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166<br />

Kapitel 4<br />

Schon Hilla Rebay hatte vier Jahre zuvor weder die Gesellschaft noch den technischen<br />

Fortschritt f r nderungsw rdig gehalten, sondern f r eine Vers hnung und Befriedung<br />

pl diert, deren Ausl ser die Kunst sein sollte. Dieser Aspekt wird 1952 noch einmal<br />

konkretisiert und bekr ftigt. hnlich wie Hilla Rebays Vorschlag, abstrakte Bilder in die<br />

Gef ngnisse zu h ngen, um Verbrecher in bessere Menschen zu verwandeln, wird auch in<br />

diesem Fall ein heilsamer Einfluß der Kunst versprochen: „Wir w rden vielleicht mit Erstaunen<br />

feststellen, daß ein gut Teil der so oft und heftig angeprangerten Bosheit der<br />

Menschen gegenstandslos w rde, wenn sich der Mensch in einer entwirrten Wirklichkeit<br />

nicht mehr 'unbehaust' zu f hlen brauchte, wenn er Hoffnung haben k nnte, sich seelisch<br />

beruhigt darin zu beheimaten.“ (Große Perdekamp) 25<br />

Diese Vers hnungsleistung der Kunst wird wiederum als soziale Leistung der K nstler<br />

dargestellt: Die junge Generation der K nstler denke „mehr in den Formen der Gemeinschaft“<br />

und arbeite in der berzeugung, „daß das nstlerische Durchspielen des Generalthemas<br />

die Menschen vom Alpdruck einer berm htig gewordenen neuen Dingwelt<br />

freimachen wird.“ (Große Perdekamp) Grochowiak formuliert dieses Ziel nachtr glich<br />

noch viel klarer: Die Ausstellung sollte „die Integration von Kunst und Leben unkonventionell<br />

und richtungsweisend f r die Aufgaben des K nstlers in der Massen-Gesellschaft“<br />

(1991, 179) darstellen. Diese gesellschaftliche Funktion des K nstlers wird im Zusammenhang<br />

mit der Technik immer wieder formuliert: In Die Neue Zeitung vom<br />

11.02.1952 schreibt Joachim Sperr, die Gesellschaft m sse den K nstler wieder einbeziehen,<br />

der immer mehr an die Peripherie der menschlichen Gemeinschaft gedr ngt<br />

werde. „Er vor allem kann eine harmonische Zuordnung der Technik zum Menschen<br />

herstellen, wenn es mit seiner Hilfe gelingt, den 'Industrieausstoß' in eine rechte Proportion<br />

zum seelischen Maß des Menschen zu bringen.“ Nur so k nne das Jahrhundert<br />

seinen Stil finden.<br />

Große Perdekamps Ausf hrungen basieren allerdings auch auf der N he zu der K nstlergruppe<br />

Der junge Westen, 26 die den Zielen des Bauhauses eng verbunden war und zu<br />

25 Eine Anspielung auf das 1951 erschienene, damals vielgelesene Buch von Hans Egon Holthusen: Der<br />

unbehauste Mensch. Motive und Probleme der modernen Literatur (1955).<br />

26 Große Perdekam ber die K nstlergruppe Der Junge Westen: „Es geht ihnen darum, die technisierte<br />

Zeit, die uns noch nicht lebendiger Besitz geworden ist, in unser Leben einzuformen. Sie m chten die<br />

Diskrepanz in der heutigen Gesellschaft berwinden, die sich nicht nur zwangsl ufig hochentwickelter<br />

Instrumente bedient, sondern eine offenbare Freude an formklar durchgebildeten Verkehrsmitteln,<br />

Ger ten u.a. empfindet, in der Kunst dagegen sentimentale R ckerinnerungen liebt oder nur zu lieben<br />

glaubt. [...] Diese K nstler nehmen das Lebensgef hl des Industrieraumes, das doch weithin beispielhaft<br />

f r unsere ganze Zeit gesehen werden muß, in ihr eigenes sch pferisches Tun herein, um in Gestaltungen,<br />

die nicht anschaulich begriffen werden k nnen, dieses moderne Lebensgef hl nstlerisch<br />

zum Ausdruck zu bringen. Die Abstraktion wird ein unum[g] ngliches Mittel, dieses Lebensgef hl

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