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168<br />
Kapitel 4<br />
ausgestellt waren. Der zentrale Terminus seiner Ausf hrungen ist dabei die „Form“ bzw.<br />
die „Formung“.<br />
Der Begriff Form hat 1952 offensichtlich Konjunktur, und h ufig wird er nicht nur auf<br />
bildende, sondern auch auf Gebrauchskunst bzw. das Verh ltnis der beiden angewendet,<br />
so z. B. in den Ausstellungen Die gute Industrieform in Mannheim und Mensch und<br />
Technik in Darmstadt sowie in Max Bills Buch Form. 28 Doch wurde bisher durchg ngig<br />
die strenge berlieferte Hierarchie zwischen h herwertiger bildender Kunst und minderwertiger<br />
Gebrauchskunst beachtet. Max Bill betont in Form noch ausdr cklich die Vorreiterposition<br />
der bildenden Kunst: „Die Gestalter neuer Formen stehen bewußt oder<br />
unbewußt unter dem Einfluß der modernen Kunst als dem reinsten sichtbaren Ausdruck<br />
der geistigen Str mungen ihrer Zeit.“ (1952, 10) Auch seine Bildbeispiele stellen diese<br />
hnlichkeit in der Form dar, wobei aber das Beispiel aus der bildenden Kunst stets einige<br />
Jahr lter ist; die Fotografien sind mit un bersehbaren Jahreszahlen versehen (Abb.<br />
41). 29<br />
Im Recklinghausener Katalog ist die bisher behauptete Hierarchie f r Schulze Vellinghausen<br />
kein Thema mehr, was sicher nur zum Teil seiner bergeordneten Fragestellung<br />
geschuldet ist. Das Gegenmittel gegen das scheinbare „Chaos“ bestehe in einer<br />
„Formung“, allerdings nicht nur im Rahmen der „hohen“ Kunst, sondern auch in den<br />
„Werkformen der Technik“ „einer nach ausschließlich merkantilen Gesichtspunkten arbeitenden<br />
Produktion“, wie Schulze Vellinghausen betont. Was sich hinter der bergreifenden<br />
Bezeichnung „Form“ verbirgt, gilt es n her zu untersuchen.<br />
Die „Grundfigur einer geistigen Struktureinheit“, so Schulze Vellinghausen, „begr ndet<br />
und tr gt“ die „Produktionen des menschlichen Geistes“, die sich wiederum in der Form<br />
ußerten. Kunstwerke und Gebrauchsgegenst nde sch pften also aus dem gleichen Reservoir<br />
und h tten deshalb hnliche Formen. Diese „Grundfigur einer geistigen Struktureinheit“<br />
ist dem „objektiven Geist“ im Sinne Hartmanns vergleichbar und wird gleichermaßen<br />
als ver nderlich dargestellt. 30 Aus diesem Grund definiert er auch die Form<br />
28 Gleichzeitig gibt Bill 1952 die Programmschrift ber das Geistige in der Kunst von Wassily<br />
Kandinsky erneut heraus, 1955 dann u. a. auch das Essay ber die Formfrage (1973a).<br />
29 „Wie eng die ungewollte Verbindung von Kunstwerk und Produktform ist, zeigt die Gegen berstellung<br />
von Plastiken und Autos aus den gleichen Zeiten. Die Plastiken zeigen immer den jeweils<br />
neusten Stand der Entwicklung, - die Autos sind ausgew hlt als Mischung zwischen Gestaltung und<br />
Maschine. Sie repr sentieren die sorgf ltige L sung ihrer Kategorie, nie den leichter verg nglichen,<br />
modischen Einfall.“ (Bill 1952, 10)<br />
30 Auch Bruno E. Werner schrieb: „Die Erziehung zur Form ist stets zugleich eine Erziehung zum<br />
Geist.“ (1949)