26.12.2013 Aufrufe

Download (8Mb)

Download (8Mb)

Download (8Mb)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abstrakte Kunst und Wirtschaftswunder 177<br />

modernen Malereien wie Die schwarzen Zimmer von Karl Hofer aus 1943 (Abb. 48) und<br />

einer Abbildung der Plastik Johannes unter dem Kreuz von Ewald Matar gegen bergestellt.<br />

Die Anordnung unterst tzt eine wertende Chronologie und die darauf basierende<br />

Konstruktion der Geschichte der Malerei. Gegenst ndliche Arbeiten werden mit Chaos<br />

und Krieg in Verbindung gebracht, ungegenst ndliche mit der angeblich harmonischen<br />

Nachkriegszeit. Diese wertende Chronologie hat auch den Aufbau der Ausstellung<br />

bestimmt, die gegenst ndlichen Malereien waren in der Eingangshalle aufgestellt,<br />

gleichsam als historischer Auftakt. Große Perdekamp schreibt: „In den Werken der<br />

lteren Meister Beckmann und Hofer ist die neue Welt deutlich f hlbar formgebend<br />

wirksam, wenn der 'Terror' der Technik auch tragisch erlebt wird.“ (Abb. 48 und 49)<br />

Vermutlich folgt der Katalog auch im weiteren dem Aufbau der Ausstellung. In einem<br />

mittleren Teil des Kataloges sind vor allem abstrakte Kunstwerke technischen Ger ten<br />

gegen bergestellt: so z. B. die Liegende von Henry Moore neben einer N hmaschine und<br />

einem Motor (Abb. 50), nstlerische Arbeiten, die an technische Gegenst nde erinnern<br />

(Abb. 51) oder eine Inneneinrichtung neben einem Bild von Heinrich Siepmann (Abb.<br />

52). Im letzten Teil dominieren die Abbildungen von Gebrauchsgegenst nden. 43<br />

Die abstrakten Kunstwerke als Ausgangs- und Mittelpunkt, so suggerieren diese Abbildungen,<br />

sind ein Wegweiser hin zum Verst ndnis der Alltagsgegenst nde und zur Vers<br />

hnung mit dem durch sie repr sentierten technischen Fortschritt, der durch die Ausstellungsinszenierung<br />

zu einem Teil der valorisierten Kultur erkl rt wird. Kunstwerke sind<br />

das eigentlich Ausstellenswerte, und ihnen wird die F higkeit zugesprochen, etwas von<br />

dem in ihnen materialisierten „Geistigen“ und ihrer Aura des kulturell Hochwertigen,<br />

Identit tsstiftenden abzugeben an die nebens hlichen profanen Dinge.<br />

Die am h ufigsten ver ffentlichte Innenansicht der Ausstellung Mensch und Form unserer<br />

Zeit zeigt die bereits beschriebene Anordnung mit einer Henry Moore-Plastik im<br />

Mittelpunkt (Abb. 37). Im Gegensatz zu der Darstellung im Katalog zeigen andere Fotos<br />

bei gleicher Perspektive weitere Gegenst nde im Umkreis der Moore-Plastik (Abb. 53<br />

und 54). Sie stehen nicht neben oder hinter dem Sockel der Liegenden, sondern werden<br />

in den Vordergrund ger ckt. Der Blick wird aufgefangen von einer wechselnden<br />

43 Nur noch eine Fotografie von Menschen kommt vor und ist erw hnens- und beachtenswert: Die<br />

Fotografie mit dem Titel Der Ingenieur hilft zeigt die Innenansicht einer K che. Im Vordergrund<br />

sieht man einen sichtlich konzentrierten Mann beim Putzen von Fr chten, im Hintergrund die angeschnittene<br />

Figur einer Frau am Herd. Ich kann nur mutmaßen, daß diese ungew hnliche Darstellung<br />

ein weiteres Puzzlesteinchen in dem Projekt einer Vermittlung zwischen Technik und Alltag ist.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!