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Mit abstrakter Kunst auf dem Weg zur ck in die Zivilisation 97<br />
Nicht nur f r den v lkerrechtlichen Status Westdeutschlands ergaben sich aus den politischen<br />
Ereignissen Konsequenzen, auch innenpolitisch hatte die Ver nderung der Rolle<br />
der Westalliierten von den Eroberern zu Verb ndeten Auswirkungen. Die USA sahen<br />
ihren gr ten Feind nun nicht mehr im Nationalsozialismus, sondern im Kommunismus.<br />
Dies f hrte zu einer erheblichen Aufweichung der urspr nglichen Ziele der Alliierten in<br />
den Westzonen: Nicht nur die geplanten Reparationszahlungen und Demontagepl ne<br />
wurden aufgegeben, auch die Prozesse gegen die Nationalsozialisten wichen mehreren<br />
Wellen von Generalamnestien - zuletzt im Mai 1948. Die Pl ne f r eine moralische Umerziehung<br />
wurden zunehmend halbherziger verfolgt. Mit der Ver nderung des Fremdblickes<br />
ergaben sich in der Folge auch offiziell wieder Identifikationsnischen. Der 'bessere<br />
Deutsche' wurde nicht nur als M glichkeit anerkannt, sondern von den Alliierten zur gesellschaftlichen<br />
Realit t erkl rt. Dementsprechend wurden die Westdeutschen zunehmend<br />
von der Vorstellung der Kollektivschuld entlastet und auf das Positive in ihrem<br />
Charakter verwiesen (vgl. Hermand 1989, 28). Gleichzeitig formte sich ein neues<br />
Feindbild: Unter dem Oberbegriff Totalitarismus wurden Nationalsozialismus und Kommunismus<br />
zusammengedacht und nun im anderen, stlichen Deutschland lokalisiert.<br />
Die gr te Bedeutung f r das Alltagsgeschehen hatte allerdings die W hrungsreform<br />
vom Juni 1948, die umgangssprachlich auch als „W hrungsschnitt“ bezeichnet wurde<br />
(vgl. Schubert 1986, 99). Mit diesem Datum ist der Beginn eines f hlbaren Wiederaufbaus<br />
verbunden. Alle Berichte betonen, daß dieses Ereignis eine existentielle Ver nderung<br />
in den Lebensverh ltnissen mit sich brachte und das subjektive Empfinden eines<br />
Neuanfangs wesentlicher bestimmte als die nachfolgende Staatengr ndung und ihre Konsequenzen.<br />
Auch f r die geschlechterspezifische Rollenaufteilung ergab sich mit der<br />
neuen Kaufkraft eine entscheidende Ver nderung. 'Pl tzlich' standen auch wieder m nnliche<br />
Arbeitskr fte zur Verf ng, die die Arbeitsverpflichtung zuvor umgangen hatten -<br />
schließlich waren die L hne auf dem Maß von 1939 eingefroren -, weil sie sich anders, z.<br />
B. ber ihre Frauen oder den Schwarzmarkt, versorgen konnten. Außerdem kehrten viele<br />
der Kriegsgefangenen in diesen Jahren zur ck. Das Resultat war eine schnelle und zum<br />
Teil staatlich autorisierte Verdr ngung der Frauen von ihren Arbeitspl tzen, vor allem<br />
wenn es sich um damals frauenuntypische Berufe handelte (vgl. Schubert 1986, 100).<br />
Außerdem verlagerte sich „die Funktion der Reproduktionsarbeit von der reinen berlebensarbeit,<br />
der Ern hrungssicherung auf den Konsum.“ Dies f hrte zum „Wiedereinsatz<br />
der Familie in ihre konomische Funktion als Konsumtionsgemeinschaft mit der Hausfrau<br />
als dem das Lohneinkommen verwaltenden und durch ihre Gratisarbeit Geld f r<br />
Anschaffungen einsparenden Mittelpunkt“ (69).