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146<br />

Kapitel 4<br />

Trotz ihrer vermehrten Pr senz galt die moderne Kunst im allgemeinen Verst ndnis noch<br />

immer als schwer verdaulich. Eine Dokumentation in der Zeitschrift Der Spiegel 3 ber<br />

die Kunstausstellung Eisen und Stahl in D sseldorf 1952 soll hier stellvertretend das<br />

damalige ffentliche Klima dokumentieren: In einer ffentlichen Ausschreibung wurden<br />

K nstler aufgefordert, zum Thema „Eisen und Stahl“ zu arbeiten. Der Landesverband<br />

Bildender K nstler Nordrhein-Westfalen protestierte gegen die von einem Konsortium<br />

aus Vertretern der Landesregierung und Kunsthistorikern ausgew hlte Jury, diese sei „zu<br />

abstrakt“. Unter den 4.700 Einsendungen von 1.500 K nstlern - vom Spiegel als<br />

„M nner mit langen Haaren und Kordjoppen“ beschrieben - w hlte diese Jury die<br />

Preistr ger aus, deren Werke gleichfalls allesamt als „zu abstrakt“ verurteilt wurden. Bei<br />

den abgebildeten pr mierten Arbeiten 4 handelt es sich um Bilder mit durchaus<br />

„erkennbaren“ Motiven. Die Auslober des Preises und der Ausstellung aber waren<br />

entsetzt: „Unsere Arbeiter sind nat rlich empfindende Menschen, die k nnen sich<br />

darunter nichts vorstellen“, gab der Pressechef zu Protokoll (Hervorhebung KB).<br />

Obwohl sich die Argument hneln, wurden solche Reaktionen aber nur selten als Analogie<br />

zu der gleichzeitigen Debatte in der DDR gesehen. Dort wurde die sog. Formalismusdebatte<br />

schließlich von offizieller Seite „entschieden“. Die SED nahm 1950 zum<br />

ersten Mal gegen den Formalismus Stellung (vgl. Dollichon 1992, 75) und formulierte<br />

damit gleichzeitig eine Konfrontationsstellung zur BRD. In den Kommentaren und<br />

Ver ffentlichungen dieser Zeit wurde der westliche Formalismus unter anderem als<br />

„antinational“ bezeichnet, und einer der Hauptstreitpunkte war die Frage nach der<br />

Tradition (vgl. 103). Es wurde zum Kampf gegen den Formalismus aufgerufen, „um den<br />

dadurch gef hrdeten Fortbestand der deutschen Nation und ihrer Kultur zu garantieren.<br />

Untrennbarer Bestandteil dieses Kampfes sei die kritische Bewahrung des nationalen<br />

Erbes der deutschen Kunst, weil der Formalismus eine verneinende, ablehnende Haltung<br />

gegen ber dem nationalen Kulturerbe einnehme“ (104). Mit dem Formalismus waren<br />

ungegenst ndliche Kunstwerke allerdings nur als Spitze des Eisberges gemeint. Die<br />

Kritik richtete sich z. B. auch gegen das „abstrakte“ (vgl. 131) Wandgem lde Aufbau<br />

von Horst Strempel im S-Bahnhof Friedrichstraße in Berlin, das eine Personengruppe<br />

zeigte. 5 Anstoß erregte damals die Abweichung von einer anatomisch exakten<br />

3 „Ein roter Klecks“. 6. Jg., H. 19, 7. Mai 1952, S. 32 f.; hieraus alle folgenden Angaben. Vgl. auch den<br />

Bericht in Das Kunstwerk, H. 1, 1952, S. 60 f.<br />

4 Helmut J. Bischoff: Lokomotive; Alfred Haller: Werklandschaft.<br />

5 Als Resultat der Kritiken wurde das Wandbil bert ncht.

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