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Abstrakte Kunst als Modell einer neuen Ordnung 77<br />

Die Rolle des nstlerischen Sch pfungsprozesses und die Art der neuen/alten Ordnung<br />

l ßt sich mit Domnicks Gew hrsmann Hartmann noch weiter spezifizieren. Das<br />

„Durchstoßen oder Durchbrechen der Transzendenz“ (Hartmann 1949, 559) basiere<br />

nicht „auf pr stabilisierter Harmonie“, „Wahrnehmung aber beruht nicht auf Identit t, sie<br />

stellt sie bestenfalls erst her.“ (557) Die apriorische Intuition, das „penetrative Schauen“<br />

im Sinne Hartmanns soll also zu einer neuen Identit t mit dem „objektiven Geist“ f hren.<br />

Auch Domnick schreibt, daß die Rezeption der abstrakten Kunst zu einer<br />

„urspr nglichen“ Einheit/Identit t f hre: „Damit ist jene Einheit, jene unmittelbare<br />

Einheit zwischen dem Werk und dem Betrachter, zwischen Subjekt und Objekt wieder<br />

hergestellt, das urspr ngliche Verh ltnis, das die Neger zu ihren Masken, die Kinder zu<br />

ihren Zeichnungen haben, der mittelalterliche Mensch zu seinen religi sen Darstellungen.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt ist das dazwischenliegende Stadium wirklich nur eine<br />

Episode.“ (1947b, 128) Durch einen symbolischen Zugriff auf den idealisierten Bereich<br />

der „M tter“ wird hier eine neue, m nnlich artikulierte Identit t der Urspr nglichkeit<br />

konstruiert.<br />

In der zweiten „Geschichte“ Domnicks, soweit bisher analysiert, wir ber den Umweg<br />

der Definition des nstlerischen Kreativit tsmodells das Angebot einer neuen, aber<br />

urspr nglichen Ordnung formuliert. Seine Aussage, die Auseinandersetzung mit der<br />

abstrakten Malerei sei nicht allein eine nstlerische Angelegenheit, sondern eine<br />

Forderung der Zeit (vgl. 1947, 13), kn ft an mit der nstlerischen Abstraktion<br />

verbundene Reichsutopien an. Diese Utopien wurden von den Nationalsozialisten<br />

modifiziert und von der abstrakten nstlerischen Form entkoppelt. Domnick modifiziert<br />

diese Vision eines neuen Reiches ebenfalls, indem er die nstlerische Form als ein<br />

sekund res Merkmal hinter der nstlerischen Kreativit t zur cktreten l ßt, wobei er<br />

sich allerdings auf philosophische Quellen bezieht, die f r das nationalsozialistische<br />

Weltbild ebenfalls von Bedeutung waren.<br />

Ebenso wie Silke Wenk das zu errichtende WEIBLICHE als Ideal-Bild „f r das<br />

imagin re Ganze, f r Staat und Nation“ (1996, 124) beschreibt, l ßt sich auch in<br />

Domnicks Definitionen eine enge Verwandtschaft zu Mythen des Nationalen feststellen.<br />

Auch wenn Domnick Reichsvisionen oder das „Nationale“ nicht mehr benennt, decken<br />

sich doch seine Beschreibungen der neuen „Ordnung“ mit denen der „Nation“. Die<br />

„Urform“ als identit tsstiftender R ckgriff auf „tiefere Wurzeln unserer Existenz“ und<br />

„Grundelemente der Welt“ (1947, 18), als „wahre Natur“ (1947b, 131), ist eine enge

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