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104<br />

Kapitel 3<br />

diesen Verfall, statt ihr ein Zeichen unver nderlicher Werte entgegenzusetzen. Somit sei<br />

die Kunst mit verantwortlich zu machen f r die Katastrophen des 20. Jahrhunderts. 5<br />

Auch f r Sedlmayr ist es der K nstler, dem die Aufgabe der Erneuerung obliegt. Ausschlaggebend<br />

f r die Zukunft sei nicht die Theorie allein, „sondern der ganze Mensch<br />

durch Erkenntnis und Tat.“ (1988, 235) Der K nstler sei der Neu-Sch pfer par<br />

excellence. Es „bemißt sich seine Gr<br />

e [...] nach der Sicherheit, mit der das Chaos<br />

seinen Befehlen gehorcht“ (216). Doch ist es bei Sedlmayr nicht alles andere als der abstrakte<br />

K nstler, der hier skizziert wird? Schließlich wird ihm stets unterstellt, daß er abstrakte<br />

bzw. nicht-gegenst ndliche Kunst abgelehnt habe. Doch selbst Sedlmayr schließt<br />

ungegenst ndliche Kunst nicht aus: „Die Kunst darf nicht gemessen werden an einer<br />

vermeintlichen 'Naturgetreuheit' oder 'Richtigkeit' der Darstellung. [...] Wo der Gegenstand<br />

der Darstellung f r die Kunst die bersinnliche Welt ist, von der es keine nat rliche<br />

Erfahrung gibt, w re die Forderung nach Naturtreue sinnlos; dort kommt es vielmehr<br />

darauf an, durch Bildzeichen eigener Art die Sph re des bersinnlichen zu vermitteln<br />

oder aufzuschließen.“ (209 f.) Und er schreibt sogar: „Aber gerade in der Entwicklung<br />

v llig neuer Bildmittel, die den neuen und unerh rten Gegenst nden angemessen sind,<br />

hat die Kunst [...] Außerordentliches geleistet. Wir m ssen das bedenken und 'die sittliche<br />

Leistung bewundern, die diesen K nstlern die Kraft verlieh, meist mißverstanden und<br />

verd<br />

eines un<br />

htigt, lieber ihren Idealen der Kunst zu dienen, als den bequemen Verlockungen<br />

nstlerischen Zeitgeistes nachzugeben' (von Einem), dessen Ideal die kolorierte<br />

Photographie war.“ (210)<br />

Diese Position erstaunt, und man muß sich fragen, worin der Unterschied zu den Bef r-<br />

wortern der abstrakten Kunst liegt. Immerhin gingen Sedlmayrs Ausf hrungen als Startschuß<br />

f r einen mehr als zehnj hrigen Disput in die Kunstgeschichte ein!<br />

Sedlmayrs Angriff konzentriert sich im wesentlichen auf die Qualit t des abstrakten<br />

Kunstwerkes, die nicht absch tzbar sei. Der springende Punkt liegt darin, daß er die<br />

abstrakten K nstler nicht als die Erneuerer ansehen will, weil er ihre Arbeiten als nur<br />

dekorativ einsch tzt - obgleich er die grunds tzliche M glichkeit einer Erneuerung durch<br />

die abstrakte Kunst offenbar nicht ausschließt. Er schreibt: „Die K nstler bewegen sich<br />

[...] auf einem schmalen Grad. Auf der einen Seite droht der Absturz in das nur Interessante,<br />

Gesuchte und Sonderbare, das nicht Kunst ist, auf der anderen Seite in eine<br />

unfruchtbare und unwahre, in eine hohle und bloß vorgegebene Sch nheit, die auch nicht<br />

5 Auf den Zweiten Weltkrieg geht Sedlmayr dabei nicht ein, auch die Kunst und Kunstpolitik des NS<br />

wird mit keinem Wort - und schon gar keinem kritischen - erw hnt. Zur Analyse des Sedlmayrschen<br />

Bestsellers vgl. auch Wyss 1985, 283 ff. und Skrandies 1996.

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