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102<br />

Kapitel 3<br />

Die Blockstaaten bzw. deren Vertreter beteiligten sich nur mittelbar an dieser Auseinandersetzung.<br />

Alexander Dymschitz, ein sowjetischer Kulturfunktion r, stellte Ende 1948<br />

in der T lichen Rundschau (19. und 24. November) in einem Artikel ber die formalistische<br />

Richtung in der deutschen Malerei eindeutig klar, was die Sowjetunion von der<br />

Kunstproduktion in der SBZ erwartete - auch wenn diese Form der Bemerkungen eines<br />

Außenstehenden, so der Untertitel des Aufsatzes, keine offizielle Direktive war. Seine<br />

Argumentation richtete sich „gegen den von ihm als individualistisch und subjektivistisch,<br />

lebens- und kunstfeindlich, irrational, pessimistisch und elit r abgelehnten Formalismus“<br />

(Dollichon 1992, 66). Zwar stieß dieser Artikel noch auf heftige Gegenrede in der ostdeutschen<br />

Kunstszene, die gew nschte Richtung der Kulturpolitik zeichnete sich aber<br />

unmißverst ndlich ab.<br />

Offizielle Stellungnahmen der Alliierten unterblieben auch im Westteil des Landes. Ein<br />

immer wieder zitiertes Beispiel f r eine direkte Einflußnahme ist lediglich das bereits im<br />

November 1947 ausgesprochene Verbot des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung<br />

Deutschlands in den Westzonen (vgl. Schroer 1988, 31-35), wobei der Grund f r<br />

dieses Verbot uneindeutig zu sein scheint, auf keinen Fall l ßt sich der Kulturbund zu<br />

dieser Zeit - er bestand im Ostsektor und in der DDR weiter - auf eine der sp ter konkurrierenden<br />

Kunstrichtungen festlegen. Schroer begr ndet das Verbot wie folgt: „Durch<br />

sein angestrebtes Ziel, der Erhaltung der nationalen und kulturellen Einheit - auch unter<br />

Beteiligung sozialistischer und kommunistischer Mitglieder -, geriet die starke,<br />

berparteiliche und gesamtdeutsch orientierte Organisation zwangsl ufig in die<br />

politischen Auseinandersetzungen des Ost-West-Konfliktes. Sie war zum vermeintlich<br />

politischen St rfaktor f r die Westm hte geworden.“ (1988, 35) Die Alliierten scheinen<br />

also an einer Differenzierung des Kunstbetriebes interessiert gewesen zu sein, um die<br />

ihren außenpolitischen Zwecken dienende deutsche Teilung auch im Bereich der Kultur<br />

zu manifestieren. Dies spricht daf r, daß die Rolle der bildenden Kunst f r das deutsche<br />

Selbstverst ndnis erkannt und dieses Wissen eingesetzt wurde.<br />

Im Bereich der bildenden Kunst wurden 1948 zwei Debatten er ffnet, die auch die<br />

nachfolgenden Jahre pr gen sollen. In diesen Auseinandersetzungen ging es um die Zukunft<br />

der „Kulturnation“ als Code der gesellschaftlichen Identit t. Diese Streits dienten<br />

dazu, den Code in einem permanenten Diskurs weiter zu differenzieren und seine Grenzen<br />

festzulegen. In der schon erw hnten Hofer-Nerlinger-Debatte in der Ostberliner<br />

Zeitschrift Bildende Kunst 1948/49 wurden die Fronten zwischen Realismus und Abstraktion<br />

als Frage nach der gesellschaftlichen Wirksamkeit von Kunst aufgebaut (siehe<br />

S. 14). Gleichzeitig er ffnete Hans Sedlmayr den Disput im westlichen Teil Deutsch-

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