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„Deutsche“ Kunst nach 1945 9<br />

abstrakten und informellen Tendenzen der Kunst nach 1945 im Jahre 6 nach der<br />

deutschen Vereinigung den (Unter)Titel Deutsche Kunst 6 tragen. Sie proklamiert damit<br />

einen Alleinvertretungsanspruch und benennt zugleich das Abstrakte als „deutsch“. 7 Was<br />

aber hat es mit dieser Zuordnung einer Kunstform zu nationalen Besonderheiten auf sich?<br />

Die „Nation“, so die wohl unumstrittendste Definition, ist ein „kulturelles Kunstprodukt“,<br />

eine „vorgestellte politische Gemeinschaft.“ (Anderson 1996, 14 f.; vgl. auch<br />

Richter 1996, 68 f.) Und so bleibt auch in diesem Zusammenhang festzuhalten, daß es<br />

offentlichtlich einen Unterschied zwischen „deutsch“, „westdeutsch“ und „ostdeutsch“<br />

gibt und daß die Differenzierungen zwischen „abstrakt“, „expressionistisch“,<br />

„gegenst ndlich“ und „realistisch“ im Verh ltnis zu diesen Definitionen des „Deutschen“<br />

permanenten begrifflichen Verschiebungen ausgesetzt sind, die je nach den aktuellen<br />

Be rfnissen zur Abgrenzung variieren. Obgleich sie als ein nstlerisches Verfahren<br />

gilt, das eben nicht mehr nationale Themen, Motive, einen spezifischen nationalen<br />

Duktus oder hnliches zulasse, scheint die „Abstrakte Malerei“ in der j ngeren deutschen<br />

Geschichte als Variable zur Demonstration von Zugeh rigkeiten und Abgrenzungen und<br />

eben nicht als festgelegte Bezeichnung f r eine Kunstform zu dienen.<br />

Ein derart „fließender“ Begriff aber kommt, um dennoch immer wieder benutzbar und<br />

aussagekr ftig zu werden, nicht ohne permanente Neudefinition aus. Sowohl der Einsatz<br />

des Begriffes nach der Vereinigung der deutschen Staaten 1990 als auch die vorstehenden<br />

berlegungen ber die notwendige Begriffsbestimmung verweisen in die Nachkriegszeit:<br />

Im Zentrum dieser Untersuchung steht die „abstrakte“ Kunst im westlichen<br />

Nachkriegsdeutschland zwischen 1945 und 1952. Eine formale Definition dessen, was<br />

damals mit „abstrakter Kunst“ gemeint war, ist interessanterweise nur schwer zu treffen.<br />

Relativ klar ist nur, was sie (noch) nicht bezeichnete: In diesem Zeitraum gab es in<br />

Deutschland noch keine informelle abstrakte Kunst, ihr Deb t wird erst auf die<br />

Gr ndung der Gruppe Quadriga 1952 datiert. Auch die Abstrakten Expressionisten aus<br />

den USA wurden in Deutschland erst 1951 zum ersten Mal ausgestellt und zun hst nur<br />

wenig beachtet. Die als „abstrakt“ bezeichnete Kunst dieser Zeit in Deutschland umfaßte<br />

sicher unbestritten die geometrisierenden oder biomorphen „abstrakten“ Bilder von z. B.<br />

6 Kunst des Westens. Deutsche Kunst 1945-60. Kunstausstellung der Ruhrfestspiele Recklinghausen<br />

1996. Auch in den Texten des gleichnamigen Katalogs wird die Kunstentwicklung im Ostteil<br />

Deutschlands ignoriert.<br />

7 Auch in Ausstellungstiteln der 80er Jahre wie Westkunst (K ln 1981) sieht Michael H bl einen<br />

„gewissermaßen imperialistischen Gestus“ (1990, 83).

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