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Abstrakte Kunst als Modell einer neuen Ordnung 57<br />
„historisches Durchgangsstadium“, als „'Sturm-und-Drang-Periode' der Moderne oder als<br />
die baroc bersteigerte Schlußapotheose des 19. Jahrhunderts“ (21), die „keineswegs<br />
identisch war mit der Kunst der Zukunft.“ (6) Die Expressionisten h tten lediglich „die<br />
unentbehrliche Basis geschaffen, an der wir heute weiterbauen“ (22). „Die doppelte<br />
Wurzel der modernen Kunst reicht bis in den Gegensatz von Klassizismus und Romantik.<br />
[...] Aber aus dem Kampfe dieser beiden Richtungen scheint jetzt eine Ausdrucksgestaltung<br />
als f hrende Macht hervorzugehen, die den Gegensatz von Subjekt und<br />
Objekt aufhebt.“ (23) Domnick ist in seiner Ablehnung noch weitaus radikaler. Er sieht<br />
den Expressionismus nicht als Basis der abstrakten Kunst an, sondern behauptet: „Es<br />
scheint sich uns nicht so darzustellen, daß der Expressionismus die große revolution re<br />
Kunstform ist, aus der die anderen Formen sich ableiten (wie es zeitlich den Anschein<br />
hat), also z. B. der Kubismus und der Konstruktivismus. Vielmehr entwickelten sich von<br />
C nne ab die beiden großen Antipoden. W hrend aber in der weiteren Entwicklung das<br />
Crescendo sich nach der Seite der abstrakten Kunstform hin abzeichnet, wird die Linie<br />
beim Expressionismus nner und splittert sich schließlich auf in das bunte Bild der<br />
gegenst ndlichen Malerei von heute.“ (Domnick 1947, 15 f.) Es wird deutlich, daß<br />
Domnick f r die „abstrakte“ Kunst die Ungegenst ndlichkeit proklamiert und im<br />
Gegenzug den Expressionismus mit gegenst ndlichen Tendenzen identifiziert.<br />
Die Ablehnung des Expressionismus in der unmittelbaren Nachkriegszeit wird h ufig<br />
damit begr ndet, z. B. von Adama von Scheltema und Karl Scheffler, daß er „dem gleichen<br />
geistigen N hrboden entstammte, der schließlich auch die schlimmsten Bl ten des<br />
Nazitums hervorgebracht habe“ (Glaser 1990, 226). Wird dem Expressionismus bel<br />
genommen, daß es vor 1937 einige Ber hrungspunkte und Ann herungsversuche zwischen<br />
NS und Expressionismus gab? Auch Domnick scheint den Vergleich von NS und<br />
Expressionismus im Auge zu haben, wenn er letzteren als Basis der „gegenst ndlichen<br />
Malerei von heute“ (1947, 16) abwertet oder wenn er schreibt: „Das Dynamisch-Expressive,<br />
das Pathetische liegt dem Deutschen, und es stand ein Affekt hinter dieser Bewegung,<br />
die revolution ren Quarakter trug.“ (16)<br />
Die Ablehnung des Expressionismus hat indes historische Vorl ufer. Einer davon sind die<br />
Auseinandersetzungen um die Abl sung der expressionistischen Kunst durch eine „neue<br />
Kunst“ unter den Anh ngern der antifaschistischen Volksfront.<br />
Dieser Disput wurde in den Jahren 1937 und 1938 in ihrem Moskauer Organ, der Zeitung<br />
Das Wort, ausgetragen. In der sog. Expressionismusdebatte (vgl. Expressionismusdebatte<br />
1973) ging es um das brauchbare „Erbe“ der b rgerlichen Kunstentwicklung, auf