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Mit abstrakter Kunst auf dem Weg zur ck in die Zivilisation 127<br />

'Massenemanzipation', die Massenproduktion, Ramsch, Vulgarisierung des Geschmacks,<br />

Qualit tsverschlechterung der Produkte, berf llung, Allgegenwart des Vielzuvielen mit<br />

sich bringt. Die Chancen zur Entfaltung der Pers nlichkeit sinken.“ (Sieferle 1984, 231)<br />

Hinzu kamen sicherlich ernstzunehmende ngste vor einer atomaren Bedrohung sowie<br />

negative Erfahrungen mit der zerst rerischen Kraft der Technik im Zweiten Weltkrieg<br />

(vgl. z. B. Graner 1946).<br />

Aus der Position der „Kulturnation“ heraus scheute man in Deutschland seinerzeit selbst<br />

vor einer gewissen berheblichkeit den US-Amerikanern gegen ber nicht zur ck: „Hat<br />

der Amerikaner Kunstverstand?“, wird im Mai 1947 in Die Neue Zeitung provokativ<br />

gefragt (Misch 1947). Zusammenfassend wird die Frage nat rlich mit Ja beantwortet,<br />

dennoch zeigt sich auch immer wieder Mißtrauen. Susanne zur Nieden hat das Verh ltnis<br />

zur USA in der Nachkriegszeit als extrem zwiesp ltig beschrieben: „Der ambivalenten<br />

Darstellung der US-Macht liegt eine Einstellung zugrunde, die die deutsche Niederlage<br />

als das Ergebnis der materiellen und technischen berlegenheit deutet, den amerikanischen<br />

Sieg aber gleichzeitig als Sieg der sozial und kulturell Unterlegenen erlebt.“<br />

(1995, 29) 45 Noch 1957 stellt Arnold Gehlen (vgl. 7) die Technikfeindlichkeit als ein<br />

spezifisch deutsches Ph nomen dar, obwohl zu dieser Zeit die Technisierung der<br />

Haushalte und Arbeitspl tze in Deutschland schon ein betr htliches Maß angenommen<br />

hatte und fast jeder von dieser Entwicklung profitierte.<br />

Dagegen stand allerdings schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Technikbegeisterung,<br />

die sich allerdings weniger aus dem Kreis des traditionellen Bildungsb rgertums<br />

speiste, sondern von Technikern und Ingenieuren getragen wurde. Dies f hrte „zur<br />

Ausbildung zweier Kulturen, der naturwissenschaftlich-mathematisch ausgerichteten und<br />

der geistes- und sozialwissenschaftlich gerechtfertigten Lebensweise, die seitdem in<br />

spannungsreichem Miteinander die Diskussion um die Technik bestimmen.“ (Sch ler<br />

1990, 147) Diese Gegens tze sind auch noch nach 1945 zu beobachten. Doch im Zuge<br />

der beginnenden Mechanisierung und der allgemeinen Aufbruchstimmung breitete sich im<br />

Common Sense zunehmend eine Technikfaszination aus (vgl. auch Sieferle 1984, 228).<br />

In Rebays indirektem Bezug auf eine Krise, auf ein Chaos, erweist sich ihre Einbindung<br />

in diesen Diskurs. Die Kombination des „Geistigen“, des Inbegriffs der deutschen Kultur,<br />

mit dem „Fortschritt“ (vgl. Rebay 1948, 13), einem Terminus aus dem Umfeld der Zivili-<br />

45 Axel Schildt (1996) beschreibt, daß sich aus den Programmen der Amerikah user in der Nachkriegszeit<br />

eine gezielte kulturpolitische Ausrichtung zur Nivellierung dieser Vorurteile herauslesen l ßt.<br />

Die USA versuchten vergeblich, sich als „Kulturnation“ zu installieren.

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