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Textdokumentation<br />
wie die Gestaltung des einfachen Ge- [neue Seite:]brauchsgegenstandes angelegen sein lassen m te.<br />
Sie sollte weniger den Charakter einer Schule als den einer Werksgemeinschaft haben, in der die begabteren<br />
Lehrlinge in verantwortliche Stellungen aufsteigen k nnten. Mit der konkreten Aufgabe w rde es<br />
wahrscheinlich gelingen, begabte nstlerische Kr fte auch r umlich an das Industriegebiet zu fesseln,<br />
das damit zu ihrem eigensten Schicksal w rde; und wir rften vielleicht die fr here Erfahrung, daß<br />
arrivierte K nstler aus dem Ruhrgebiet fast ausnahmslos in freundlichere Gefilde bersiedelten, als der<br />
Niemandslandvergangenheit angeh rig betrachten.<br />
Von solchen Erw gungen bestimmt, wurde in der diesj hrigen Ruhr-Festspiel-Ausstellung der<br />
Versuch gemacht, auf dem Hintergrund einer mit wenigen markanten technischen Werkformen, in<br />
Fotoreportagen und literarischen Zeugnissenangedeuteten [sic] Zeitlandschaft nicht nur den Gehalt an<br />
technischem Formgef hl in der modernen Kunst, sondern auch den Gestaltwandel unseres gesamten<br />
Lebens im t glichen Hausrat und vor allem im Wohnen dem (mitschwingenden) Erlebnis zug nglich zu<br />
machen. Es ist das besondere Anliegen dieser Ausstellung, den Besucher ber die tief eingewurzelte<br />
Abneigung gegen moderne Formen f r die M glichkeiten einer neuen Sch nheit in unserm t glichen<br />
Leben und vor allem f r den zeitbedingten Sinngehalt der freien Kunst zu ffnen.<br />
Die Form dieser Ausstellung bedingte eine vielseitige Gemeinschaftsarbeit, die, von Thomas<br />
Grochowiak geleitet, in Verbindung mit den befreundeten K nstlern Emil Schumacher und Hans Werdehausen<br />
der Innenarchitektur das besondere Gepr ge gab. Die drei K nstler hatten in gemeinsamer<br />
Werkarbeit die Aufgabe, die nat rlich gewagte Vielgestalt der Ausstellung mit dekorativen Einf llen zu<br />
einem Ganzen zu verbinden.<br />
Die Ausstellung "Mensch und Form unserer Zeit" m chte sich mit andern gleichgerichteten Bestrebungen<br />
um die geistige Ordnung der neuen Wirklichkeit bem hen. Sie ist ein Versuch und erhebt<br />
nicht den Anspruch der Vollst ndigkeit. Ohne ungeduldig von einer noch ringenden Kunst erwarten zu<br />
wollen, daß sie eine vielfach zerkl ftete Welt von heute auf morgen ins Gleichgewicht der Form zwingt,<br />
scheint es doch, als ob sich bis zu den einfachen Menschen hin allm hlich ein Wohlgefallen an den<br />
neuen Dingen entfaltet. Ein solches Wohlgefallen an den uns vertrauter gewordenen neuen Werkstoffen<br />
und den des Schreckhaften entsch rften technischen Erfindungen sollte nicht zu gering eingesch tzt<br />
werden. Wir w rden vielleicht mit Erstaunen feststellen, daß ein gut Teil der so oft und heftig angeprangerten<br />
Bosheit der Menschen gegenstandslos w rde, wenn sich der Mensch in einer entwirrten<br />
Wirklichkeit nicht mehr "unbehaust" zu f hlen brauchte, wenn er Hoffnung haben k nnte, sich seelisch<br />
beruhigt darin zu beheimaten. Die geistige Heiterkeit des "Hyronimus im Geh us" f llt uns nur zu, wenn<br />
wir mit dem D mon der Zeitwirklichkeit spielen lernen wie jener Heilige mit dem L wen.<br />
Franz Große Perdekamp<br />
6.3.2 Schulze Vellinghause ber die FORM<br />
[ohne Titel]<br />
Wer die Wahrheit hat, sucht nicht. Wer die Wahrheit der Form h tte, m<br />
te nicht mehr suchen. G be es<br />
sie, diese eine, allgemein ltige Form (die "absolute" Form), so w ren Ausstellungen wie diese hier<br />
berfl ssig. Man w rde, im Zeitalter der Norm, Mittel und Wege finden - selbst in einer Demokratie -<br />
um solche "absolute Form" eines Tages zu verordnen; und sei es auf der Grundlage einer freiwilligen<br />
Einigung, etwa so, wie man nach und nach aus Gr nden der Zweckm ßigkeit das Metermaß oder, bei<br />
uns, das DIN-Format akzeptiert hat. Es gibt aber diese "absolute" Form nicht und nirgend - weder in<br />
dem Bereich des Glaubens, noch in dem des Denkens, noch in dem der Kunst. Auch nicht in dem Bereich<br />
der von allen dreien (Glauben, Denken und Kunst-machen) beeinflußten Durchdringung, Formung<br />
und teilweisen Bew ltigung unserer Umwelt. Glauben? Selbst das Christentum - um nur ein Beispiel zu<br />
nennen - darf keine absolute Form kennen und muß sich dynamisch halten, um nicht des lebendigen<br />
Kontaktes mit der Menschheit verlustig zu werden. Denken? Selbst der Marxismus - um nur ein Denksystem<br />
zu nennen - muß sich fl ssig und gleichsam auf den Fersen halten, um nicht als leere Floskel