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128<br />

Kapitel 3<br />

sation, zeigt, daß sie unter Berufung auf den NS die traditionelle Gewichtung zwischen<br />

„Kultur“ und „Zivilisation“ nivelliert: „Alle Arbeiten des t glichen Lebens sind durch sie<br />

[die Erleichterungen der Technik; KB] jetzt leicht geworden; daß man sich aber nicht<br />

aufgerufen f hlte, die so freigewordenen Kr fte dem Fortschritt des Geistes dienstbar zu<br />

machen, hat Krieg und Elen<br />

ber die Welt gebracht.“ (13) Die Zivilisation und der technische<br />

Fortschritt werden auf diese Weise ganz im Gegensatz zur traditionellen deutschen<br />

Debatte zum Indikator auch der Kultur erkl rt! Die Amerikaner haben nach dieser<br />

Auffassung ihren hohen Lebensstandard zu Recht erlangt, weil sie es aufgrund ihres<br />

geistigen Fortschritts nicht anders verdient haben. Er scheint, als h tten die Deutschen<br />

ihre „Zivilisation“ verloren, weil sie sich ihrer auf geistiger Ebene nicht w rdig erwiesen<br />

haben. 46 Die Errungenschaften der modernen Technik in den USA werden in dieser<br />

Argumentation als Beweise eines „Fortschritt des Geistes“ (14) definiert. Sie stehen nun<br />

synonym f r eine geistige Ordnung und letzte Beweise einer hohen Kultur. Ebenso wie<br />

ein<br />

ußerliche Sch nheit der Bilder als Indikator einer inneren, geistigen Wirkungskraft<br />

konstruiert wird, ernennt Rebay parallel dazu den materiellen Wohlstand zum Indikator<br />

f r eine erfolgreiche berwindung des NS.<br />

Interessant ist hierbei, daß auch Rebay ihre eigenen Ansichten der 30er Jahre zu dem<br />

Verh ltnis von Kultur und Zivilisation g<br />

ndert hat, schließlich kann man ihr selbst eine<br />

N he zu bildungsb rgerlichem Gedankengut attestieren. 47 Diese Sinneswandlung weist<br />

darauf hin, daß Rebay die spezifisch amerikanische Bewertung der Technik als<br />

Voraussetzung einer demokratischen Grundordnung adaptierte. Auch f r Solomon R.<br />

Guggenheim, ihren Geldgeber, war die „Sammelt tigkeit Teil eines humanit ren<br />

Fortschrittsglaubens.“ (Guggenheim 1989, 11) Seit Mitte des 19. Jahrhunderts, so hat<br />

46 Seltsamerweise trifft sich Rebay in dieser Behauptung mit einem der technikfeindlichen Autoren der<br />

Nachkriegszeit. Graner schreibt ber den NS: „[D]as deutsche Volk [hat] in diesen Jahren seine<br />

Technik [...] zu einem starken Machtmittel ausgebaut [...]. Aber alle diese Fabriken, Autobahnen,<br />

Kraftwerke, Hallen, Versammlungspl tze und Befestigungsanlagen, alle diese Rundfunkger te,<br />

Kraftwagen, Flugzeuge, Panzer, U-Boote, diese ganze ungeheure Arbeit seiner Techniker und ihrer<br />

Helfer, ja des ganzen Volkes, mußte ihm zum Fluch werden, weil der Geist, der diesen K rper baute,<br />

in Maßlosigkeit ausartete. Auf den Geist kommt alles an, in dem das 'Mittel' Technik verwendet<br />

wird.“ (1946, 23)<br />

47 Aus den USA schrieb Rebay 1932 an ihre Mutter: „[W]ir m ten einen Klub bilden in Deutschland<br />

f r das Geistige [,] um Hitler, der jetzt mit Schleicher ans Ruder kommt, vor Dummheiten zu bewahren,<br />

nur durch den Geist kann Deutschland die anderen ausstechen, alles andere haben diese und<br />

m chtiger, aber nur der Geist (nicht die Wissenschaft allein) verschafft eine Weltstellung und das<br />

Geistreich sollte das 'Bayreuth' des deutschen Volkes sein.“ (in einem Brief vom November 1932,<br />

Privatarchiv Wessling) Wie viele Intellektuelle hoffte Rebay zu diesem Zeitpunkt noch darauf, daß<br />

die neue Regierung ihre bildungsb rgerlichen Interessen vertreten w rde. Auch Kessler schreibt in<br />

seinen Lebenserinnerungen, Rebay „habe auch starke Sympathien f r die Nazis, macht ihnen allerdings<br />

zum Vorwurf, daß sie das Bauhaus in Dessau aufgel st haben“ (Kessler 1982, 730).

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