Download (8Mb)
Download (8Mb)
Download (8Mb)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Deutsche“ Kunst nach 1945 33<br />
Das Untersuchungsfeld der ersten Phase 1945-47 ist eine private Vortrags- und Ausstellungsreihe<br />
in den R umen des Nervenarztes Ottomar Domnick in Stuttgart, die er sp ter<br />
- Ende 1947 - in einem bebilderten Sammelband im Eigenverlag dokumentierte. Sie hat<br />
Aufnahme in meine Arbeit gefunden, weil es sich um die erste dokumentierte Ausstellung<br />
nach 1945 handelt, die sich ausschließlich mit „abstrakter“ Malerei befaßte (Kap. 2).<br />
Als Beispiel f r die zweite Phase 1948-1949 dient die bereits erw hnte Wanderausstellung<br />
Gegenstandslose Malerei in Amerika, die f r die zeitgen ssische Diskussion gerade<br />
durch den Vergleich zwischen amerikanischer und deutscher Abstraktion in der Malerei<br />
wichtiges Material lieferte. Auch in diesem Fall handelt es sich mit der ersten Pr sentation<br />
us-amerikanischer ungegenst ndlicher Kunst nach 1945 um eine Premiere (Kap. 3).<br />
Das Ausstellungsbeispiel f r die dritte Phase 1950-52 ist Mensch und Form unserer Zeit.<br />
Dieses Projekt, das anl ßlich der Ruhrfestspiele 1952 in Recklinghausen realisiert wurde,<br />
zeigte aktuelle Gebrauchs ter neben ungegenst ndlichen/abstrakten Kunstwerken. Die<br />
Ausstellung ging damit als erste in Deutschland nach 1945 auf die formale N he zwischen<br />
ungegenst ndlichen Kunstwerken und modernen Gebrauchsgegenst nden in den<br />
50er Jahren ein (Kap. 4).<br />
Bei der Untersuchung der Ausstellungen soll der Frage nachgegangen werden, wie die<br />
„abstrakte“ Kunst als Gegenstand mit welcher Bedeutung konstruiert wurde und welches<br />
identit tsstiftende Angebot im kulturellen Diskurs ber diese Kunst zugleich definiert<br />
wurde. Das zu untersuchende Material umfaßt dabei in erster Linie Publikationen, vor<br />
allem zu den jeweiligen Ausstellungen. Die Untersuchung wird daher in weiten Teilen<br />
diskursanalytisch vorgehen und darin der damaligen Debatte, in der kaum ber Bilder gesprochen<br />
wurde, folgen. Zus tzlich sollen aber auch die Ausstellungsinszenierungen -<br />
soweit rekonstruierbar - zum Thema werden. Die Fragen an diese Ausstellungen sind,<br />
was in welcher Weise zu sehen gegeben wurde und ob diese Darbietungen die theoretisch<br />
formulierten Anspr che aufnahmen, fortf hrten oder aber durchkreuzten.<br />
Die beispielhaft untersuchten Ausstellungen sind alle drei als kleine Meilensteine in der<br />
deutschen Kunstentwicklung der Nachkriegszeit gewertet worden. 49 Sie bauen in vielen<br />
Punkten der Codierung aufeinander auf, haben aber dar ber hinaus unterschiedliche<br />
Schwerpunkte, die - so hoffe ich zu zeigen - aktuelle Tendenzen der Diskussion repr -<br />
sentativ aufgreifen. Es handelt sich durchweg um programmatische Ausstellungen, auch<br />
49 Sie geh rten allerdings nicht zu den großen Events, die in der bisherigen offiziellen Geschichte auf<br />
den ersten Blick „Epoche machten“ - so Eberhard Roters (1988, 15) zu der dem Berliner Ausstellungsprojekt<br />
Stationen der Moderne 1988 zugrunde liegenden Konzeption, in dem keine der von mir<br />
ausgew hlten Ausstellungen enthalten war.