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Kapitel 3<br />
Betrachter bereitstellt: anstelle der „Urformen“, wie bei Domnick, steht im Mittelpunkt<br />
ihrer Rezeptions sthetik die „Sch nheit“.<br />
Die gegenstandslose Malerei „will nichts anderes sein als ein sch nes, rhythmisch gegliedertes<br />
Gebilde aus Farben und Formen, das durch seine Sch nheit allein erfreuen soll.“<br />
(1948, 9) Die „Sch nheit“, die das Kunstwerk aufweise, wird mit einer „Gesetzlichkeit“<br />
gleichgesetzt. „Ein solcher Kunst noch ungewohnter Betrachter wird diese Gesetzlichkeit<br />
[des Kunstwerkes; KB] nicht von vornherein erkennen; erst nach l ngerem Umgang mit<br />
diesem Werk wird er im Unterbewußten die Wirkung seiner Sch nheit und Vollendung<br />
an sich erfahren und seine im Geistigen begr ndete lebendige Gesetzlichkeit zu verstehen<br />
beginnen.“ (9) Die Auswirkungen dieser Sch nheit erkl rt sie folgendermaßen: „Wer sich<br />
am Sonnenschein freut, fragt ja auch nicht, was die Sonne zu bedeuten hat; er genießt sie<br />
und wird sich erst sp ter klar dar ber, daß solche Freude auch in weiterem Sinne heilsam<br />
ist. So ist es mit der gegenstandslosen Malerei - erst sp ter wird sich der Betrachter darber<br />
klar, daß sie noch mehr vermittelt als die bloße Freude am sch n geformten Gebilde.“<br />
(11 f.) Rebay schreibt der Sch nheit in der gegenstandslosen Malerei eine automatische<br />
Wirkung zu, deren Funktionsweise keiner weiteren Erl uterung bedarf. Was<br />
das Werk „in seiner Einfachheit zu sagen hat, bedarf keiner bersetzung noch Erkl rung,<br />
es spricht f r sich selbst und die h heren Kr fte, an denen es teilhat.“ (14) Dem ungegenst<br />
ndlichen Kunstwerk werden gleichsam magische Eigenschaften zugesprochen, die<br />
man nicht zu erkl ren braucht.<br />
Es handle sich also keineswegs nur um ein ußerliche Sch nheit, sondern sie sei vielmehr<br />
Ausdruck eines geistigen Prinzips, das ber das Unterbewußtsein langsam in die<br />
„Seele“ des Betrachters einsickere: „Mag der Betrachter zun hst einfach sein Gefallen<br />
am Spiel der Formen empfinden, so wird er allm hlich doch dahin gelangen, auch die<br />
l uternden und entspannenden Kr fte des Bildes zu erfahren, dessen Sch nheit im Geistigen,<br />
nicht im Sinnlichen beruht.“ (10)<br />
Im Verh ltnis zu den „klassischen“ Theoretikern der abstrakten Kunst erf hrt ihr Modell<br />
der Kommunikation geistiger Inhalte via abstrakte Kunstwerke an dieser Stelle eine Erg<br />
nzung. Sie proklamiert, daß der Vorgang der Rezeption geistiger Inhalte sogar funktioniere,<br />
ohne daß der Betrachter dies anstrebe, wenn er den Bildern nur ausreichend<br />
lange mit „Hingabe“ ausgesetzt sei (vgl. 1948, 9; 11). Der Begriff der „Hingabe“ scheint<br />
mit der Forderung der „Empf ngnisbereitschaft“ bei Domnick zu korrespondieren. Dort<br />
bezeichnete er einen Initiationsritus des Betrachters, in dessen Verlauf er die weiblich<br />
konnotierte Gegenst ndlichkeit stellvertretend f r den Nationalsozialismus als ein Gr n-