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„Deutsche“ Kunst nach 1945 17<br />

B. die Suche nach einer Tradition -, die nur zu unterschiedlichen L sungsvorschl gen<br />

f hrte?<br />

Jedenfalls scheint in der Nachkriegs-Debatte um die sog. abstrakte Kunst ein - wenn<br />

auch umstrittenes - identifikatorisches Angebot geschaffen worden zu sein, das sowohl<br />

gegen eine innere Opposition als auch gegen den Osten Deutschlands einsatzf hig war<br />

und zunehmend wieder ist. Meine These ist, daß die angeblich so wertfreie „abstrakte“<br />

Kunst nach dem Krieg im Westteil des Landes als Symbol einer westdeutschen<br />

kollektiven Identit t konstruiert wurde, daß versucht wurde, sie in einem langwierigen<br />

und offenbar problematischen Feldzug als eine „deutsche Kunst“ festzuschreiben, die es<br />

nicht nur gegen eine andere, stliche Definition der „deutschen Kunst“ zu verteidigen<br />

galt, sondern auch gegen die Gefahr einer kollektiven Traditions- oder Wurzellosigkeit.<br />

Wesentliches Moment dieser Identit t war m glicherweise gerade der unausgesetzte<br />

Streit und somit die Unentschiedenheit ber die Relevanz dieser Kunstform. Damit<br />

erg be sich eine Parallele zu dem konstatierten „Aushalten der Br che“ als Basis einer<br />

bundesdeutschen Nationalidentit t. Vielleicht l ßt sich so erkl ren, weshalb zum einen<br />

die Debatte um die „abstrakte“ Kunst im Westen so heiß gef hrt wurde und eine grenzberschreitende<br />

Diskussion weitgehend unterblieb - obwohl das „Andere“ immer mitgedacht<br />

wurde - und weshalb zum anderen auch nach der staatlichen Vereinigung der<br />

beiden Teile Deutschlands die Gegen berstellung von Kunstrichtungen wieder ein<br />

identifikatorisches Potential erhalten konnte, obgleich der Kalte Krieg heute en ltig<br />

vorbei ist.<br />

Bevor ich f r diesen Fragenkomplex eine methodische Herangehensweise vorschlage,<br />

m chte ich eine kurze bersicht ber die bisherigen kunsthistorischen Ans tze zur Erkl -<br />

rung der „abstrakten“ Kunst und ihrer Verbreitung in der Nachkriegszeit sowie eine Analyse<br />

der zugrunde liegenden Fragestellungen voranstellen.<br />

Die westliche Kunstgeschichtsschreibung versteht unter westdeutscher Nachkriegskunst<br />

relativ einm tig bis heute die ungegenst ndlich geometrische und vor allem informelle<br />

Kunst seit Mitte der 50er Jahre. Die Beurteilung der Kunstproduktion in den<br />

vorhergehenden Jahren ist im Gegensatz dazu erstaunlich widerspr chlich. Einerseits<br />

wird zumindest der Zeit von 1945 bis 1948 eine große Vielfalt bescheinigt: „Was in<br />

diesen Jahren den Ton angab, war [...] weniger eine bestimmte Richtung als ein<br />

Pluralismus, der eine erstaunliche politische, ideologische und sthetische Bandbreite<br />

hatte, und zwar von der antifaschistisch-linken bis zur christlich-konservativen, von der<br />

sowjetischen bis zur us-amerikanischen, von der bisher als 'entartet' empfundenen bis zur

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