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124<br />

Kapitel 3<br />

Um die Notwendigkeit der abstrakten Kunst zu betonen, geht Rebay in ihrem Katalogtext<br />

auch auf den Krieg und damit unausgesprochen auf den Nationalsozialismus ein:<br />

„Das Bewußtsein, zu einem Leben im Geiste aufgerufen zu sein, ging mit den Erleichterungen,<br />

die eine sich immer vervollkommnende Technik dem menschlichen Leben zu<br />

bringen wußte, mehr und mehr verloren. Alle Arbeiten des t glichen Lebens sind durch<br />

sie jetzt leicht geworden; daß man sich aber nicht aufgerufen f hlte, die so freigewordenen<br />

Kr fte dem Fortschritt des Geistes dienstbar zu machen, hat Krieg und Elen<br />

die Welt gebracht. In Zukunft sollte es jedoch nicht mehr n tig sein, jene Undankbaren,<br />

die ihre Verpflichtung zum Fortschritt im Geistigen, zur Versenkung in die wahren<br />

Kr fte des Lebens nicht begreifen, durch Leiden zu strafen.“ (13) 42 Diese Ausf hrungen<br />

gehen hier an die Adresse der deutschen Rezipienten und lassen sich in diesem Kontext<br />

als eine private Reeducation-Aktion bezeichnen. Als „Undankbare“ ber die Errungenschaften<br />

der geistigen Entwicklung h tten die Deutschen, so liest man unschwer zwischen<br />

den Zeilen, an ihrem Schicksal selbst schuld - ganz im Gegensatz zu den Amerikanern.<br />

In den USA seien der „geistige Fortschritt“ und auf der anderen Seite die technischen<br />

und zivilisatorischen Errungenschaften, die die materialistische Welt auszeichnen, auf<br />

dem Weg zu einem friedvollen Zeitalter keine Gegens tze mehr. Im Gegenteil: Der<br />

nordamerikanische Lebensstandard wird in ihren Rundbriefen immer wieder erw hnt.<br />

Der ungegenst ndliche Maler „findet in Erleichterungen, die ihm die standardisierte<br />

Zivilisation Amerikas bietet, ein vollkommenes Instrument, auf dem er spielen kann,<br />

sodaß er nicht in seinem t glichen Leben behindert ist durch die Schwierigkeiten, das<br />

N tige zu erhalten oder Mittel, durch die er sich ausdr cken kann.“ (Rebay 1949, Nr.<br />

107) In einem anderen Rundbrief schreibt sie ber Hausger te vom programmierbaren<br />

Elektroherd bis hin zur S<br />

ber<br />

lmaschine: „Es ist wirklich eine Freude, ein Haus mit solchen<br />

Erfindungen versehen zu k nnen, die dem Geiste ungeahnte Freiheiten bieten, f r<br />

h heren Dienst, ohne den man nicht berechtigt ist, solche Dinge zu ben tzen oder zu<br />

erwerben.“ (Rebay 1948, Nr. 29, 2 f.; Hervorhebung KB)<br />

Im Zentrum ihrer Kritik steht also ein angeblich falscher Umgang mit den technischen<br />

Errungenschaften. Die Forderung nach einer „ berwindung des Materialismus“, die auch<br />

Domnick formulierte, wird bei Rebay anders gedeutet. Ihre Behauptungen bilden einen<br />

aufschlußreichen Einblick in die Politik, die hinter dieser Lobrede auf das amerikanische<br />

42 Diese Ansicht vertrat sie allerdings schon fr her: „Die Verpflichtung zum geistigen Leben wurde mit<br />

der Vervollkommnung der Zivilisation [...] vergessen. [...] Nichtbeachtung dieser Verpflichtung<br />

brachte Kriege und Ungl c ber die Menschen.“ (1942)

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