Download (8Mb)
Download (8Mb)
Download (8Mb)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
236<br />
Textdokumentation<br />
Harmonisierung oder einer t richt-idealistischen Vereinfachung und Verharmlosung. Sondern die zu<br />
ahnende und zu erkundende Grundfigur einer geistigen Struktureinheit, die auch in dieser scheinbar so<br />
planlosen und absurden Gegenwart die Produktionen des menschlichen Geistes begr ndet und tr gt.<br />
Es galt deshalb, Parallelen und Querverbindungen anschaulich darzustellen; und zwar in anschaulichen<br />
Formen, aus deren Miteinander und Zueinander allein sich dem phantasievollen Betrachter<br />
das Gesicht einer jeweiligen "Gegenwart" herzustellen vermag. So erschien es dieses Mal unumg nglich,<br />
vom Prinzip der reinen Kunstausstellung abzuweichen und auch die Werkformen der Technik,<br />
B cher, Fotos, Hausrat, M el einzubeziehen. So ließ sich gleichzeitig ein Hinweis damit verbinden: wo<br />
n mlich innerhalb einer nach ausschließlich merkantilen Gesichtspunkten arbeitenden Produktion Formen,<br />
"gute Formen", anzutreffen sind; Objekte, die, ohne das Formengut der Vergangenheit (etwa das<br />
ber hmte traulich-schlichte "Biedermeier") zu kopieren, unter Voraussetzung unserer gegenw rtigen<br />
technischen Gegebenheiten Zweckm ßigkeit und relative Billigkeit (es durften keine luxuri sen Sonderanfertigungen<br />
sein) mit dem Hauch jener "Leichtigkeit" verbinden, die in rein technischen Konstruktionen,<br />
wie z. B. Br cken, schon aus Gr nden der Materialersparnis angezielt und oftmals so hinreißend<br />
verwirklicht wird; "Leichtigkeit", die mit dem ußersten, n chternen Kal l errechnet wird, und sich<br />
pl tzlich, wie durch ein Wunder, sinnf llig als "Anmut" enth llt.<br />
"Unter Voraussetzung unserer gegenw rtigen technischen Gegebenheiten" - das besagt nat rlich<br />
auch, daß man vor den neuen Materialien nicht zur ckscheut (Stahl, Werkstoffe, Plastic, Nylon) und<br />
nicht etwa, wenn es ums Wohnen geht, ausschließlich in die pl scherne Scheinwelt einer großb rgerlichen<br />
Repr sentation "sich absetzt". Da gilt dann Wohnen weniger dem tats chlichen Bei-sich-sein, als<br />
der Demonstration einer illusion ren Lebenssicherheit, die man nachtr glich, und vergeblich, einzuholen<br />
glaubt.<br />
Menschenw rdig - darum allerdings geht es. Der Grad der Menschenw rdigkeit aber l ßt sich,<br />
zu diesem Zeitpunkt unserer Erdentwicklung, nicht feststellen, wenn man die Literatur außer acht l ßt.<br />
So ergab sich, unsere Ausstellung betreffend, die Notwendigkeit, die Situation des Menschen auch an<br />
Hand einiger, nach Kr ften pr gnant gew hlter B cher und Buchtitel zu demonstrieren. Nicht gerade,<br />
daß sie sich zu den brigen ausgestellten Objekten wie unbedingt schl ssige Grundtexte verhielten, f r<br />
die alles andere dann nur als "Illustrierung" [neue Seite:] zu gelten h tte. So haargenaue<br />
Entsprechungen verm gen nur b rokratische Systematiker entdecken zu wollen. Manches vermag nur in<br />
der wortlosen berschau sinnf llig zu werden, als geistiges "Bild", das sich der Betrachter selbst<br />
herzustellen und zusammenzuf en hat. Immerhin aber muß dieser Akt der Zusammenf ng tunlich<br />
erleichtert werden. So erschien es, um nur einige Beispiele zu nennen, unerl ßlich, an Hand einiger<br />
"prominenter" Titel ( ber deren Ewigkeitswert damit nichts ausgesagt wird) das tats chliche,<br />
dialektische Versuchsfeld unserer Gegenwart einigermaßen abzustecken. So stehen Sartre, Heidegger,<br />
Gide und Val ry neben Jaspers, Guardini, Bernanos und T. S. Eliot.<br />
Daß gleich in die Eingangshalle, noch bevor man zu diesen gedruckten Dokumenten unserer Situation<br />
gelangt, in ein Halbrund aus Leichtmetallplatten ein repr sentatives Bild des (im Kriege verstorbenen)<br />
großen deutschen Malers Oskar Schlemmer eingef t wurde, ist kein nur halb berlegter Zufall.<br />
Uns schien, die bedrohliche mechanistische berfremdung des Menschen, d. h. seines personalen Kerns,<br />
wird auf wenigen Kunstdokumenten so sprechend evident wie auf diesem "Bildnis", das nichts versch<br />
nt, und - weiß Gott - nichts verherrlicht, den tats chlichen Befund aber mit schneidender Klarheit<br />
verdeutlicht. Gegen ber, "Die Spielh lle" von Max Beckmann (aus der Slg. Cassirer in Amsterdam)<br />
schien uns, schon vom Thema her, die Bedrohung nicht weniger gewichtig zu enth llen. Zum Unterschied<br />
allerdings von Schlemmer hat Beckmann, um die Wirkung seines "Warnbildes" zu verst rken,<br />
durchaus in die Register der "peinture" gegriffen - auch wenn alle Farbsch nheit, sobald sie vordringlich<br />
werden will, von asphalten "leerem" Strichwerk gleichsam zur ckgeschreckt wird. Gerade aus diesem<br />
Hin und Wider aber ergibt sich ein tiefgr ndig instrumentiertes Inbild unserer Verstrickungen, ein