26.12.2013 Aufrufe

Download (8Mb)

Download (8Mb)

Download (8Mb)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

176<br />

Kapitel 4<br />

In einem intendierten Changieren zwischen diesen beiden Rezeptionsm glichkeiten liegt<br />

die ganz besondere Qualit t der Ausstellung.<br />

Auf dieser Basis l ßt sich die Frage, ob mit der Ausstellung die Kunst ber die Gebrauchsgegenst<br />

nde oder die Gebrauchsgegenst nde ber die Kunst vermittelt werden<br />

sollten, mit einem Blick in die Ausstellungsr ume und den Katalog in einem neuen Licht<br />

diskutieren.<br />

Der Aufbau der Ausstellung in Recklinghausen unterscheidet sich, soweit aus den Abbildungen<br />

im Katalog ersichtlich, erheblich von der sakralen Inszenierung der ungegenst<br />

ndlichen Kunst in der Karlsruher Ausstellung 1948. Der Raum ist nicht mehr „weiße<br />

Zelle“ (O'Doherty 1985), sondern durch die ausgestellten Exponate geradezu „wohnlich“<br />

gestaltet. Eine Innenansicht der R ume zeigt Besucher, die eine Plastik tats hlich anfassen<br />

(Abb. 39). Dies war sicherlich, wie auch die Aufstellung eines Stuhles vor einem<br />

Wandgem lde auf einer anderen Abbildung (Abb. 45), als Aufforderung gedacht.<br />

Die moderne Kunst, das habe ich zu zeigen versucht, ist nach Ansicht der Ausstellungsorganisatoren<br />

eindeutig und unbestritten ein Bestandteil der valorisierten Hochkultur,<br />

denn sonst h tte eine Gegen berstellung mit dem „profanen Raum“ eine zu große Gefahr<br />

dargestellt. Sie h lt in ihren Augen diesen Vergleich aus, ohne dabei aus dem Kontext<br />

einer valorisierten Kultur und ihrer Vorreiterposition herauszufallen; die Gebrauchsgegenst<br />

nde sind aus dieser Perspektive kraftspendendes, vereinnahmtes Beiwerk. So<br />

suggeriert es der Katalogbeitrag von Große Perdekamp, und so sprechen auch die im<br />

Katalog abgebildeten Innenansichten der Ausstellungsr ume: Die Kunstwerke stehen<br />

eindeutig im Vordergrund, erg nzend werden sie von Gebrauchsgegenst nden im Hintergrund<br />

oder an den R ndern der Fotografie flankiert (Abb. 37, 39).<br />

Auch in der Konzeption des Katalogheftes reproduziert sich - trotz des Einbezuges etlicher<br />

Abbildungen von Gebrauchsgegenst nden - eine klare Hierarchie: Die ersten Seiten<br />

zeigen vor allem Abbildungen von Kunstwerken und Menschen im Alltag. Anschließend<br />

folgt eine Zusammenstellung von Kunstwerken und technischen Ger ten, dann von M -<br />

beln, Architektur und Kunstwerken und zum Schluß ber mehrere Seiten ausschließlich<br />

von Haushaltswaren wie Gl sern, Besteck und Geschirr. Parallel dazu f llt eine zweite<br />

Ordnung auf: Es wird nicht davor zur ckgeschreckt - wie sp ter im Zusammenhang mit<br />

der modernen Kunst immer wieder behauptet -, auch Fotografien des Krieges bzw. der<br />

unmittelbaren Nachkriegszeit abzubilden. Vor allem im ersten Teil des Kataloges sind<br />

Fotografien wie Fronleichnamsprozession in K ln 1945 (Abb. 46) oder Nach dem Bombenangriff<br />

(Abb. 47) vor einem Ruinenhintergrund abgebildet. Sie sind gegenst ndlichen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!