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Mit abstrakter Kunst auf dem Weg zur ck in die Zivilisation 99<br />
1948/49 nicht durch die W hrungsreform in Frage gestellt, sondern durch die Teilung<br />
des Landes.<br />
Zwar besaß Deutschland infolge der politischen Entwicklung nun wieder staatliche Repr<br />
sentanzen, d. h. es gab theoretisch als Basis einer kollektiven Identit t wieder die Alternative<br />
einer „Staatsnation“ statt einer „Kulturnation“. Doch sowohl die parallele<br />
Gr ndung zweier Staaten auf dem Gebiet des ehemaligen Reiches als auch die mangelnde<br />
Souver nit t dieser „ nstlichen“ Staaten, die in enger Anbindung an die jeweiligen<br />
Alliierten entstanden, verhinderte zun hst die Identifikation (vgl. Giesen 1993, 236<br />
ff.). 1 Auch die zentralen Werte, die sich diese Staaten auf die Fahnen schrieben, mußten<br />
sich zun hst in der sozialen Praxis bew hren und wurden keineswegs sofort und ohne<br />
Mißtrauen angenommen. So erschien auch das Schlagwort „Demokratie“ als zentraler<br />
Wert der Bundesrepublik als erst zu f llendes Fremdwort (vgl. Glaser 1990, 142).<br />
1948/49 aber hatte sich die „Kulturnation“ bereits als tragf higes Konstrukt zur Sicherung<br />
des „besseren“ Deutschlands gegen ber dem NS erwiesen. Ob der neue, auf dem<br />
wirtschaftlichen Selbstverst ndnis basierende Code dies im gleichen Maße w rde leisten<br />
k nnen und ob - auf der anderen Seite - ein Be rfnis nach dieser Abgrenzung nachhaltig<br />
vorhanden sein w rde, war 1948 noch nicht absehbar. Die rasante politische Entwicklung<br />
f hrte zu einer Ver nderung der Situation, der der Code „Kulturnation“ zur Sicherung<br />
seines Fortbestandes angepaßt werden mußte, um weiterhin gegen die „Staatsnation“<br />
konkurrenzf hig zu bleiben: Die neue politische Grenze mußte im Rahmen der<br />
„Kulturnation“ verarbeitet werden.<br />
Die politische Entwicklung und ihre Auswirkungen auf eine kulturelle Differenzierung<br />
der Staaten wurde zun hst als Bedrohung der deutschen „Kulturnation“ empfunden,<br />
deren Besonderheit schließlich in der Unabh ngigkeit von staatlicher oder politischer<br />
Einheit begr ndet wurde. In der Zeitschrift Bildende Kunst hieß es 1949: „Die Zonenaufteilung<br />
und die [...] immer intensiver betriebene Spaltung Deutschlands ist in ihren<br />
Auswirkungen auf das deutsche Kulturleben nicht weniger verheerend als auf sozialem<br />
und wirtschaftlichem Gebiet. So verliert auch das deutsche Kunstleben der Gegenwart<br />
1 Die Bedeutung der mangelnden Souver nit t wird noch in einem Geschichtsbuch von 1978, vertrieben<br />
von der Bundeszentrale f r politische Bildung, dramatisch geschildert: „ ber vier Jahre lang waren<br />
die nach dem Zusammenbruch von 1945 riggebliebenen Bestandteile Deutschlands den Besatzungsm<br />
chten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert gewesen. Politisch, rechtlich, sozial, wirtschaftlich<br />
und kulturell hatten fremde Direktiven das deutsche Leben gelenkt und gepr gt.“<br />
(Moltmann 1978, 72, Hervorhebungen KB)