindungen zu<br />

berücksichtigen.<br />

Tabelle 7.22<br />

Relative Reaktivitäten und Isomerenverteilung bei der Chlorierung von C-H-Bindungen<br />

Isomerenverteilung in % 31 64 5<br />

H3C—CH2—CH2—COOHi)<br />

relative Reaktivität l 3,1 0,24<br />

31 69 O<br />

H3C—CH2—CH2—CN<br />

l 3,3 O<br />

21 47 22 9<br />

H3C—CH2—CH2—CH2—Cl<br />

l 3,4 1,6 0,7<br />

Die Chlorierung von Carbonylverbindungen ist auch nach einem polaren Mechanismus in Gegenwart von<br />

Halogenüberträgern möglich und führt dann vorrangig zu den cc-Substitutionsprodukten, vgl. D.7.4.2.2.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!