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Textdokumentation<br />

Harmonisierung oder einer t richt-idealistischen Vereinfachung und Verharmlosung. Sondern die zu<br />

ahnende und zu erkundende Grundfigur einer geistigen Struktureinheit, die auch in dieser scheinbar so<br />

planlosen und absurden Gegenwart die Produktionen des menschlichen Geistes begr ndet und tr gt.<br />

Es galt deshalb, Parallelen und Querverbindungen anschaulich darzustellen; und zwar in anschaulichen<br />

Formen, aus deren Miteinander und Zueinander allein sich dem phantasievollen Betrachter<br />

das Gesicht einer jeweiligen "Gegenwart" herzustellen vermag. So erschien es dieses Mal unumg nglich,<br />

vom Prinzip der reinen Kunstausstellung abzuweichen und auch die Werkformen der Technik,<br />

B cher, Fotos, Hausrat, M el einzubeziehen. So ließ sich gleichzeitig ein Hinweis damit verbinden: wo<br />

n mlich innerhalb einer nach ausschließlich merkantilen Gesichtspunkten arbeitenden Produktion Formen,<br />

"gute Formen", anzutreffen sind; Objekte, die, ohne das Formengut der Vergangenheit (etwa das<br />

ber hmte traulich-schlichte "Biedermeier") zu kopieren, unter Voraussetzung unserer gegenw rtigen<br />

technischen Gegebenheiten Zweckm ßigkeit und relative Billigkeit (es durften keine luxuri sen Sonderanfertigungen<br />

sein) mit dem Hauch jener "Leichtigkeit" verbinden, die in rein technischen Konstruktionen,<br />

wie z. B. Br cken, schon aus Gr nden der Materialersparnis angezielt und oftmals so hinreißend<br />

verwirklicht wird; "Leichtigkeit", die mit dem ußersten, n chternen Kal l errechnet wird, und sich<br />

pl tzlich, wie durch ein Wunder, sinnf llig als "Anmut" enth llt.<br />

"Unter Voraussetzung unserer gegenw rtigen technischen Gegebenheiten" - das besagt nat rlich<br />

auch, daß man vor den neuen Materialien nicht zur ckscheut (Stahl, Werkstoffe, Plastic, Nylon) und<br />

nicht etwa, wenn es ums Wohnen geht, ausschließlich in die pl scherne Scheinwelt einer großb rgerlichen<br />

Repr sentation "sich absetzt". Da gilt dann Wohnen weniger dem tats chlichen Bei-sich-sein, als<br />

der Demonstration einer illusion ren Lebenssicherheit, die man nachtr glich, und vergeblich, einzuholen<br />

glaubt.<br />

Menschenw rdig - darum allerdings geht es. Der Grad der Menschenw rdigkeit aber l ßt sich,<br />

zu diesem Zeitpunkt unserer Erdentwicklung, nicht feststellen, wenn man die Literatur außer acht l ßt.<br />

So ergab sich, unsere Ausstellung betreffend, die Notwendigkeit, die Situation des Menschen auch an<br />

Hand einiger, nach Kr ften pr gnant gew hlter B cher und Buchtitel zu demonstrieren. Nicht gerade,<br />

daß sie sich zu den brigen ausgestellten Objekten wie unbedingt schl ssige Grundtexte verhielten, f r<br />

die alles andere dann nur als "Illustrierung" [neue Seite:] zu gelten h tte. So haargenaue<br />

Entsprechungen verm gen nur b rokratische Systematiker entdecken zu wollen. Manches vermag nur in<br />

der wortlosen berschau sinnf llig zu werden, als geistiges "Bild", das sich der Betrachter selbst<br />

herzustellen und zusammenzuf en hat. Immerhin aber muß dieser Akt der Zusammenf ng tunlich<br />

erleichtert werden. So erschien es, um nur einige Beispiele zu nennen, unerl ßlich, an Hand einiger<br />

"prominenter" Titel ( ber deren Ewigkeitswert damit nichts ausgesagt wird) das tats chliche,<br />

dialektische Versuchsfeld unserer Gegenwart einigermaßen abzustecken. So stehen Sartre, Heidegger,<br />

Gide und Val ry neben Jaspers, Guardini, Bernanos und T. S. Eliot.<br />

Daß gleich in die Eingangshalle, noch bevor man zu diesen gedruckten Dokumenten unserer Situation<br />

gelangt, in ein Halbrund aus Leichtmetallplatten ein repr sentatives Bild des (im Kriege verstorbenen)<br />

großen deutschen Malers Oskar Schlemmer eingef t wurde, ist kein nur halb berlegter Zufall.<br />

Uns schien, die bedrohliche mechanistische berfremdung des Menschen, d. h. seines personalen Kerns,<br />

wird auf wenigen Kunstdokumenten so sprechend evident wie auf diesem "Bildnis", das nichts versch<br />

nt, und - weiß Gott - nichts verherrlicht, den tats chlichen Befund aber mit schneidender Klarheit<br />

verdeutlicht. Gegen ber, "Die Spielh lle" von Max Beckmann (aus der Slg. Cassirer in Amsterdam)<br />

schien uns, schon vom Thema her, die Bedrohung nicht weniger gewichtig zu enth llen. Zum Unterschied<br />

allerdings von Schlemmer hat Beckmann, um die Wirkung seines "Warnbildes" zu verst rken,<br />

durchaus in die Register der "peinture" gegriffen - auch wenn alle Farbsch nheit, sobald sie vordringlich<br />

werden will, von asphalten "leerem" Strichwerk gleichsam zur ckgeschreckt wird. Gerade aus diesem<br />

Hin und Wider aber ergibt sich ein tiefgr ndig instrumentiertes Inbild unserer Verstrickungen, ein

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