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Kapitel 4<br />
allem in den ersten Teil des Heftes - Zitate von Schriftstellern und Philosophen, z. B. von<br />
Thomas Wolfe, Thornton Wilder und Karl Jaspers.<br />
Meine nachfolgende Analyse muß sich in erster Linie an diesem Katalog und einigen<br />
wenigen Pressefotos orientieren. Zu kurz kommen daher Gegenst nde, die nicht in<br />
diesem Katalog aufgef hrt oder abgebildet sind (z. B. Druckerzeugnisse).<br />
Der erste Text, verfaßt von Franz Große Perdekamp (1952), tr gt den Titel der Ausstellung<br />
(siehe Dokumentation 6.3.1). Er handelt von der Aufgabe der modernen Kunst in<br />
der Industriegesellschaft. Die industrielle Entwicklung, die „D monie der in einem erschreckenden<br />
Tempo bersteigerten Industrie“ macht Große Perdekamp verantwortlich<br />
f r die „geistige Unordnung in der menschlichen Gesellschaft“. „[D]ie allgemeine Technisierung<br />
unseres Lebens“, so schreibt er, „bedroht die ganze europ ische Kultur und die<br />
ganze zivilisierte Welt“.<br />
Hier aber k nne die Kunst Abhilfe schaffen. Sie habe die Aufgabe, „die Technik lebensnah,<br />
seelisch vertraut“ werden zu lassen. Das „ nstlerische Durchspielen des Generalthemas“<br />
befreie „die Menschen vom Alpdruck einer berm htig gewordenen neuen<br />
Dingwelt.“ Die moderne Kunst hat nach seinem Verst ndnis die Aufgabe, „die Sch nheit<br />
der technischen Form Menschen offenbar zu machen und eine neue geistige Lebensordnung<br />
im Kunstwerk zum Erlebnis werden zu lassen.“ Gleichzeitig aber solle diese Ausstellung<br />
die Akzeptanz f r die moderne Kunst erh hen: „Es ist das besondere Anliegen<br />
dieser Ausstellung, den Besucher ber die tief eingewurzelte Abneigung gegen moderne<br />
Formen f r die M glichkeiten einer neuen Sch nheit in unserm t glichen Leben und vor<br />
allem f r den zeitbedingten Sinngehalt der freien Kunst zu ffnen.“<br />
Sein erkl rtes Ziel ist also ein zweifaches: Die Kunst soll die modernen Formen mit<br />
einem „geistigen“ Gehalt versehen, die bernahme der modernen Formen soll im Gegenzug<br />
den „zeitbedingten Sinngehalt“ der Kunst garantieren und damit ihre Akzeptanz erh<br />
hen.<br />
Der zweite Text, der keinen Titel tr gt, stammt von dem Kunstkritiker Albert Schulze<br />
Vellinghausen (1952; siehe Dokumentation 6.3.2). Er stellt die Ausstellung weit mehr als<br />
Große Perdekamp in einen weltanschaulichen Zusammenhang und formuliert nicht die<br />
Kunst als das Zentrum der Schau, sondern ein bergeordnetes Drittes: die Form. Das<br />
Schwergewicht seiner Ausf hrungen besteht daher in einer Erl uterung des ungew hnlichen<br />
Ausstellungskonzeptes. Der zentrale Terminus „Form“ wird sichtlich nicht nur auf<br />
einen sthetischen Gehalt beschr nkt, sondern sei das Resultat der „Grundfigur einer<br />
geistigen Struktureinheit“, die sich sowohl in Gebrauchsgegenst nden als auch in der