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154<br />

Kapitel 4<br />

Das Primat der abstrakten Kunst wird weiterhin vorausgesetzt, ja kann nach Ansicht<br />

ihrer Vertreter nur durch die Integration des „Bruchs“ und damit der Technik gesichert<br />

werden. Die Koalition zwischen Technik und Kunst soll nicht zu einer Aufgabe des<br />

Kunstbegriffs f hren, sondern ihm den bergang in die Zukunft sichern. Die von Walter<br />

Grasskamp beschriebene Paradoxie, daß die klassischen modernen K nstler „im Totalangriff<br />

auf das heruntergekommene Erscheinungsbild der b rgerlichen Kunst die<br />

b rgerliche bersch tzung der Kunst in unser Jahrhundert zu retten“ vermochten (1992,<br />

63), wird nun, in der Nachkriegszeit, repetiert und in der Verquickung von Technik und<br />

traditionellem Kunstbegriff erst zu Ende gef hrt.<br />

Doch im Grunde argumentieren die Verteidiger der abstrakten Kunst an den Vorw rfen<br />

Sedlmayrs vorbei. Der formuliert n mlich l ngst eine neue Gefahr in einer Ausweitung<br />

des Kunstbegriffs: „Wenn man alle Sch pfungen des Menschen Kunstwerke nennt, wenn<br />

man in einem Aeroplan, in einem sch nen Schiff - das ja auch herrlich sthetische<br />

Formen zeigen kann, das wird niemand leugnen - in demselben Sinne Kunstwerke sieht<br />

wie in der Kunst im engeren Sinne, auch dann ist die Kunst in Gefahr, denn dann verliert<br />

dieser Begriff seinen richtigen wahren Gehalt, und es werden jetzt viele Dinge<br />

Kunstwerke genannt und beanspruchen, Kunst in dem vollen Sinne zu sein, die fr her<br />

nicht Kunst hießen.“ (in Evers 1951, 54) Die Gefahr liege darin, daß „man die moderne<br />

Kunst nicht als Kunst wertet, nicht als das, was an ihr Kunst ist, sondern zun hst als<br />

das, was an ihr modern ist.“ (55)<br />

Sedlmayr bef rchtet einen Wertverlust des Kunstbegriffes durch eine Vermischung zwischen<br />

„Kultur“ und „Zivilisation“, Ort dieser Vermischung sei die „herrlich sthetische“<br />

Form. Man kann Sedlmayrs Kritik als eine direkte Reaktion auf die Ausf hrungen zur<br />

ungegenst ndlichen Kunst von Hilla Rebay verstehen. Ihr zufolge ist die Sch nheit das<br />

Medium der Kunst, das gleichzeitig auf eine innere, „geistige“ Sch nheit verweise. Ihre<br />

Argumentation beinhaltete eine Nivellierung der berkommenen Hierarchie zwischen<br />

„Kultur“ und „Zivilisation“ (siehe S. 128 f.). Doch Rebays Ausf hrungen allein h tten<br />

Sedlmayr vermutlich nicht zu solch einem Feldzug veranlaßt. Wahrscheinlicher ist, daß<br />

das Angebot Hilla Rebays zwei Jahre sp ter schon zu einem Teil der gesellschaftlichen<br />

Realit t geworden ist: Die Technik wird nicht mehr (nur) als Bedrohung angesehen, sondern<br />

gilt zunehmend als positiv besetzte Voraussetzung des Wiederaufbaus. Sedlmayr<br />

redet nicht mehr vom „zerst ckende[n] Wesen der Technik“ (Westpfahl in Evers 1951,<br />

188), sondern spricht von den „herrliche[n] sthetische[n] Formen“ (in Evers 1951, 54).

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