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Abstrakte Kunst und Wirtschaftswunder 163<br />
freien Kunst zeige. Form schaffen ist f r ihn gleichbedeutend mit Ordnung schaffen.<br />
Dabei betont er den prozeßhaften Charakter dieser „Formung“. Die reine, absolute Form<br />
gebe es nicht, Form sei immer von den wechselnden Anforderungen sich ver ndernder<br />
Zeitl ufte abh ngig. Ein Beharren auf alten Formen, die den modernen Materialien und<br />
Anforderungen nicht mehr gewachsen seien, bedeute hingegen ein Versinken „in dem<br />
Sumpf absoluter Formlosigkeit“. Die Ausstellung nun solle - auf der H he ihrer Zeit -<br />
zeigen, „wo innerhalb unseres scheinbaren Chaos dennoch so etwas wie Einheit zu entdecken“<br />
sei. Dies werde erst erreicht durch die gemeinsame Repr sentation sowohl von<br />
Kunstwerken als auch von „Werkformen der Technik, B cher[n], Fotos, Hausrat, M -<br />
bel[n]“.<br />
Die Form - oder der Br ckenschlag zwischen Kunst und<br />
Gebrauchsgegenstand<br />
Wie noch zu zeigen sein wird, formuliert Schulze Vellinghausen mit diesem Text neue<br />
Thesen, Große Perdekamp (1952) hingegen nimmt in seinem Ausstellungstext schon<br />
bekannte Ideen zur modernen Kunst und der Konstruktion ihrer Tradition wieder auf:<br />
Er stellt - wie so viele Theoretiker vor ihm - die moderne Kunst als Endpunkt einer bis<br />
dato unbefriedigenden Entwicklung in der Kunst dar. Er hebt hervor, daß „sich die Kunst<br />
erst allm hlich an das eigentliche Formproblem heranzutasten vermochte.“ Seine<br />
Argumentation gleicht der Domnicks, der ebenfalls andere moderne Kunstformen,<br />
konkret den Expressionismus, zur Bew ltigung eines konstatierten „Chaos“ f r verfehlt<br />
hielt (siehe S. 54 f.). Große Perdekamp schreibt, daß „die romantisch-sentimentale Begegnung<br />
mit der Industrie der Jahrhundertwende keine wahrhafte Begegnung sein<br />
konnte, wenn die Kunst dieser Geisteshaltung die Fabriken als<br />
ster und hassenswert<br />
gegen ber bemoosten Burgruinen darstellte. Auch eine gewisse absichtsvolle Heroisierung<br />
der Industriearbeit in der wilhelminischen Zeit mußte das Problem verfehlen.<br />
Selbst der Naturalismus [...] verengte seine Wesensschau mit einer, das technische<br />
Formproblem ausschließenden Sicht auf die sozialen Begleiterscheinungen. Der<br />
Expressionismus, der den in die technische Welt verkrampften Menschen durchweg<br />
negativ sah [...], verlor die n chterne Distanz zu den neuen Dingen.“<br />
Aus diesen Ausf hrungen lassen sich einige der positiven Aspekte herauslesen, die die<br />
ausgestellte moderne bzw. abstrakte Kunst im Gegensatz zu den genannten Kunstrichtungen<br />
habe: N chtern soll sie sein, nicht allein die sozialen Begleiterscheinungen zeigen,<br />
sondern die positiven Auswirkungen der technischen Welt. Die ausgestellten Kunstwerke<br />
sollen die aus dem „z<br />
ellosen Auswuchern der Materie“ erwachsenen Probleme „in den