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„Deutsche“ Kunst nach 1945 13<br />
Eine der Thesen dieser Arbeit ist, daß die Option auf die Fortf hrung eines „deutschen“<br />
Aspekts bei der Definition von nstlerischer Tradition dem stlichen Deutschland nicht<br />
leichthin berlassen wurde, sondern daß auch in den westdeutschen Diskursen ber die<br />
„abstrakte“ Kunst ein Erbteil definiert und beansprucht wurde, wenn es auch damals - im<br />
Gegensatz zu heute - nicht mehr opportun erschien, ihn explizit als „deutsch“ zu bezeichnen.<br />
Dabei ist sicher auch die Frage zu kl ren, was denn das „Deutsche“ ist, das<br />
nicht mehr „deutsch“ heißen darf, d. h. zur Debatte wird auch stehen, ob und wie man<br />
die Definition des „Eigenen“ nach 1945 im Westteil des Landes noch als Bestandteil<br />
eines nationalen Diskurses bezeichnen kann.<br />
Es ist aber bereits jetzt klar geworden, daß der Streit um die konkurrierenden Kunstrichtungen<br />
im Deutschland der Nachkriegszeit nicht einfach „als eines der Mittel des<br />
friedlichen Wettstreits der Nationen an [der] Seite des Sports“ untersch tzt werden<br />
darf, 15 wie es Edward Lucie-Smith (1970, 17) f r andere Staaten beobachtet. In<br />
Deutschland hat dieser Wettstreit andere Ausmaße angenommen als in anderen L ndern.<br />
Die Gr nde liegen in der besonderen politischen und auch kulturellen Situation und Geschichte<br />
Deutschlands zu dieser Zeit. Die stets pr senten und vielf ltigen Auswirkungen<br />
des Nationalsozialismus, die unmittelbare Konkurrenzsituation zur SBZ bzw. sp ter der<br />
DDR, der angestrebte Anschluß des Westteils an die westlichen Alliierten, die Ent- und<br />
Remilitarisierung - all diese Komponenten flossen in die Debatten um die „abstrakte“<br />
Kunst ein, wurden m glicherweise sogar stellvertretend auf diesem Feld ausgetragen. 16<br />
Daf r sprechen nicht zuletzt die beachtliche Dauer und die Vehemenz des damaligen<br />
Streits ber die „abstrakte“ Kunst.<br />
Die „Kunst im Kalten Krieg“ und ihre Rezeption<br />
Die Protagonisten der Diskussion der Nachkriegszeit waren neben einer eher kleinen<br />
Anzahl engagierter K nstler vor allem Kunstkritiker und Multiplikatoren. Die Debatte<br />
ber das Pro und Kontra der „abstrakten“ Kunst wurde weit ber ein fachliches Publi-<br />
15 Interessant hierzu die Vorstellung der Greiffenhagens, der ostdeutsche Staat sei auf die BRD „als<br />
Vergleichsmaßstab in fast jeder Hinsicht angewiesen, umgekehrt gilt dies nur f r wenige Bereiche, z.<br />
B. den Sport.“ (1979, 13)<br />
16 Silke Wenk fragt im Rahmen ihrer Untersuchun ber die Rezeption der Bildhauer Lehmbruck und<br />
Kolbe in der Nachkriegszeit, ob „im Bereich des 'Geistigen', des 'Reinen', in der eben diesem verpflichteten<br />
Kunst berleben [kann], was in der Politik im Zeichen der strikt verordneten Entmilitarisierung<br />
des Nachkriegsdeutschland nicht berleben darf?“ (1989, 71) Diese Stellvertreterfunktion<br />
bleibt f r den Bereich der abstrakten Malerei der Nachkriegszeit zu pr fen.