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Kapitel 4<br />
In einem intendierten Changieren zwischen diesen beiden Rezeptionsm glichkeiten liegt<br />
die ganz besondere Qualit t der Ausstellung.<br />
Auf dieser Basis l ßt sich die Frage, ob mit der Ausstellung die Kunst ber die Gebrauchsgegenst<br />
nde oder die Gebrauchsgegenst nde ber die Kunst vermittelt werden<br />
sollten, mit einem Blick in die Ausstellungsr ume und den Katalog in einem neuen Licht<br />
diskutieren.<br />
Der Aufbau der Ausstellung in Recklinghausen unterscheidet sich, soweit aus den Abbildungen<br />
im Katalog ersichtlich, erheblich von der sakralen Inszenierung der ungegenst<br />
ndlichen Kunst in der Karlsruher Ausstellung 1948. Der Raum ist nicht mehr „weiße<br />
Zelle“ (O'Doherty 1985), sondern durch die ausgestellten Exponate geradezu „wohnlich“<br />
gestaltet. Eine Innenansicht der R ume zeigt Besucher, die eine Plastik tats hlich anfassen<br />
(Abb. 39). Dies war sicherlich, wie auch die Aufstellung eines Stuhles vor einem<br />
Wandgem lde auf einer anderen Abbildung (Abb. 45), als Aufforderung gedacht.<br />
Die moderne Kunst, das habe ich zu zeigen versucht, ist nach Ansicht der Ausstellungsorganisatoren<br />
eindeutig und unbestritten ein Bestandteil der valorisierten Hochkultur,<br />
denn sonst h tte eine Gegen berstellung mit dem „profanen Raum“ eine zu große Gefahr<br />
dargestellt. Sie h lt in ihren Augen diesen Vergleich aus, ohne dabei aus dem Kontext<br />
einer valorisierten Kultur und ihrer Vorreiterposition herauszufallen; die Gebrauchsgegenst<br />
nde sind aus dieser Perspektive kraftspendendes, vereinnahmtes Beiwerk. So<br />
suggeriert es der Katalogbeitrag von Große Perdekamp, und so sprechen auch die im<br />
Katalog abgebildeten Innenansichten der Ausstellungsr ume: Die Kunstwerke stehen<br />
eindeutig im Vordergrund, erg nzend werden sie von Gebrauchsgegenst nden im Hintergrund<br />
oder an den R ndern der Fotografie flankiert (Abb. 37, 39).<br />
Auch in der Konzeption des Katalogheftes reproduziert sich - trotz des Einbezuges etlicher<br />
Abbildungen von Gebrauchsgegenst nden - eine klare Hierarchie: Die ersten Seiten<br />
zeigen vor allem Abbildungen von Kunstwerken und Menschen im Alltag. Anschließend<br />
folgt eine Zusammenstellung von Kunstwerken und technischen Ger ten, dann von M -<br />
beln, Architektur und Kunstwerken und zum Schluß ber mehrere Seiten ausschließlich<br />
von Haushaltswaren wie Gl sern, Besteck und Geschirr. Parallel dazu f llt eine zweite<br />
Ordnung auf: Es wird nicht davor zur ckgeschreckt - wie sp ter im Zusammenhang mit<br />
der modernen Kunst immer wieder behauptet -, auch Fotografien des Krieges bzw. der<br />
unmittelbaren Nachkriegszeit abzubilden. Vor allem im ersten Teil des Kataloges sind<br />
Fotografien wie Fronleichnamsprozession in K ln 1945 (Abb. 46) oder Nach dem Bombenangriff<br />
(Abb. 47) vor einem Ruinenhintergrund abgebildet. Sie sind gegenst ndlichen