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Mit abstrakter Kunst auf dem Weg zur ck in die Zivilisation 107<br />

Kunst als Zeichen f r das „Deutsche“ in der Kunst und damit f r wesentlich in der aktuellen<br />

Suche nach einer neuen Identit t oder Urform. 11 Nur wenn diese „L uterung und<br />

Formung“ gelinge, ist seiner Meinung nach wieder Licht in das Chaos der Zeit zu bringen.<br />

Diese Urform wird zugleich als eine innerliche, die „der Deutsche [...] in sich tr gt“<br />

(Hegemann 1948, 125), definiert und korrespondiert dadurch mit der bereits dargelegten<br />

Definition einer Nation als „R ckkehr zu einer urspr nglichen Wesenhaftigkeit“<br />

(Anderson 1996, 196; siehe S. 40 f.).<br />

In der Konstatierung einer „Krise“ waren sich alle, Gegner und Bef rworter der abstrakten<br />

Kunst, einig; nun aber - 1948 - war es bereits m glich, die abstrakte Kunst als Angebot<br />

zur berwindung dieser Krise und Grundlage einer neuen (teil-)nationalen Identit t<br />

anzunehmen. 12<br />

Die Grenzen zwischen Bef rwortern und Gegnern der abstrakten Kunst in der westdeutschen<br />

Debatte lassen sich also schwerlich zwischen „rechts“ und „links“ ziehen, zwischen<br />

Konservativismus und Modernit t (so Herlemann 1989, 216). Die aktiven Teilnehmer an<br />

dieser Auseinandersetzung hatten vielmehr gemeinsam, daß sie allesamt bildungsb rgerliches<br />

Gedankengut reproduzierten. Sie verstanden sich als die traditionell Zust ndigen<br />

f r die „Kulturnation“ (vgl. hierzu grunds tzlich Ringer 1983) bzw. konstruierten diese<br />

Autorit t durch die permanente Weiterf hrung des Diskurses, der seinen Weg bis hin in<br />

die Massenmedien nahm. Die Debatten liefen horizontal durch diese Gruppe und verweisen<br />

damit auf Gemeinsamkeiten in der großen Erwartungshaltung, die an die Adresse der<br />

Kunst formuliert wurde: Weder Gegnern noch Verfechtern der abstrakten Kunst galt<br />

diese als eigenst ndiges System. Kunst wurde nach wie vor danach beurteilt, was sie f r<br />

eine neue oder erneuerte Gesellschaft leisten kann, und ihre Verbreiter hielten sich f r<br />

eine Gruppe mit einem gesellschaftlich relevanten Auftrag (siehe S. 85 f.).<br />

11 Vergleichbar argumentiert noch 1954 Werner Haftmann in seiner die documenta 1 vorbereitenden<br />

Ver ffentlichung Malerei im 20. Jahrhundert: „Der germanische Geist antwortete der neuen Argumentation<br />

[der Verlagerung des Bildwerten von der Außen- auf die Innenwelt; KB] auf seine Weise.<br />

In ihm war das alte Wissen blutsm ßig angelegt, das seit je und eh die Welt transzendierte.“ (81)<br />

ber die große Bedeutung dieses Werkes f r die zeitgen ssische Debatte vgl. Grasskamp 1982, 19-<br />

21.<br />

12 Haftmann schreibt noch 1954 vergleichbar ber das „Subjekt-Objekt-Problem und seine L sung durch<br />

die Herstellung der Identit t. Die abstrakte Malerei ist heute das bevorzugte Verfahren, um in der<br />

formalen Meditation zu dieser Herstellung der Identit t zu gelangen.“ (439; vgl. auch 469 f.)

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