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Mit abstrakter Kunst auf dem Weg zur ck in die Zivilisation 117<br />
Diesen Passus haben die Juroren nicht ngstlich ausgelegt: wurden doch selbst Werke<br />
der gegenstandslosen Kunst von ihnen zugelassen.“ (Zahn 1951, 32 f.) Die Zeitschrift<br />
Das Kunstwerk erg nzte die Diskussion 1951 mit einem Schwerpunktheft zum Thema<br />
„Kirche und moderne Kunst“ (Heft 1). Vehement wurde von den Vertretern der abstrakten<br />
Kunst bestritten, daß sich Kirche und moderne Kunst ausschl ssen. Mehr noch, die<br />
abstrakte Kunst wurde als Sichtbarmachung des „Geistigen“, verstanden als Religi ses,<br />
benannt, die „Parallelit t der Vorg nge in diesen beiden auf das Transzendente gerichteten<br />
Lebensm hten“ (Keutner 1951, 41) Kunst und Kirche wurde hervorgehoben. 33<br />
Wie schon Domnick behauptet auch Rebay nicht, daß man das „Geistige“ oder die Religiosit<br />
t der K nstler am Kunstwerk ablesen k nne. Die Qualit t des Kunstwerkes wird<br />
auch hier von der Person des K nstlers abh ngig gemacht. Aus diesem Grund trifft auch<br />
Rebay eine Unterscheidung zwischen „normalen“ und „genialen“ K nstlern. „Nur wirklich<br />
gereifte K nstler“ (1948, 14) entsprechen ihren Anforderungen, denn „[e]s ist keine<br />
leichte Aufgabe, eine neue Struktur zu schaffen, die die Bildfl<br />
he mit Leben erf llt.“<br />
(11) Als solcherart geniale K nstler bezeichnet sie - neben dem Komponisten Bach - die<br />
Maler Wassily Kandinsky und Rudolf Bauer: „Diese Kunst fand sich selbst, als 1911 in<br />
Europa Wassily Kandinsky, kurz darauf Bauer ihre berraschenden Kunstwerke schufen,<br />
die sich nun dank der hochherzigen Schenkung eines anderen weitblickenden Mannes,<br />
Solomon R. Guggenheim, im Besitz der Vereinigten Staaten befinden.“ (12) 34 Diese<br />
Auswahl ist in Rebays ganz pers nlicher Geschichte begr ndet. Ihren einstigen Lebensgef<br />
hrten Rudolf Bauer hielt sie neben Kandinsky f r einen der großen Pioniere der<br />
ungegenst ndlichen Kunst un<br />
(vgl. von der Bey 1989 und 1990).<br />
berzeugte hiervon auch ihren Geldgeber Guggenheim<br />
Eine besondere Betonung legt Rebay allerdings - und in diesem Punkt unterscheidet sie<br />
sich von ihren deutschen Kollegen - auf die Definition des Mittels, das die abstrakte<br />
Kunst als Medium dieses Kommunikationsmodells zwischen „h heren Kr ften“ und dem<br />
33 Die Ann herung zwischen moderner Kunst und Kirche setzte sich in den 50er Jahren fort: 1952 fand<br />
in Mainz die Ausstellung Moderne christliche Kunst am Mittelrhein statt (vgl. von Holst 1952a).<br />
Mitte der 50er Jahre schlossen „[s]elbst hohe W rdentr ger der katholischen Kirche [...] ihren Frieden<br />
mit der gegenstandslosen Kunst und setzten sich aktiv f r den Einbezug mystisch-zeichenhafter<br />
Werke - wie der Glasfenster Georg Meistermanns - beim Bau neuer Kirchen ein.“ (Hermand 1991,<br />
148 f.) Hermand verweist auch auf die Ausstellung Kirche und abstrakte Malerei 1962 in Frankfurt/Main.<br />
Bis heute geh ren abstrakte Bildwerke zum g ngigen Ausstattungsrepertoire von Kirchenneubauten.<br />
34 An diesem Beispiel ist sehr gut nachzuvollziehen, auf welchen Pfaden Rebays missionarische T tigkeit<br />
f r die abstrakte Kunst, vor allem gegen ber ihrem Geldgeber Guggenheim, verlief. Sie bem hte<br />
eine andere, eine „amerikanische“ Tradition, indem sie den Erfindungsreichtum der abstrakten<br />
K nstler neben den der amerikanischen Pioniere, zu denen sich Solomon R. Guggenheim gerne<br />
hlte, stellte (vgl. zu dieser Motivation Guggenheims Lukach 1983, 74 f.; Guggenheim 1989, 11).