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Mit abstrakter Kunst auf dem Weg zur ck in die Zivilisation 119<br />

dungsopfer hinter sich lassen muß, um an der Reinstallation einer neuen b rgerlich-patriarchalen<br />

Gesellschaft teilzuhaben (siehe S. 81 f.). Auch bei Rebay soll der Betrachter<br />

zun hst die diskursiven Regeln akzeptieren und damit etwas „hingeben“, das mit der<br />

Gegenst ndlichkeit assoziierbar ist. Dieser Vorgang wird allerdings mit „Genuß“,<br />

„Sch nheit“, „Freude“ assoziiert und nicht mit „Opfer“ oder „Verzicht“. Rebay legt<br />

außerdem einen Schwerpunkt ihrer Ausf hrungen darauf, daß die Wirkungsweise der<br />

„geistigen Botschaft“ nach diesem symbolischen Gr ndungsopfer unbewußt verlaufe,<br />

allein indem man sich dem Kunstwerk und seiner „Sch nheit“ aussetze. Es wird nicht<br />

mehr eine aktive Abkehr gefordert, sondern - so scheint es - eine Belohnung f r die<br />

passive Kunstbestrachtung versprochen. Es wird noch zu zeigen sein, daß auch Rebay<br />

ihrem im Verh ltnis zu den Ausf hrungen Domnicks scheinbar abgemilderten Rezeptionsmodell<br />

mit einer Drohung Nachdruck verleiht.<br />

Rebay stellt gleichzeitig eine weitere bedeutungsvolle Behauptung auf: Sie schreibt, daß<br />

man die seltsame Verwandlung von geometrischen Formen zum wirkenden Kunstwerk<br />

nicht wirklich sehen kann! „Selbst wenn Formen wie Kreis, Viereck oder Dreieck<br />

Verwendung finden, Formen, die man in solchem Zusammenhang f lschlich als<br />

geometrische bezeichnet, so sind sie hier doch rein nstlerischer Natur.“ (1948, 9) Die<br />

Bilder zeigten nicht notwendig das, was man sieht - z. B. geometrische Formen -,<br />

sondern versteckten nur eine zweite, unsichtbare geistige Sch nheit mit l uternden,<br />

heilenden Qualit ten, die „im Geistigen, nicht im Sinnlichen beruht.“ (10) Im Gegensatz<br />

zu Domnick betont Rebay, daß di ußerliche Sch nheit durchaus Tr gerin innerer,<br />

geistiger Sch nheit sein k nne. Oberfl hliche Harmonie stehe nicht notwendig im<br />

Gegensatz zu einer inneren geistigen Wirkungskraft, die das Einzelwesen positiv<br />

beeinflusse. Die Auswirkungen einer solchen Definition der abstrakten Kunst werden<br />

mich noch weiter besch ftigen. Zuvor aber m chte ich auf die großen Versprechungen<br />

eingehen, die an die Rezeption der abstrakten Kunst gekn ft werden und die im<br />

Mittelpunkt der Ausf hrungen Rebays stehen.<br />

Der Betrachter werde „aus aller irdischen Gebundenheit“ (10) herausgehoben. Die gegenstandslose<br />

Malerei sei „heilsam f r die Seele.“ (11) Rebay prophezeit jedem, der sich<br />

auf die ungegenst ndliche Kunst einl ßt, eine „Kr ftigung der Seele durch Hingabe an<br />

die bersinnlichen Ordnungen, die in dieser Kunst Gestalt werden.“ (11) Kunst wird hier<br />

als individuelles Heilmittel der Seele angepriesen.<br />

Rebay rezipiert hier das Modell der „Heilung durch den Geist“, des therapeutischen Anspruchs<br />

an die abstrakte Kunst, das ebenfalls kunsthistorisch in die Anfangsjahre des

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