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Kapitel 4<br />

Außerkulturelle repr sentieren wollen, 'so wie es wirklich ist', leiten aus den magischen<br />

Kr ften des Profanen ihren Machtanspruch ber die Kultur ab.“ (Groys 1992, 101 f.) Im<br />

Falle der abstrakten Kunst bedeutet die Gegen berstellung der profanen Dinge eine<br />

Best tigung des Anspruchs, der ohnehin schon l ngere Zeit in ihrem Namen formuliert<br />

wird: Die Theoretiker der abstrakten Kunst behaupten, daß sie eine tiefere, urspr nglichere<br />

Wahrheit darstelle, die zugleich authentischer Ausdruck der Zeit und einzig<br />

angemessene Antwort auf das konstatierte Chaos sei. „Der Ursprung eines innovativen<br />

Kunstwerks liegt [...] in der kultur konomischen Logik, die [...] sich als eine strategische<br />

Kombination aus positiver und negativer Anpassung an die Tradition ußert - mit dem<br />

Ziel, das Signifikant des Gegenw rtigen zu erzeugen.“ (Groys 1992, 91, Hervorhebung<br />

KB) Die formale N he zu den G tern der Wirtschaftswunderzeit wird als Best tigung<br />

dieses Anspruchs inszeniert, denn schließlich werden diese Dinge nicht nur produziert<br />

und gekauft, sondern stehen symbolisch f r den wirtschaftlichen Wiederaufbau Westdeutschlands.<br />

Dieser Anspruch wird im Katalogtext Schulze Vellinghausens im Verh<br />

ltnis von Form - Ordnung - Identit t gefaßt. Vermittelt ber die „Form“ soll die moderne<br />

resp. abstrakte Kunst nun auch f r die identifikatorische Kraft des wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs als f r das Selbstverst ndnis der Bundesdeutschen immens wichtigen<br />

Aspekt stehen, damit wird ein Anspruch der Kunst als Initiatorin dieses Aufschwungs<br />

behauptet. Gleichzeitig wird auch der sch pferische m nnliche K nstler als der Beweger<br />

oder „Former“ des wirtschaftlichen Aufbaus inszeniert.<br />

Es wird versucht, die Codierung der abstrakten Kunst zu erweitern, ohne ihren Status als<br />

fester Bestandteil des valorisierten Kulturbereiches in Frage zu stellen. Durch diese<br />

Erweiterung wird die errungene Stellung der abstrakten Kunst f r das bundesdeutsche<br />

Selbstverst ndnis als Signifikant der „Kulturnation“ gegen die Konkurrenz anderer<br />

Codes der Vergemeinschaftung, allen voran die „Wirtschaftsnation“, erfolgreich behauptet,<br />

indem deren „identifikatorische Kraft“ als Bestandteil der Kunst vereinnahmt wird.<br />

Nun sind die Weichen daf r gestellt, daß unter dem Dach der valorisierten Kultur,<br />

repr sentiert durch die abstrakte Kunst, auch der wirtschaftliche Aufschwung erstmals<br />

seinen Platz finden wird.<br />

Der Begriff der kulturellen konomie beinhaltet auch ein Wechselverh ltnis in der<br />

anderen Richtung, das sich in diesem Fall am besten mit einem Perspektivenwechsel<br />

erkl ren l ßt: Boris Groys hat ber die M glichkeit zweier verschiedener Betrachtungs-<br />

Perspektiven moderner Kunst am Beispiel des Schwarzen Quadrats von Malewitsch ge-

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