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Abstrakte Kunst und Wirtschaftswunder 169<br />
als einen ver nderlichen, dynamischen Wert. Seine Beispiele f r die Ursachen einer Dynamik<br />
der Form sind - bezogen auf die Werkformen - z. B. ver nderte Materialien oder -<br />
bezogen auf das Wohnen - ver nderte Lebensumst nde. Er betont die Bedeutung einer<br />
Dynamik der Form, ihrer Anpassung an die Zeitl ufte und somit auch die technische Entwicklung<br />
und verneint folglich die Existenz einer statischen, „absoluten“ oder „reinen“<br />
Form: „Es gibt aber diese 'absolute' Form nicht und nirgend - weder in dem Bereich des<br />
Glaubens, noch in dem des Denkens, noch in dem der Kunst.“ Eine solche w rde in<br />
seinem Verst ndnis auch nur „als leere Floskel zum Vorwand gemeinen Terrors“<br />
erstarren.<br />
Allerdings benutzt er den Begriff der „guten“ Form und f hrt dar ber hinaus die<br />
„wesentliche“ Form ein; 31 von Form k nne man berhaupt nur reden, wenn sich der<br />
„Ansatz einer Formung [...] energisch“ vollziehe. 32 Die „Form“ allein wird zu einer<br />
Qualit t ernannt, 33 sie wird damit - hnlich wie die „Sch nheit“ bei Rebay 34 - als<br />
qualitativer, „inhaltlicher“ Wert definiert und ihrer grunds tzlichen Fixierung auf etwas<br />
ußerliches enthoben.<br />
Wenn auch gegen ber Große Perdekamp in abgemilderter Form - Schulze Vellinghausen<br />
distanziert sich von der „falsche[n] Einheit einer forcierten Harmonisierung oder einer<br />
t richt-idealistischen Vereinfachung und Verharmlosung“ - so wird doch auch hier die<br />
„Formung“ mit Ordnung schaffen und das heißt auch mit dem Ziehen neuer Grenzen<br />
gleichgesetzt.<br />
Schon einmal, in dem im vorigen Kapitel vorgestellten Buch von Hans W. Hegemann<br />
Die Deutschen in der Kultur des Abendlandes (1948), wurde der Begriff Form synonym<br />
gesetzt, damals mit „Identit t“. Form - Ordnung - Identit t: diese Begriffstrias um-<br />
31 Schulze Vellinghausen betont in diesem Zusammenhang, daß die Ausstellung auf „relative Billigkeit“<br />
der ausgestellten Waren wert legte. Gebrauchsgegenst nde waren zu jener Zeit noch unerh rt teuer.<br />
Meissner (1950) beschreibt einen Einkauf in der Vorweihnachtszeit 1949 und kritisiert: „Aber die<br />
Preise sind so hoch, daß der Erwerb dieser Dinge nur f r einen minimalen Bruchteil der Be lkerung<br />
in Frage kommt.“ (26) „Die falsche Ausrichtung des Angebots, die weder dem echten Bedarf, noch<br />
der Kaufkraft, noch der volkswirtschaftlichen Lage entspricht, ist charakteristisch f r den ersten Produktionsaufschwung<br />
in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg.“ (27)<br />
32 Diese Stelle evoziert das Kreativit tsmodell Hartmanns, das in einer „Penetration“ besteht (siehe S.<br />
77).<br />
33 „Wir verbinden mit dem Begriff Form von vornherein eine Qualit t“, schreibt auch Max Bill<br />
(1952, 6).<br />
34 Max Bill setzt Form und Sch nheit gleich: „Also will Form letzten Endes Sch nheit bedeuten.“<br />
(1952, 6)