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Kapitel 4<br />

Anl ßlich dieses groß angelegten Symposions wurden auch Wissenschaftler geistes- und<br />

naturwissenschaftlicher Fachrichtungen einbezogen. Sicherlich ist es ungenau, dies als ein<br />

fr hes Beispiel einer bewußten interdisziplin ren Zusammenarbeit zu verstehen (so<br />

Herlemann 1989, 59). Vielmehr zeigt sich daran, daß f r die bildende Kunst als den<br />

anderen Disziplinen vermeintlich bergeordneter Bereich ein Anspruch auf Repr sentanz<br />

des „Menschenbildes“ formuliert wurde und daß man sich daf r die anderen<br />

Wissenschaften dienstbar zu machen suchte. Der erw nschte repr sentative Charakter<br />

der Kunst wurde also auch durch die Auswahl der Diskussionsteilnehmer unterstrichen.<br />

Auch verstand sich das Gespr h weniger als Beitrag zur Kunst-, sondern<br />

bezeichnenderweise zur Geistesgeschichte (vgl. Evers 1951, 237). Kurt Leonhard schrieb<br />

in Das Kunstwerk: Daß ein solches ffentliches Gespr h m glich war und stattfand,<br />

„das charakterisiert die repr sentative Bedeutung, die den Fragen der freien<br />

Ausdrucksgestaltung heute weit ber den Bezirk des nur sthetischen hinaus zukommt,<br />

eine Bedeutung, die das nstlerische Bekenntnis f r weite Kreise unserer geistigen Elite<br />

geradezu in den Rang des religi sen Bekenntnisses erhoben hat.“ (1950) ber Leonhard<br />

hinausgehend m chte ich zuspitzen: Daß die Debatte ber das Menschenbild in unserer<br />

Zeit sich ohne Bezug auf die zugrunde liegende Ausstellung abspielte und daß dar ber<br />

außer von K nstlern und Multiplikatoren auch von namhaften Vertretern verschiedener<br />

Wissenschaftsrichtungen debattiert wurde, verweist auf die bis zu diesem Zeitpunkt<br />

gelungene Codierung der abstrakten Malerei. Sie war bereits zu einem Gegenstand<br />

avanciert, von dem ausgehend man so grundlegende Fragen wie die nach dem<br />

Menschenbild - immerhin ein hochsensibles Feld der Identit t! - auf einer breiten Ebene<br />

diskutieren und kommunizieren konnte.<br />

Zugleich aber zeigt sich in den Beitr gen der Kunstfachleute, daß es nun im Verh ltnis zu<br />

fr heren Debatten Diskussionsbedarf ber neue Aspekte der abstrakten Kunst gab. Diese<br />

Aspekte markieren diejenigen diskursiven Bereiche, an denen die Codierung der abstrakten<br />

Kunst noch weiter angepaßt werden mußte und noch kein Konsens bestand (vgl. Eco<br />

1989a, 74), sondern erst erstritten werden mußte. Interessanterweise signalisieren diese<br />

Bereiche einen Diskussionsbedarf ber das Verh ltnis zur „Wirtschaftsnation“, auf die<br />

eine angemessene Reaktion erst gefunden werden mußte.<br />

Im Gegensatz zu der vorausgegangenen Debatte um seine Ver ffentlichung Verlust der<br />

Mitte von 1948, in der es in erster Linie um die Glaubw rdigkeit des bildenden K nstlers<br />

ging, wird nun - zwei Jahre sp ter - von Sedlmayr ein anderer Schwerpunkt gesetzt: es

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