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Organikum Organisch-chemisches Grundpraktikum

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D. 3.1. Ionische a,ß-Eliminierungen 271<br />

3.1.3. Stereoelektronische Verhältnisse und Richtung der Eliminierung.<br />

Sterischer Verlauf von Eliminierungen<br />

Es ist günstig, wenn die beiden p-Atomorbitale, die sich bei der Eliminierung am a- und ß-C-Atom ausbilden,<br />

parallel zueinander stehen, so daß ihre Überlappung unmittelbar zur Ausbildung der 7r-Bindung führen<br />

kann. Dieser stereoelektronische Einfluß auf Eliminierungsreaktionen muß zusätzlich zu den vorstehend<br />

betrachteten allgemeinen räumlichen Verhältnissen berücksichtigt werden.<br />

Es gilt die Regel von INGOLD, daß bimolekulare Eliminierungen besonders dann glatt verlaufen, wenn<br />

die abzuspaltenden Substituenten in einer gestaffelten anti-periplanaren Konformation (vgl. [C.81], I)<br />

zueinander stehen. Die vier an der Reaktion beteiligten Zentren X, C, C, Y liegen dann in einer Ebene.<br />

Man spricht deshalb auch von anti-Eliminierung. Die Bedingung der Coplanarität ist ebenso in der ekliptischen<br />

syn-periplanaren Konformation ([C.81, IV]) erfüllt, weshalb in speziellen Fällen auch aus dieser Konformation<br />

heraus eine E2-Eliminierung möglich ist (syn-Eliminierung). Da jedoch eine solche Konformation<br />

energetisch ungünstig ist (vgl. Kapitel C.7.1), verlaufen im allgemeinen E2-Reaktionen stereospezifisch<br />

als anti-Eliminierungen (Tab. 3.21).<br />

Tabelle 3.21<br />

Sterischer Verlauf bimolekularer Eliminierungen von HX<br />

Bevorzugt Möglich Erschwert<br />

BI^H>C^ ^C^ I ^<br />

Von Bedeutung ist der stereoelektronische Verlauf von bimolekularen Eliminierungen bei acyclischen<br />

Verbindungen dann, wenn das entstehende Olefin Z.^-Isomere 1 ) bilden kann. Das soll am Beispiel der<br />

HBr- bzw. DBr-Eliminierung aus eryt/iro-2-Brom-l-deutero-l,2-diphenyl-ethan gezeigt werden. Unter Einwirkung<br />

von Alkoholat wird £-Stilben gebildet, wobei das Molekül 91% des Deuteriums verliert.<br />

[3.22]<br />

Die Eliminierung erfolgt anti-coplanar aus der Konformation [3.23], IV. Sie ist energetisch begünstigt,<br />

weil sich die beiden voluminösen Phenylreste sterisch nicht beeinträchtigen:<br />

H -<br />

H -<br />

Ph H ph D<br />

D H^>£ H y6f Br H— ßr H ^ Br « D — ß r H<br />

~<br />

-Br' SK Ph^H^D ^ D^^H SK<br />

ph PhPh Ph DPh Ph HPh Ph<br />

I II III IV V VI<br />

Aus den Konformationen II und V ist weder svn- noch anti-coplanare Eliminierung, aus l und III ist svncoplanare<br />

und aus IV und VI ist anti-coplanare Eliminierung möglich. Diskutieren Sie, ob jeweils HBr oder<br />

DBr abgespalten wird und ob das E- oder Z-Olefin entsteht.<br />

Wichtig wird der Einfluß der Konformation vor allem bei alicyclischen Verbindungen, da hier die relative<br />

Lage der Substituenten durch die Ringbildung festgelegt wird. Wir wollen uns das am Beispiel des<br />

Cyclohexansystems verdeutlichen: In ihm ist aus Gründen der Ringspannung keine ebene Anordnung der<br />

Kohlenstoffatome möglich, sondern das Molekül liegt in der sog. Sesselform bzw. der sog. Wannenform vor,<br />

siehe Kapitel C.7.1:<br />

Die Anwendung der oben genannten Ingoldschen Regel auf solche alicyclischen Systeme führt nach<br />

BARTON zu folgender Aussage: Bimolekulare Eliminierungen an Cyclohexanen erfolgen nur dann glatt,<br />

1 J Zur Benennung von ds-frans-lsomeren nach dem £/Z-System siehe Kapitel C.7.2.<br />

[3.23]

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