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„Deutsche“ Kunst nach 1945 21<br />
son Pollocks Bilder beispielsweise wurden in Frankreich zwar schon 1946 ausgestellt<br />
(vgl. Herding 1988, 283), in Deutschland aber erst 1951. 29 Vergegenw rtigt man sich die<br />
damaligen Reiseschwierigkeiten f r Deutsche, so zeigt sich, daß nur eine kleine Schicht<br />
Privilegierter in Frankreich oder den Vereinigten Staaten Originale gesehen haben wird.<br />
Die erste Ausnahme bildete die Wanderausstellung Gegenstandslose Malerei in Amerika,<br />
die im Fr hjahr 1948 er ffnet wurde. Hier wurden allerdings geometrisch ungegenst<br />
ndliche, keineswegs aber abstrakt expressionistische Bilder gezeigt. Diese Schau,<br />
ihre Geschichte und Botschaft werden nachfolgend noch ausf hrlich vorgestellt (siehe<br />
Kap. 3).<br />
Auch Publikationen mit internationaler Ausrichtung erschienen nur in sp rlichem Umfang.<br />
In einer Sonderausgabe der Zeitschrift Das Kunstwerk von 1946, die der modernen<br />
Malerei gewidmet ist, finden sich keinerlei Abbildungen aktueller ungegenst ndlicher<br />
Malerei aus Frankreich oder den USA. Informationsm glichkeiten boten lediglich die<br />
Bibliotheken der Amerikah user, British Councils und franz sischen Kulturinstitute, in<br />
denen auch Kunstzeitschriften einzusehen waren (vgl. Straka/Suermann 1983, 271;<br />
Schmied 1986, 54). 30<br />
„[D]ie vom westlichen Ausland nach Deutschland eindringende Abstraktionsbewegung“<br />
(Thomas 1985, 12) ließe sich also fr hestens ab 1948, und auch bei weitem nicht in<br />
einem invasion ren Ausmaß, nachweisen. Thomas Kellein meint sogar, daß im Gegensatz<br />
zu den modernen Konsum tern die „bildenden K nste aus den USA bis 1958 auffallend<br />
unwirksam“ (1993, 211) blieben; Karl Ruhrberg urteilt, daß „[d]ie Protagonisten der<br />
Entwicklung - Wols in Europa, Pollock und de Kooning in Amerika - [...] nicht mehr als<br />
Geheimtips f r ein paar Eingeweihte“ gewesen seien (1992, 7), und Klaus Herding<br />
schreibt, daß nach dem Krieg „der erneute Anschluß an die internationale Moderne [...]<br />
nur m hsam zustande“ kam (1988, 282). Zwischen der neuen amerikanischen „expressiven“<br />
Abstraktion und den fr hen nachkriegsdeutschen geometrisch-ungegenst ndlichen<br />
Malereien bestehen nicht zuletzt betr htliche formal sthetische Unterschiede. 31 Das<br />
Argument von der „Importkunst“ kann also allein nicht ausschlaggebend gewesen sein.<br />
29 Ausstellung Amerikanische Kunst der Jahre 1720 bis heute im Amerikahaus in Berlin.<br />
30 Das Amerikahaus in Berlin er ffnete schon im Januar 1946, zeigte aber Ausstellungen erst ab 1950<br />
(vgl. Schroer 1988, 68, Anm. 13).<br />
31 In Deutschland habe es, so Herding, „R ckgriffe unterschiedlichster Art auf die Zeit vor dem NS-<br />
Regime, jenseits der Entwicklungen in Frankreich und den USA“, gegeben (1988, 284).