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114<br />

Kapitel 3<br />

meisten deutschen Ver ffentlichungen ber die abstrakte Kunst nach 1945, in denen die<br />

Behauptung eines kontinuierlichen Entwicklungsprozesses dieser Malerei wegen der<br />

gleichzeitigen Umgehungsm glichkeit einer Auseinandersetzung mit der NS-Kunst eine<br />

große Bedeutung hatte. Die abstrakte Kunst wurde damit als eine der Bastionen definiert,<br />

die als Tr gerin einer ungebrochenen Tradition den NS berlebt habe und somit<br />

Kontinuit t und Normalit t garantiere.<br />

Auf diesen Rechtfertigungsparcours kann Rebay offensichtlich in ihrer deutschen Ver f-<br />

fentlichung verzichten. F r sie als (inzwischen) Amerikanerin besteht keine Notwendigkeit,<br />

die abstrakte Kunst m hevoll als Bestandteil der Kunsttradition zu definieren, 27 sondern<br />

sie setzt ihre Relevanz voraus, um auf dieser Basis den Aspekt des Neuen, Modernen,<br />

Amerikanischen zu betonen. Rebay beginnt ihre Ausf hrung allerdings mit einer<br />

Abgrenzung der gegenstandslosen Kunst von der abstrakten: „Gegenstandslose Kunst<br />

bildet keines der uns auf dieser Welt gel ufigen Dinge oder Lebewesen ab.“ (Rebay<br />

1948, 9) Bezeichnete der bislang in Deutschland gebr uchliche Terminus „abstrakt“ noch<br />

ein weites Spektrum verschiedener Abstraktionsgrade in der Malerei, so ist die<br />

ungegenst ndliche Kunst in Rebays Augen eine Gestaltung, die g nzlich ohne Vorlage<br />

aus der Welt der Gegenst nde auskommt und deren Resultate auch keine Abbildlichkeit<br />

assoziieren lassen. F r Rebay war seit 1938 der englische Begriff „non-objective“, den<br />

sie auch in die deutsche Sprache bernahm, ein ausschließlicher (vgl. Lukach 1983, 108),<br />

um dessen Gebrauch sie selbst mit Kandinsky rang. 28<br />

Rebay erweist sich hier als Repr sentantin eines Diskussionsstandes, der in Deutschland<br />

zu dieser Zeit erst allm hlich und auch nur in Fachkreisen Einzug nahm. Unter dem Titel<br />

Abstrakt - Absolut - Konkret? fragt Anton Henze Anfang 1948 in Das Kunstwerk nach<br />

den sprachlichen Differenzierungen und kommt zu dem Schluß: „Wir sollten getrost bei<br />

den Benennungen bleiben, die sich eingeb rgert haben und unter dem Sammelbegriff<br />

'abstrakte Kunst' die abstrakten, absoluten, konstruktivistischen, kubistischen und abstrakt-surrealistischen<br />

Gestaltungsm glichkeiten zusammenfassen.“ (38) Rebays Diffe-<br />

27 Dennoch hatte sie durchaus ihre Gegenbilder, vor allem den Surrealismus, was wohl auch aus der<br />

Konkurrenz zu den Aktivit ten Peggy Guggenheims zu erkl ren ist (vgl. von der Bey 1990, 28 f.). Im<br />

Sammlungskatalog der Guggenheim-Stiftung aus dem Jahr 1938 schreibt sie beispielsweise von den<br />

„Surrealists and other vague intellectual criminals in art, who try to hind their impotency for purely<br />

intuitive creation“ (Rebay 1938, 13).<br />

28 Im Rundbrief Nr. 98 B (ca. 1950) schreibt Rebay hierzu: „Kandinsky war in Paris auch so verdeutscht<br />

[sic] in seiner Gewohnheitsbequemlichkeit, daß er mir in 1937 sagte, das Wort abstrakt sei so falsch,<br />

aber was kann ich machen, da es nun einmal eingef hrt ist [...]. Das war es auch in Amerika, sagte<br />

ich, aber ich ndere das, und siehe da, es ist ge ndert, nur die schlechten Maler blieben bei abstrakt“.

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