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144<br />
Kapitel 4<br />
Im M rz 1951 wurde die BRD voll<br />
ltiges Mitglied im europ ischen Parlament und<br />
durfte wieder außenpolitisch aktiv werden. Als „Vorstufen“ einer Remilitarisierung<br />
wurden in diesem Jahr Bereitschaftspolizei und Bundesgrenzschutz aufgebaut. Mitte des<br />
Jahres beendeten die westlichen B ndnisstaaten formell den Kriegszustand mit der Bundesrepublik.<br />
1952 wurde ihr dann im sog. Deutschlandvertrag die volle Souver nit t<br />
zugestanden. Im Mai wurde der EVG-Vertrag unterzeichnet, der - obwohl noch zwei<br />
Jahre um seine Ratifizierung gestritten werden sollte - die erneute Aufr stung der BRD<br />
regelte. Die Zeit bis zur en<br />
ltigen Wiederherstellung eines „ordentlichen“ Staates, die<br />
schließlich 1955 realisiert wurde, war also absehbar geworden.<br />
Auch wirtschaftlich zeichnete sich in den fr hen f nfziger Jahren eine weitere Konsolidierung<br />
ab. Die hohen Arbeitslosenzahlen begannen sukzessive zur ckzugehen, der<br />
Lohnstop wurde schrittweise aufgehoben, und ein durch harte Sparmaßnahmen erzwungener<br />
Wohlstand begann sich allm hlich einzustellen. „Wohlstand“ aber bedeutete in den<br />
Jahren 1950-52 zun<br />
hst einmal, daß weniger Menschen zu hungern brauchten. Signalcharakter<br />
f r eine Verbesserung der Verh ltnisse hatte hierbei sicherlich die en<br />
Aufhebung der - bereits stark eingeschr nkten - Lebensmittelrationierung Anfang 1950.<br />
Das „Wirtschaftswunder“, der erstaunliche wirtschaftliche Boom der Bundesrepublik in<br />
den 50er Jahren, begann. Die Hilfestellungen des Marshallplanes, die noch bis 1952 andauerten,<br />
und der sog. Koreaboom machten sich bemerkbar. Ausgerechnet die politisch<br />
als so bedrohlich empfundene Entwicklung in Korea f hrte zu einem erh hten Bedarf an<br />
industriellen Erzeugnissen und zu einer allgemeinen Wirtschaftskonjunktur, von der die<br />
BRD außerordentlich profitierte. Die Konzentration des wirtschaftlichen Aufbaus auf die<br />
Grundstoffindustrien Ende der 40er Jahre, die mit der extremen Unterversorgung der<br />
Bev lkerung in den ersten Jahren nach Kriegsende teuer erkauft wurde (vgl. Schubert<br />
1986, 35 f.), machte sich nun in hohen Unternehmergewinnen erneut bezahlt. Es stand<br />
eine leistungsf hige Industrie zur Verf<br />
Vorkriegsproduktion berstiegen.<br />
ltige<br />
ng, deren Kapazit ten unerwartet schnell die<br />
Die Jahre 1950-1952 in der Bundesrepublik kann man - politisch und wirtschaftlich - als<br />
Aufstiegsgeschichte eines Ph nix aus der Asche lesen, 1 und diese M glichkeit wird bis<br />
heute gerne genutzt. „Wieder B rger eines voll<br />
ltigen, anerkannten und wirtschaftlich<br />
prosperierenden Staates zu sein, erweckte in vielen Westdeutschen ein deutlich gesteigertes<br />
Selbstwertgef hl.“ (Hermand 1989, 231) Vor diesem in der Rezeption vorherr-<br />
1 „[E]in gest rzter Magier hat, aus eigener Kraft sich verj ngend, sich ungeachtet aller Wunden und<br />
Fesseln fast wieder zu voller Mannesgr ße aufgerichtet und den Fluten der Zerst rung gewaltige<br />
D mme entgegengestellt.“ So beschrieb Wolfgang von Einsiedel die Bundesrepublik 1954 (433).