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Abstrakte Kunst als Modell einer neuen Ordnung 91<br />
Blitz gelesen werden. Die „Sonne“ besteht aus zwei ineinanderliegenden Kreisen, der<br />
innere ist blau, der ußere gelb. Solch eine Gestaltung in den Assoziationskomplex von<br />
abstrakten „Urformen“ einzuordnen, f llt heute schwer. Sie ließe sich wohl eher als<br />
abstrahierende Arbeit mit Anlehnungen an die kubistische Formensprache darstellen.<br />
Die Arbeiten Otto Ritschls er ffnen ein anderes Spektrum der „abstrakten“ Malerei im<br />
Sinne Domnicks, so z. B. die Tr<br />
mende (1947, Abb. 5). Das Bild zeigt eine sitzende<br />
Frau an einem ge ffneten Fenster mit Blick auf den Halbmond. Die Arbeit wird von<br />
großfl higen Farbfl hen dominiert, vorwiegend in Blau, Gelb, Rot und Schwarz. Die<br />
lteren Arbeiten Ritschls Sinnende (1946, Abb. 6), Paar (1946, Abb. 7) und vor allem<br />
die Vorkriegsarbeiten Komposition (1936, Abb. 8) und Janus (1933, Abb. 9) sind<br />
erstaunlicherweise weniger leicht gegenst ndlich lesbar.<br />
Bei Max Ackermanns Arbeiten (Abb. 10, 17) handelt sich um Kompositionen aus Farbfl<br />
hen und Linien, die an eine geometrische Formensprache anlehnen, ohne deren Pr i-<br />
sion z<br />
bernehmen. hnlich, aber wesentlich reduzierter, zeigt sich eine abgebildete<br />
Arbeit von Fritz Winter, der zum damaligen Zeitpunkt noch in Kriegsgefangenschaft war.<br />
Das Bild Gelbe Spinne aus dem Jahr 1932 (Abb. 11) zeigt auf einem rahmenartig angelegten<br />
dunklen Untergrund gelbe und weiße Striche und Flecken, die fast gestisch zu<br />
nennen sind.<br />
Von Willi Baumeister sind ebenfalls mehrere Arbeiten wiedergegeben (Abb. 12-14),<br />
hierunter u. a. ein Bild mit dem Titel Urformen (1946, Abb. 13). 67 Schon der Titel dieser<br />
Arbeit weist auf einen engen Zusammenhang zum Gedankengut Domnicks und nat rlich<br />
des K nstlers selbst hin. Der Leser des Sammelbandes und ein Teilnehmer der Veranstaltungen<br />
Domnicks mußte es in direkten Bezug zu den Vorlesungen bringen. 68 Es liegt<br />
nahe, daß Domnick seine Erl uterungen zur „Vorgestalt“ schwerpunktm ßig in Hinblick<br />
auf dieses Bild geschrieben hat, denn tats<br />
hlich sind hier keine „bestimmten Formen<br />
oder Bildinhalte“ (1947b, 128) erkennbar, sie werden nur angedeutet. Auf dem Malgrund<br />
sind in pointillistischer Malweise vielfarbige Strukturen aufgebracht, die sich reliefartig<br />
zu anscheinend monochromen Formen verdichten. Diese Formen lassen vielerlei<br />
Assoziationen zu: man meint Am ben, Fragmente von Tierdarstellungen, H nde und<br />
67 Interessanterweise tr gt das Bild auf einer neueren Postkarte der Staatsgalerie Stuttgart, in deren<br />
Sammlung es sich heute befindet, den Namen Urzeitgestalten.<br />
68<br />
berraschenderweise ist genau dieses Bild nur in Schwarz-Weiß abgebildet, und man kann nur<br />
spekulieren, daß diese Entscheidung getroffen wurde, weil das Bild auch im Original nur eine sehr<br />
ged mpfte Farbigkeit besitzt. In der Bildbeschreibung orientiere ich mich an einer farbigen<br />
Abbildung (aus Baumeister 1989), weil sie auch den Besuchern der Vortragsreihe so vor Augen<br />
stand.