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Abstrakte Kunst und Wirtschaftswunder 147<br />

Abbildlichkeit, wie ein Auszug aus einem zeitgen ssischen Leserbrief zeigt: „Die Armmuskeln<br />

der dargestellten Arbeiter verlegt er [der K nstler; KB] z. B. auf die Ellenbogen.<br />

Die Nasen der Frauen gleichen 'Kleiderhaken'„ (zit. nach 128; vgl. auch die Abbildung<br />

des Gem ldes ebd., S. 130).<br />

Diese Entwicklung rief in Westdeutschland allerdings kaum Reaktionen hervor. Die<br />

Kunst in der Ostzone 6 war zwar immer wieder Gegenstand erboster und abwertender<br />

Texte, die aber den Umfang von Notizen selten berschritten. 7 Zunehmend wurden die<br />

Spielarten des sozialistischen Realismus h misch mit der Kunst des Nationalsozialismus<br />

verglichen. Eindeutig zeichnete sich in dieser Zeit ab, daß die Kunst aus der DDR im<br />

Zweifelsfall nur noch als das ungenannte, konstruierte Andere, 8 aber nicht mehr als vergleichbare,<br />

als ernstzunehmende Kunst galt (vgl. Grohmann 1952).<br />

Im westlichen Ausland erlangten die westdeutschen modernen K nstler unterdes ein zunehmendes<br />

Prestige. 1951 wurden Willi Baumeister und Hans Uhlmann auf der Biennale<br />

in S o Paulo pr miert. Die abstrakte bzw. ungegenst ndliche Malerei - so mußte das<br />

kunstinteressierte Publikum registrieren - bescherte also eine internationale Anerkennung,<br />

und dieses Fremdbild war f r die Einsch tzung der abstrakten Malerei im eigenen<br />

Land sicher nicht ohne Bedeutung. So betonte der B rgermeister Darmstadts beispielsweise<br />

in seiner Er ffnungsrede anl ßlich der Darmst ter Gespr che 1950, daß die<br />

Stadtv ter „in der Erweckung und F rderung der vorw rtsdr ngenden und sch pferischen<br />

Kr fte auf allen kulturellen Gebieten unseren besonderen Beitrag zur Wiederherstellung<br />

des Ansehens unseres Vaterlandes unter den Kulturv lkern dieser Erde erblicken.“<br />

(in Evers 1951, 8; Hervorhebung KB)<br />

Auf der anderen Seite wurden in der BRD die aktuellen nstlerischen Entwicklungen im<br />

restlichen Europa, vor allem Frankreich, und in den USA noch kaum ffentlich rezipiert.<br />

In Berlin wurden im Amerikahaus im Jahr 1951 zum ersten Mal in Deutschland, in der<br />

6 So lautet der Titel eines Berichts in Die Neue Zeitung vom 29.2. ber die Ausstellung K stler<br />

schaffen f r den Frieden im Museumsbau am Kupfergraben in Berlin, dessen Inhalt hier repr sentativ<br />

f r das Niveau solcher Berichte auszugsweise zitiert sei: „Wir haben diese [in der Zeitung abgedruckten;<br />

KB] Bilder nicht mit sartiger Ironie ausgesucht. [...] Die Ausstellung gleicht wie alle diese Veranstaltungen<br />

in der Ostzone fast aufs Haar jenen, die das Dritte Reich im Haus der Kunst zeigte. Unter<br />

den Stichworten 'Realistische Aussage' und ' berwindung des Formalismus' entstehen ausnahmslos<br />

Bilder, deren h chste Aufgabe es ist, als Werbeprospekte f r den totalen Staat zu dienen.“<br />

7 Vgl. z. B. die Gegen berstellung eines Bildes von Willi Baumeister Kosmische Geste und eines von<br />

Walter Meinig Ein neuer Traktor kommt in Das Kunstwerk H. 5, 1951. Auf eine Kommentierung<br />

konnte offenbar verzichtet werden.<br />

8 Die Namensgebung der K nstlergruppe Der Junge Westen weist z. B. zwar indirekt darauf hin, daß es<br />

auch einen Osten gibt, setzt sich mit der dort produzierten Kunst aber Zeit ihres Bestehens meines<br />

Wissens nicht auseinander.

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