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Kapitel 3<br />
Tante“ aus Amerika berichten, sondern die sich zum Teil wie Abhandlungen ber die<br />
ungegenst ndliche Kunst lesen. Ihren missionarischen Eifer, die gegenstandslose Kunst in<br />
Deutschland zu vergegenw rtigen, unterstrich sie auf diese Weise recht lebensnah mit<br />
den damals so raren Lebensmitteln, Kleidung, Pinseln und Farbe. Jochen Poetter urteilt:<br />
„So anzweifelbar sie in ihrer Originalit t, der gedanklichen Stringenz und dem bekennerisch-missionarischen<br />
Pathos sein m gen, wurden diese Briefe durchaus von K nstlern<br />
und wohl auch von Kunsthistorikern zur Kenntnis genommen.“ (ZEN 49 1986, 36) Diese<br />
Briefe gehen - soweit sie mir vorliegen - in die Auswertung mit ein, denn sie waren an<br />
den Personenkreis gerichtet, der als Kerngruppe der damaligen Diskussion ber abstrakte<br />
Kunst gelten kann. Mit großer Wahrscheinlichkeit geh rten zu den Empf ngern auch<br />
folgende Personen, mit denen Rebay in jener Zeit korrespondierte: Max Ackermann,<br />
Willi Baumeister, Julius Bissier, Carl Buchheister, Henri Davringhausen, Josef Fassbinder,<br />
Wolfgang Frankenstein, Thomas Grochowiak, Lotte Konnerth, Kurt Martin, Brigitte<br />
Meyer-Denninghoff (heute Maschinsky-Denninghoff), Otto Ralfs, Franz Roh, Gerd Rosen,<br />
Hans Secker, Otto Stangl, Hann Trier, Theodor Werner und Fritz Winter (vgl. Lukach<br />
1983).<br />
Auch mit ihrer Ver ffentlichung Gegenstandslose Malerei 23 im Ausstellungskatalog betrat<br />
Rebay keinesfalls Neuland. Im Bem hen, der us-amerikanischen ffentlichkeit ihr<br />
Vorhaben einer Sammlung und Stiftung Guggenheim nahezubringen und gleichzeitig den<br />
Vermittlungsauftrag, an dem Solomon R. Guggenheim gelegen war, zu erf llen, hielt sie<br />
seit 1931 Vortr ge und schrieb Katalogtexte f r die Ver ffentlichungen der Stiftung.<br />
Die Grundlagen der Reflexionen Rebays liegen in Europa. Zu ihrer Lekt re geh rten<br />
sicherlich Kandinskys Schriften und die Texte rund um den Kreis des Berliner Sturm.<br />
Außerdem stand sie auch nach ihrer bersiedlung in die USA in regem Schriftwechsel<br />
mit und Kontakt zu den Altmeistern und Theoretikern der ungegenst ndlichen Kunst: z.<br />
B. Moholy-Nagy, Kandinsky, Bill. Rebay brachte also kein g nzlich „fremdes“<br />
Gedankengut mit, als sie sich in das Kunstgeschehen im Nachkriegsdeutschland einmischte,<br />
sondern sch pfte aus einem intellektuellen Fundus, der schon in den 10er und<br />
20er Jahren des Jahrhunderts entstanden war. Gleichzeitig galt sie durch ihre Stellung am<br />
Museum of non-objective Painting in New York auch als Vertreterin Amerikas, und ihre<br />
Ausf hrungen lassen - wie noch zu zeigen sein wird - zugleich den Einfluß eines spezifisch<br />
„amerikanischen“ Kunstverst ndnisses erkennen.<br />
23 Der Text wurde mit nur geringen nderungen im gleichen Jahr auch abgedruckt in der Zeitschrift:<br />
Franz Roh (Hg.): Kunst - Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, Wohnkultur I, S. 103-106