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78<br />

Kapitel 2<br />

Parallele zu der genealogischen Lesweise von „Nation“ als „R ckkehr zu einer urspr nglichen<br />

Wesenhaftigheit“ (Anderson 1996, 196).<br />

Kann, so ist die Anschlußfrage, eine solche Konstruktion der m nnlichen Kreativit t zur<br />

Erlangung einer neuen Identit t mit dem Weltganzen, mit dem „objektiven Geist“, der<br />

selbst die technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften beinhaltet, vermittelt<br />

werden? Ist diese Kreativit t und Identit tsfindung nur das einsame Privileg des<br />

m nnlichen K nstlers, oder hat er die Bef higung, auch andere daran teilhaben zu lassen?<br />

Oder anders gefragt: Ist in den Argumenten Domnicks auch die Ausbildung eines<br />

kollektiven Verst ndnisses von Identit t parallel zur Vorstellung der Nation angelegt?<br />

Codierungs-Rituale -<br />

Das „Gegenst ndliche“ als Gr<br />

dungsopfer einer neuen Ordnung<br />

Silke Wenk (1989; 1996) hat gezeigt, wie moderne K nstler in der nach-faschistischen<br />

Zeit posthum als stellvertretend Leidende dargestellt werden. „Bildhauer, die 'die<br />

Moderne' in Deutschland repr sentieren sollten, wurden (und werden) immer wieder als<br />

nationale M rtyrer artikuliert, die Opfer bringen, die eine (nationale) Erl sung<br />

versprechen.“ (1996, 251)<br />

Die „innere Emigration“ der K nstler evoziert aber zugleich die Vorstellung von ausgew<br />

hlten „Sehern“ (Domnick 1947b, 127), die schon immer alles besser gewußt haben<br />

und damit ihrer Zeit voraus waren, die aber keiner verstehen konnte. „Ihre Kunst f r<br />

Keinen, ihre Kunst als Dienst einzig an der Kunst, all das erweist die Kunst der inneren<br />

Emigration als Teil eines wohl typisch deutschen Kunst- und K nstlerkultes. [...] In der<br />

inneren Emigration der Moderne potenziert sich somit [...] als deutsche Konstante ein<br />

Kunst- und K nstlerbewußtsein, das Leiden wie Stolz an seiner freiwilligen oder aufgezwungenen<br />

Außenseiterrolle in gleicher Weise miteinschließt. Kunst, und insbesondere<br />

die abstrakte, gilt demnach als utopischer Vorschein einer anderen Welt, die wahrer, besser<br />

und reiner als die vorhandene ist.“ (Schuster 1986, 457) Neben dem Mythos vom<br />

K nstler als M rtyrer zeigt sich also eine zweite, entwicklungsgeschichtlich sogar ltere<br />

Variante aus dem Repertoire der K nstlermythen (vgl. hierzu Kris/Kurz 1980; Zilsel<br />

1990; Neumann 1986): der K nstler als vorbildhafter, neue Wege weisender Prophet, 55<br />

den - zun<br />

hst - nur wenige verstehen k nnen bzw. verstehen wollen. Das verkannte<br />

55 Barbara Schr dl (1993, 108) hat darauf hingewiesen, daß die K nstler in dieser Zeit auch explizit als<br />

„Schutzheilige“ oder „Schutzpatrone“ bezeichnet wurden. Sie zitiert hier Wilhelm Boeck: Deutsche<br />

Malerei des zwanzigsten Jahrhunderts. In: Moderne deutsche Kunst, Kunstgeb ude T bingen 1947,<br />

S. 7.

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